- Koberstadt
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Die Koberstadt ist eine hallstättische Grabhügelgruppe unweit des hessischen Langen im Kreis Offenbach. Sie liegt im nach ihr benannten "Koberstädter Wald" östlich der Stadt. Der Name Koberstadt leitet sich von Kupferstätte ab, denn schon früh wurden hier Metallfunde gemacht.[1]
Inhaltsverzeichnis
Grabhügelgruppe
Die Koberstadt stammt aus dem 8. und 7. Jahrhundert vor Christus, aus der Hallstattzeit (Stufe Hallstatt C) und umfasst 29 Grabhügel. Davon wurden zehn Hügel mit bis zu 21 Metern Durchmesser und bis zu 1,95 Metern Höhe seit 1891 archäologisch untersucht.[2] Zum Teil enthielten sie sehr aufwändige Innenbauten aus Stein oder Hügelbekrönungen mit Steinstelen. Aufgrund der Grabausstattung wird die gesamte regionale Kultur aus der Hallstattzeit auch als Koberstädter Kultur bezeichnet.[3] Durch die geschützte Lage im Wald sind die Grabhügel noch gut erhalten. Es kam daher nicht zu Beeinträchtigungen durch Bautätigkeiten oder landwirtschaftliche Arbeiten. Die archäologischen Funde sind im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ausgestellt.
Im Kreis Offenbach gibt es noch weitere 40 Grabhügelgruppen mit über 400 Hügeln. Auch in der Nähe der Koberstadt befinden sich noch weitere kleinere Grabhügelgruppen.
Siedlung
Im Jahr 1900 wurde am Westhang einer Sanddüne eine Erdbefestigung freigelegt. Diese Befestigung war nierenförmig und hat einen Längsdurchmesser von 330 Metern. Im Zentrum befand sich eine Siedlung, die von einem Wall mit Brustwehr und doppelten Graben geschützt wurde. Zusätzlich war die Siedlung durch eine Reihe spitzer Pfähle und geflochtenes Astwerk geschützt. Es bestanden fünf Zugänge, die verschlossen werden konnten.
Der äußerste Graben ist 810 Meter lang und die umschlossene Fläche 3,5 Hektar groß. Zur Befestigung dieser Anlage sollen rund 1.000 Männer notwendig gewesen sein. Aufgrund zweier Skelettfunde konnte die Siedlung ungefähr auf das Jahr 800 vor Christus datiert werden.[4]
Von der eigentlichen Siedlung konnten sechs runde Wohnstellen nachgewiesen werden.
Die Ausgrabungen in der Koberstadt durch den großherzoglich hessischen Hofrat Friedrich Kofler ab 1900 erregten Aufsehen und waren in der Fachwelt viel beachtet. Die Existenz der Befestigungsanlagen wurde nach Ausgrabungen im Jahr 1980 von einigen Archäologen angezweifelt.[5] Die Siedlungsreste und Funde aus den Grabhügeln aber zeugen weiterhin von einer großen Anzahl Menschen, die in der Hallstattzeit hier lebten.
Einer überlieferten Sage nach soll auf der Koberstadt ein heidnischer König residiert haben, der in Gestalt eines Hirsches durch seine Stadt irrte. Seine Stadt soll mitsamt ihren Einwohnern untergegangen sein.
Auf dem Gebiet der Langener Gemarkung wurden zahlreiche weitere Funde unter anderem aus der Hallstattzeit und der La-Tène-Zeit gemacht.[6]
Weitere Entwicklung
Über das Ende der Koberstadt ist nichts bekannt. Fest steht, dass ab Mitte des ersten Jahrhunderts die elbgermanischen Sueben in die Region einwanderten. Die wahrscheinlich aus der Bevölkerung der Hallstattzeit hervorgegangenen Kelten blieben zum Teil neben den Sueben weiterhin sesshaft und bewohnten an einigen Stellen der Region ihre alten Siedlungen weiter.
Im ersten Jahrhundert kam das Gebiet (das sogenannte Dekumatland) außerdem zunehmend unter römische Kontrolle und wurde spätestens 125 nach Christus als Civitas Auderiensium in der Provinz Obergermanien organisiert. Das nahe gelegene Langen entstand wahrscheinlich erst um 500-600 n. Chr. mit Besiedelung durch fränkische Einwanderer.
Schlossplanung
Ganz in der Nähe plante um 1565 Graf Wolfgang von Ysenburg-Ronneburg ein Schloss. Es sollte für jeden Tag des Jahres ein eigenes Fenster erhalten. Der Graf ließ sein Schloss letztendlich bei Kelsterbach errichten und die Bauarbeiten wurden abgebrochen. Erhalten sind die Brunnenstube und der Keller des nicht vollendeten Schlosses.[7]
Marathonlauf
Seit 1978 findet im Koberstädter Wald der Koberstädter Wald-Marathon statt.
Einzelnachweise
- ↑ Zur Herkunft des Namens „Koberstadt“ Hans Ludwig
- ↑ vgl. Karl Nahrgang S. 103 - 107
- ↑ Die „Koberstädter Kultur“ Haus der Stadtgeschichte Offenbach
- ↑ vgl. Karl Nahrgang S. 107/108
- ↑ vgl. Alfred Kurt S. 13
- ↑ vgl. Karl Nahrgang S. 97 - 122
- ↑ Schlossbau durch Wolfgang von Ysenburg-Ronneburg Regionalpark Südwest
Literatur
- Karl Nahrgang: Die Bodenfunde der Ur- und Frühgeschichte im Stadt- und Landkreis Offenbach am Main, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, 1967
- Alfred Kurt: Stadt und Kreis Offenbach in der Geschichte. Hg. Offenbach-Post, Bintz-Verlag, 1998, ISBN 3-87079-009-1
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