- Konrad von Maurer
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Konrad von Maurer (* 29. April 1823 in Frankenthal (Pfalz); † 16. September 1902 in München) war ein deutscher Rechtshistoriker. Maurer gilt als einer der bedeutendsten Erforscher der altnordischen Rechts- und Verfassungsgeschichte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Konrad Heinrich Maurer wurde 1823 als einziger Sohn von Georg Ludwig von Maurer und Friederike Maurer geb. Heydweiler geboren. Er hatte noch eine ältere Schwester Charlotte Maurer (1821-1874). Im Jahr 1826 zog die Familie von der Pfalz nach München um, da der Vater an die Universität München zum Professor der deutschen Rechtsgeschichte berufen worden war. Hier verlor Konrad Maurer seine Mutter im Alter von sieben Jahren. Zwei Jahre seiner Kindheit lebte er in Griechenland, wo sein Vater ein hohes politisches Amt in der Regierung Ottos bekleidete, anschließend zog die Familie zurück nach München.
Konrad Maurer wurde von Hauslehrern unterrichtet und schloss seine Schulausbildung 1839 am Alten Gymnasium (heute: Wilhelmsgymnasium München) ab. Er verspürte als Jugendlicher zunächst eine große Neigung zu den Naturwissenschaften, insbesondere der Mineralogie. Er studierte dann jedoch, dem Wunsch seines Vaters entsprechend, Rechtswissenschaft in München, Leipzig und Berlin. Er promovierte 1845 im Alter von 22 Jahren und folgte ab 1847, gegen seinen eigentlichen Willen, einer Berufung zum außerordentlichen Professor der Rechte an der Universität München. 1855 wurde er zum ordentlichen Professor des Deutschen Privatrechts und des Deutschen Staatsrechts befördert.
Maurer entwickelte ein besonderes Interesse an den nordischen Völkern und ihrer Kultur und Geschichte, insbesondere an Norwegen und Island. Er war ein enger Freund von Peter Christen Asbjørnsen und gilt in Island als einer der wichtigsten Förderer des Landes. Er setzte sich ab 1856 öffentlich für die politische Unabhängigkeit Islands von Dänemark ein, lernte die isländische Sprache und besuchte im Jahr 1858 die Insel. Inspiriert von seiner persönlichen Bekanntschaft mit Jacob Grimm sammelte er auf dieser Reise auch isländische Volkssagen, die er nach seiner Rückkehr in Buchform veröffentlichte. Dies war die erste größere Veröffentlichung isländischer Sagen in Deutschland.
Wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Island heiratete Konrad Maurer Valerie von Faulhaber. Aus der Ehe gingen zwischen 1859 und 1869 acht Kinder hervor, von denen zwei schon in der Kindheit starben. Sein ältester Sohn Ludwig Maurer (1859-1927) wurde Professor der Mathematik in Tübingen. Markus Maurer (1861-1891) unterrichtete als Privatdozent für Geschichte in Würzburg. Der jüngste Sohn Friedrich Maurer (1866-1914) wurde Major des 14. Bayerischen Infanterieregiments.
1865 wurde Maurer in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Maurer spezialisierte sich auf die nordische Rechtsgeschichte und wurde auf diesem Gebiet ein führender Experte. Er hielt Vorlesungen in München und Oslo. Damit legte er einen Grundstein für das Fach der Nordischen Philologie bzw. Skandinavistik. Maurer gilt als „der eigentliche Bahnbrecher der nordisch-germanischen Rechtsforschung in Deutschland, als Begründer einer kontinentalen, deutschen Rechtsschule für nordgermanisches Recht, die mit Karl von Amira ihren Höhepunkt erreichen sollte“.[1] Zur gleichen Zeit wurde er wegen seiner Verdienste in den Adelsstand erhoben, lehnte jedoch im persönlichen Umgang den "von"-Titel zeitlebens ab. 1876 wurde er zum Ehrendoktor der Universität Christiania (heute Universität Oslo) ernannt.
Obwohl Maurer als Rechtshistoriker hohes Ansehen genoss und seine Vorlesungen gerühmt waren, bedauerte er selbst, dass er durch sein Lehramt gebunden seinen eigentlichen Forschungsneigungen nicht genügend nachgehen konnte. Konrad von Maurer starb 1902 in München, wo er auf dem Neuen Teil (in Sektion 30) des Alten Südfriedhofs bestattet wurde.[2] Seine bedeutende Bibliothek, die er von seinem Vater Georg Ludwig geerbt und erweitert hatte, wurde nach seinem Tod an die Bar Association of New York verkauft. Ein Teil davon befindet sich heute in der Bibliothek der Yale Law School.
Wichtige Werke
- Ueber das Wesen des ältesten Adels der deutschen Stämme in seinem Verhältniß zur gemeinen Freiheit. München: Verlag der literarisch-artistischen Anstalt, 1846. (Dissertation) Digitalisat
- Die Bekehrung des Norwegischen Stammes zum Christenthume, in ihrem geschichtlichen Verlaufe quellenmäßig geschildert. Bd. I + II. München: Christian Kaiser, 1855/56. Digitalisat Bd. I, Bd. II
- Die Gull-Þóris Saga oder Þorskfirðínga Saga. Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1858. Digitalisat
- Íslandsferð 1858. Reykjavík: Ferðafélag Íslands, 1997. (Reisebericht, bislang nur in isländischer Übersetzung erschienen)
- Isländische Volkssagen der Gegenwart. Vorwiegend nach mündlicher Überlieferung gesammelt und verdeutscht. Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1860. Digitalisat
- Island, von seiner ersten Entdeckung bis zum Untergange des Freistaats. München: Christian Kaiser, 1874.
- Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte. 5 Bde. 1907-1910. (postum)
Einzelnachweise
- ↑ Feine, Hans: Die Rechtshistoriker. In: Geist und Gestalt (Biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vornehmlich im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens), Erster Band, Geisteswissenschaften, S. 228, München 1959.
- ↑ Schier, Kurt: Konrad Maurer und der Beginn nordischer Studien an der Universität München. In: Böldl, Klaus; Kauko, Miriam (Hg.): Kontinuität in der Kritik. Zum 50jährigen Bestehen des Münchner Nordistikinstituts: Historische und aktuelle Perspektiven der Skandinavistik. Freiburg i. Br.: Rombach, 2005. Rombach Wissenschaften; Reihe Nordica, Bd. 8. S. 19ff.
Weblinks
- Literatur von und über Konrad von Maurer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Informationsseite über Konrad von Maurer
Personendaten NAME Maurer, Konrad von KURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtshistoriker GEBURTSDATUM 29. April 1823 GEBURTSORT Frankenthal (Pfalz) STERBEDATUM 16. September 1902 STERBEORT München
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