Kolbenschmidt Pierburg

Kolbenschmidt Pierburg
Kolbenschmidt Pierburg AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007037905
Gründung 1997
Sitz Neckarsulm, Baden-Württemberg
Mitarbeiter 10.300 (2009)
Umsatz 1,5 Mrd. EUR (2009)
Website www.kspg-ag.de

Die Kolbenschmidt Pierburg AG ist die Automobilsparte des Mutterkonzerns Rheinmetall. Das Unternehmen entstand 1997 durch die Fusion der KS Kolbenschmidt GmbH aus Neckarsulm mit der Pierburg GmbH in Neuss, das Unternehmen ist daher an den verschiedenen Stammsitzen landläufig als Kolbenschmidt bzw. Pierburg bekannt.

Die Kolbenschmidt Pierburg AG hat ihren Sitz in Neckarsulm und ist weltweit tätig in der Entwicklung, Fertigung und Ersatzteillieferung von Kolben, Motorblöcken und Gleitlagern sowie Systemen zur Luftversorgung und Schadstoffreduzierung und im Bereich Pumpen. Das Unternehmen beschäftigt rund 10.300 Mitarbeiter an Standorten in Europa, Nord- und Südamerika sowie in Japan und China. Der Umsatz betrug 2009 rund 1,5 Mrd. EUR.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kolbenschmidt

„Customer Center“ (Kundenzentrum) der Kolbenschmidt AG in Neckarsulm

Karl Schmidt (1876–1954), Sohn des NSU-Gründers Christian Schmidt, gründete am 1. April 1910 in Heilbronn die Deutschen Ölfeuerungswerke. Schmidt hatte eine Ausbildung bei NSU in Neckarsulm und bei Austin in Birmingham genossen und war Oberingenieur und Prokurist der NSU. Er patentierte ein ölgefeuertes Schmelzverfahren für Metall, produzierte entsprechende Schmelzöfen und verarbeitete auch selbst Leichtmetall-Schrott. 1917 übersiedelte und expandierte der Betrieb nach Neckarsulm und produzierte dort nun auch Kolben-Rohlinge für die Automobilindustrie. 1924 wurde für eine abermalige Expansion die Metallgesellschaft aus Frankfurt Mehrheitseigner des Unternehmens, Gründer Schmidt stieg 1927 aus. 1934 wurde auch die Endfertigung von Kolben aufgenommen, 1937 die Ofenbau-Sparte verkauft. Das Neckarsulmer Werk wurde bei einem Luftangriff im März 1945 fast vollständig zerstört, nach dem Krieg jedoch wieder aufgebaut. Bis Februar 1948 war das im Wiederaufbau befindliche Werk für Reparationszwecke beschlagnahmt, bis April 1949 bestand eine Vermögenssperre. Im Jahr 1951 waren in Neckarsulm rund 1100 Menschen bei Kolbenschmidt beschäftigt, im Werk Hamburg waren es 500. Das Unternehmen wuchs in den 1950er und frühen 1960er Jahren kontinuierlich. Die Entwicklung stagnierte leicht während der Rezession von 1966/67, doch war das Unternehmen 1969 dennoch mit fünf Werken und insgesamt 5400 Beschäftigten das größte Leichtmetall-Gusswerk in Europa und Marktführer unter den Kolben- und Lagerherstellern. 1972 führte das Unternehmen die Fertigung mit NC-Maschinen ein, ab 1976 kamen CAD-Programme zum Einsatz. 1978 überstieg der Jahresumsatz die Marke von 500 Millionen DM. In den 1980er Jahren expandierte das Unternehmen im Auslandsgeschäft und konnte damit den Konzernumsatz immens steigern. Gegen Ende der 1980er Jahre überschritt der Konzernjahresumsatz erstmals 1 Milliarde DM, wobei im Geschäftsjahr 1988/89 bei einem Jahresumsatz von 1,288 Mrd. DM der Auslandsumsatz 42,1 Prozent ausmachte. 1989 hatte die Kolbenschmidt AG 6389 Beschäftigte, davon 3412 im Stammwerk Neckarsulm. Nach wie vor befinden sich die Betriebe von Kolbenschmidt und Audi in unmittelbarer Nachbarschaft und stellen gemeinsam mehr als die Hälfte der knapp 30.000 Arbeitsplätze in Neckarsulm.

