Knopf (Warenhaus)

Knopf (Warenhaus)

Das Unternehmen Knopf war zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und Ende der 1970er Jahre eine regional bedeutende südwestdeutsche und schweizerische Warenhauskette.

Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts von dem jüdischen Kaufmann Sally Knopf aus Freiburg im Breisgau gegründet. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Freiburger Warenhaus, bis 1938 im Besitz von Arthur Knopf, befand sich in der Innenstadt, Kaiser-Joseph-Straße 190-192, heute Teil der Zentrale der Sparkasse Freiburg. Das Warenhaus wurde ab 1933 boykottiert, 1938 „arisiert“. Arthur Knopfs Bruder wurde 1940 im Rahmen des „Euthanasie“-Programmes der Nationalsozialisten ermordet („Aktion T4“), er selbst kam 1938 ins KZ Dachau, konnte aber 1939 in die Schweiz fliehen. Die 1927/28 erbaute Villa der Familie Knopf in der Freiburger Beethovenstr. 8 ist erhalten und steht unter Denkmalschutz. Sie wurde nach Kriegsende von den französischen Besatzungstruppen beschlagnahmt, später kam sie in verschiedene private Hände. Sie ist seit 1989 in Besitz der „Johann Carl Müller-Stiftung“, Hamburg, die dort einen integrativen Montessori-Kindergarten betreibt. Ein so genannter „Stolperstein“ am Eingang zum Garten der Villa erinnert heute an die Geschichte der Familie Knopf.[1][2]

Von Freiburg ausgehend entstanden zunächst mehrere deutsche Filialen, z.B. in Colmar (damals zum Deutschen Reich, Reichsland Elsaß-Lothringen, gehörend) und 1899 in Lörrach. 1909 wurde dort ein moderner Neubau im Jugendstil errichtet, der erste reine Betonbau der Stadt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch hier – durch am Eingang postierte SA-Leute – ein Boykott durchgesetzt, die Besitzerfamilie vertrieben und das Warenhaus anschließend „arisiert“. Es wurde nach Kriegsende ebenfalls umbenannt in „Kaufhaus für Alle“. 1968 erwarb die Stadt Lörrach den Bau und ließ ihn 1992 durch den Freiburger Architekten Professor Günter Pfeifer zur heute darin befindlichen Stadtbibliothek umbauen. [3]

Schweiz

Ab 1895 kam die erste schweizerische Filiale in Basel hinzu; sie war das erste Warenhaus in Basel. In kurzer Folge eröffnete Knopf weitere Warenhäuser in Luzern, Freiburg im Üechtland (1907) und Interlaken[4][5] In den 1920er Jahren wurden die Schweizer Filialen zu vier von Schweizern geleiteten, rechtlich selbstständigen Aktiengesellschaften umgewandelt, die aber im Einkauf kooperierten. Durch Heirat der fünf Töchter von Sally Knopf gingen die Häuser später auch überwiegend in das Eigentum von Schweizern über.[6] Nachdem sie über vier Generationen in Familienhand geblieben war, musste die Basler Knopf AG im Herbst 1978 in Liquidation gehen.[7] Am 4. März 1978 wurde die Basler Knopf AG vom Bekleidungskonzern C&A übernommen[8]

Karlsruhe

In Karlsruhe betrieben die Geschwister Johanna und Max Knopf ebenfalls ein Warenhausunternehmen („Geschwister Knopf Karlsruhe“) mit Zweigniederlassungen (u.a. in Luxemburg).[9] Das Karlsruher Warenhaus wurde von 1912 bis 1914 errichtet nach einem Entwurf des renommierten Architekten Wilhelm Kreis, der in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auch für andere Handelskonzerne solche Häuser schuf (so für die Leonhard Tietz AG in Köln und Wuppertal-Elberfeld sowie für die Theodor Althoff AG in Dortmund und Essen). Im Zuge der „Arisierung“ wurde auch hier die Familie Knopf 1938 enteignet und das Kaufhaus am 4. September 1938 von der „Friedrich Hoelscher KG“ übernommen. Nach Kriegsende erwarb es 24. August 1953 der Kaufhauskonzern Karstadt, der es bis heute betreibt.

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Information des Montessori-Kindergartens, S. 38
  2. Im Staatsarchiv Freiburg sind Akten erhalten über einen Prozess vor dem Landgericht (A 25/1 Nr. 300), den der Freiburger Kommerzienrat Julius Mez 1910/11 gegen das Warenhaus Sally Knopf wegen „Hypothekengefährdung“ führte. In dem Akt befinden sich auch Baupläne des Kaufhauses.[1]
  3. Hauptquelle: Internetseite der Stadtbibliothek Lörrach
  4. Abbildung einer Namensaktie der Sally Knopf AG, Interlaken, ausgestellt am 2.9.1935
  5. Ein ehemaliger Geschäftsführer der Zürcher Knopf-Filiale, Julius Brann, eröffnete – als damals Zwanzigjähriger – 1896 in Zürich ein eigenes Warenhaus, dem schon 1897 eine Niederlassung in Basel und 1899 eine weitere in St. Gallen folgten. Im Jahre 1900 wurde das Zürcher Kaufhaus Brann in einen größeren Neubau an der Bahnhofstrasse verlegt, 1908 von der bisherigen Rechtsform einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Bis 1929 wurden die Brann-Häuser mehrfach ausgebaut und neue Filialen in der Schweiz errichtet. Die „Julius Brann AG“ wurde so ab Mitte der 1930er Jahre zum größten schweizerischen Detailhandelsunternehmen mit rund 2200 Angestellten. 1939 übernahm Dr. Oscar Weber das Unternehmen und benannte es 1941 in „Oscar Weber AG“ um. Zwischen 1956 und 1966 entstanden weitere Filialen in der Deutschschweiz. Mitte der 1970er Jahre besass die Gruppe zwölf „Weber“-Warenhäuser und mehrere unter anderen Namen aufttetende Tochterfirmen (z.B. das Kaufhaus „Regina“ in Dietikon). Gemeinsam mit der „Neue Warenhaus AG“ (in der Deutschschweiz unter „EPA“ und in der Romandie unter „UNIP“ firmierend) war die „Oscar Weber AG“ unter dem Dach der in Zürich ansässigen „Oscar Weber Holding“ vereint. Zwischen 1930 und 1933 entstanden zehn Filialen, denen 1948 weitere Häuser in Luzern und Fribourg folgten, schließlich zwischen 1956 und 1972 nochmals 13. (Quelle: M. Herr: Detailhandelsführer Schweiz, Handelskammer Deutschland/Schweiz, Zürich 1973; nach Thomas Tobler: Entwicklungsgeschichte der Schweizer Warenhäuser, Höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule (HWV) Bern, 1976) Anfang 2000 übernahm die Schweizer Coop-Genossenschaft die „EPA“-Häuser und wandelte diese in „CoopCity“-Warenhäuser um. (Quelle: Swiss Retail Federation [2].)
  6. Thomas Tobler: Entwicklungsgeschichte der Schweizer Warenhäuser, HWV Bern, 1976.[3]
  7. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1978. Reihe: Basler Stadtbuch, Bd. 99, Basel 1979, ISBN 3-85616-006-X.
  8. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1978. Reihe: Basler Stadtbuch, Bd. 99, Basel 1979, ISBN 3-85616-006-X.
  9. „Memorial des Großherzogtums Luxemburg“, Nr. 14, 26. März 1910: Handelsfirmen-Register, S. 144 [4]

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