- Koevoet
-
Koevoet (Afrikaans oder Niederländisch für Nageleisen) war eine paramilitärische Antiaufstandseinheit der südafrikanischen Polizei, die zwischen 1978 und 1989 vorrangig in Südwestafrika (heute Namibia) operierte.
Die Einheit verfolgte mit Hilfe von einheimischen Fährtenlesern in gepanzerten Truppentransportern SWAPO-Rebellen in einem Guerillakrieg. Gegen die Einheit erhob SWAPO Vorwürfe von Folter und Vergewaltigung. Mit dem Übergang Namibias in die Unabhängigkeit und dem Ende der Apartheidsära in Südafrika wurde Koevoet Ende 1989 aufgelöst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem ersten Weltkrieg sprach der Völkerbund das ehemalige Deutsch-Südwestafrika der Südafrikanischen Union als Mandatsgebiet zu. Südafrika behielt das Gebiet auch nach dem Zweiten Weltkrieg in den Zeiten der Apartheid und auch nach der Resolution 435 des UN-Sicherheitsrates, die Südafrika zum Verlassen des Landes aufforderte. In den Zeiten der Dekolonialisierung brachen zahlreiche Guerillakriege gegen die ehemaligen Kolonialmächte aus. Besonders heftig geschah dies im nördlich an Südwestafrika angrenzenden Angola.
Da Südwestafrika von Südafrika als Teil des Staates angesehen wurde, fielen Probleme dort in den Aufgabenbereich der Polizei und nicht des Militärs. Nachdem die Unabhängigkeitsbewegung SWAPO 1961 den bewaffneten Kampf gegen Südafrika aufnahm, wurde aber schnell offensichtlich, dass normale Polizeikräfte der SWAPO nicht gewachsen waren. Der Bürgerkrieg in Angola griff auch auf Südwestafrika über, unter anderem deshalb da Südafrika das südliche Angola besetzte, um eine Schutzzone gegenüber den marxistischen Rebellen zu haben.
Koevoet war 1978 die Idee von Hans Dreyer, damals Colonel später Major-General der südafrikanischen Armee. Er orientierte sich dabei an den Flechas, die Portugal in Angola eingesetzt hatte und den Selous Scouts aus Rhodesien; jeweils einheimische Fährtenleser, die unter weißen Offizieren auf Seiten der Kolonialmächte kämpften.
In den Zeiten ihrer Existenz verlor Koevoet 153 Mann und tötete mindestens 3.681 vermutete SWAPO-Männer.
Auflösung
1989 wurde Koevoet offiziell Teil der von Südafrika kontrollierten Südwestafrikanischen Polizei. Sie unterstützten sie militärische South West African Territorial Force im Kampf gegen die SWAPO. Diese warf Koevoet und der SWATF zahlreiche Menschenrechtsverletzungen inklusive Vergewaltigung und Folter vor.
Die Frage, was mit Koevoet passieren sollte, erwies sich als eine der schwierigsten, als Namibia unabhängig wurde. Die Einheit wurde erst nach der Resolution 435 gegründet, tauchte deshalb nicht in der Resolution auf und ebenso wenig im Vertrag, der Namibia in die Unabhängigkeit entlassen sollte. Obwohl offiziell seit Mai 1989 ein regulärer Teil der Südwestafrikanischen Polizei agierten sie doch ähnlich weiter wie zuvor und lieferten sich Kämpfe mit der SWAPO. Der UN-Gesandte Martti Ahtisaari drohte schließlich damit, den ganzen Friedensprozess zu stoppen, wenn das Koevoet-Problem nicht gelöst würde und die Existenz der Einheit den Vorschriften des Abkommens, das von "leicht bewaffneter Polizei" sprach zuwiderliefe.
Schließlich reiste UN-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar in das Land, woraufhin Resolution 640 des Sicherheitsrats vom 28. August 1989 erfolgte, die die Auflösung von Koevoet und seiner Kommandostrukturen forderte. Schließlich verkündete Südafrikas Außenminister Pik Botha am 28. September 1989, dass 1.200 Koevoet-Mitglieder abgewickelt würden und weitere 400 folgten am 30. Oktober. Die Demobilisierung erfolgte unter Aufsicht von Militärbeobachtern der UNTAG.
Nach ihrer Auflösung fanden viele Mitglieder der Koevoet Beschäftigung in Privaten Sicherheits- und Militärfirmen wie Executive Outcomes und später Sandline International, wo sie teilweise zusammen mit ihren ehemaligen Gegnern der angolanischen Armee gegen ihre ehemaligen Verbündeten der UNITA kämpften.
Struktur
Koevoet bestand aus 3.000 Mann, von denen die meisten Stammesangehörigen der Ovambo waren, die unter 300 weißen Offizieren und Unteroffizieren dienten. Die Offiziere stammten aus der südafrikanischen oder der südwestafrikanischen Polizei und hatten ein Extra-Training bei den Südafrikanischen Spezialeinheiten durchlaufen. Je 40 Mann formten ein Platoon und waren mit minengeschützten, gepanzerten Truppentransportern Casspir ausgestattet, wovon einer eine 20mm-Kanone trug und mit einem Versorgungstruck. Sie waren eine Woche im Busch und eine Woche im Lager in Oshakati.
Taktik
Koevoet war vor allem damit beschäftigt SWAPO-Kämpfer aufzuspüren, die zu Fuß unterwegs waren. Sie fanden ihre Spuren entweder durch Patrouillenfahrten in Gebieten, in denen die SWAPO oft unterwegs war, in Gegenden in denen kürzlich ein Angriff stattgefunden hatte oder durch Tipps aus der lokalen Bevölkerung.
Nachdem Koevoet einen Spur ausgemacht hatte, fuhr ein Fahrzeug einige Kilometer in die vermutete Richtung und dort suchte ein Fährtenleser nach der Fortsetzung; war er erfolgreich kam der Rest des Platoons nach. Auf diese Art und Weise konnten sie oft die sich zu Fuß fortbewegenden Rebellengruppen innerhalb von kurzer Zeit erreichen. Da die Fährtensucher meistens die Entstehungsuhrzeit der Spuren und die Geschwindigkeit der Rebellen einschätzen konnten, wussten die Platoons meistens recht genau, wann sie der SWAPO begegnen würden. Kurz vorher sammelten sie sich in ihren bewaffneten Transportern und griffen die mit RPG-7-Raketenwerfern, AK-47s, Karabinern und Maschinenpistolen bewaffneten Rebellen an.
Literatur
- Peter Stiff: The Covert War: Koevoet Operations in Namibia 1979-1989. Galago Publishing Pty Ltd, 2000, ISBN 1-919854-03-7
Weblinks
Kategorien:- Geschichte (Namibia)
- Militärgeschichte Südafrikas
Wikimedia Foundation.