Pierburg

Bernhard Pierburg (1869–1942) gründete am 25. März 1909 gemeinsam mit seinen Brüdern Heinrich-Hermann und Wilhelm in Wilmersdorf bei Berlin das Stahlhandelsunternehmen Gebr. Pierburg oHG, das 1923 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. 1926 erwarb Pierburg die insolvente Arthur Haendler & Cie., die in Lizenz französische Solex-Vergaser fertigte. 1928 wurde von Alfred Pierburg (* 1903) ein eigener Vergaser entwickelt, der in Hanomag-Fahrzeuge eingebaut wurde. 1935 Gründung der Deutschen Vergaser-Gesellschaft (DVG), die künftig vom Stahlhandelsgeschäft getrennt operierte. 1938 Liquidierung der Pierburg AG. Durch bedeutende Rüstungsaufträge der DVG stieg Alfred Pierburg zum Wehrwirtschaftsführer West auf, der die Rüstungsproduktion im besetzten Frankreich koordinierte. Die Produktionsanlagen der DVG wurden 1945 von Berlin in die Lausitz verlegt, dort nach Kriegsende jedoch beschlagnahmt und demontiert. Nach Kriegsende gelang Pierburg der Aufbau eines neuen Unternehmens in Neuss und in West-Berlin, das mit der Produktion von Vergasern abermals zu bedeutender Größe anwuchs. In den 1970er Jahren kam es in Neuss mit zu den ersten wilden Streik in Deutschland. 1986 wurde Pierburg von der Rheinmetall AG erworben.

Der Kölnische Kunstverein zeigte im Jahr 2005 erstmals die 1974 entstandene Dokumentation Ihr Kampf ist unser Kampf über einen wilden Streik bei Pierburg in Neuss 1973. Die Arbeitsniederlegung von mehreren hundert Migrantinnen sollte mit zum Modell für die Arbeitskämpfe des Jahres 1973 werden.

Kolbenschmidt-Pierburg AG

Die Kolbenschmidt Pierburg AG mit Sitz in Neckarsulm entstand 1997 durch die Fusion der KS Kolbenschmidt GmbH aus Neckarsulm mit dem seit 1986 zu Rheinmetall gehörenden Vergaserhersteller Pierburg GmbH in Neuss.

Das Unternehmen ist in selbstständig handelnde Geschäftsbereiche unterteilt:

  • Pierburg
Systeme und Komponenten zu Luft-, Kraftstoff-, Unterdruckversorgung, Schadstoffreduzierung
  • Pierburg Pump Technology
Öl-, Wasser- und Vakuumpumpen
  • KS Kolbenschmidt
PKW-/NKW-Kolben, Großkolben
  • KS Gleitlager
Gleitlager, Buchsen
  • KS Aluminium-Technologie
Motorblöcke
  • MS Motor Service International
Aftermarkethandel für Freie Werkstätten und Motorinstandsetzungsbetriebe

Am 26. September 2007 stellte die Geschäftsführung Pläne vor, denen zufolge das Unternehmen zur Steigerung der Profitabilität und zur Verhinderung zukünftiger Verluste bis zum Jahr 2010 über 500 Arbeitsplätze in der Kolbenfertigung streichen will. Das Werk in Hamburg mit 217 Beschäftigten wurde 2010 geschlossen, in Neckarsulm sollen von 630 Arbeitsplätzen im Kleinkolbenwerk etwa 300 wegfallen. Der größte Teil der Kolbenproduktion soll ins Ausland verlagert werden. Damit sollen jährlich über 25 Millionen Euro eingespart werden. Die IG Metall kündigte Widerstand gegen die Pläne an.[1]

Kolbenschmidt Pierburg zählt zu den 100 größten Automobilzulieferern der Welt und ist bei Abgasrückführsystemen, Sekundärluftsystemen, elektrischen Kühlmittelpumpen und Kolben für Pkw-Ottomotoren Weltmarktführer.[2]

Einzelnachweise

  1. Manfred Stockburger: Kolbenschmidt will 500 Stellen streichen. In: Heilbronner Stimme vom 27. September 2007, S. 29
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.

Weblinks


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