Kraftwerk Ensdorf

Kraftwerk Ensdorf

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Kraftwerk Ensdorf
Kraftwerk Ensdorf
Kraftwerk Ensdorf
Lage
Kraftwerk Ensdorf (Saarland)
Kraftwerk Ensdorf
Lage in SaarlandSaarland Saarland
Koordinaten 49° 17′ 32″ N, 6° 46′ 15″ O49.2922222222226.7708333333333Koordinaten: 49° 17′ 32″ N, 6° 46′ 15″ O
Land DeutschlandDeutschland Deutschland
Daten
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Steinkohle, Ersatzbrennstoffe (Tiermehl, Klärschlamm u.a.)
Leistung 430 Megawatt
Typ Dampfkraftwerk
Eigentümer RWE
Betreiber VSE AG
Betriebsaufnahme 1961
Turbine Dampfturbinen
Feuerung Schmelzkammerfeuerung
Eingespeiste Energie im
Jahre
ca. 2000 GWh
Website VSE AG - Kraftwerk Ensdorf

Das Kraftwerk Ensdorf ist ein deutsches Kohlekraftwerk bei Ensdorf im Saarland. Es hat eine Leistung von 430 Megawatt und wird mit Steinkohle betrieben. Das erste Kraftwerk am Standort Ensdorf wurde 1961 von der VSE mit einer elektrischen Leistung von 120 MW errichtet. Ein weiterer Block folgte 1972. Er ist im Besitz von RWE.

Das Kraftwerk hat zwei Blöcke, die jährlich ca. 2 Mrd. kWh Strom produzieren. Der Kamin von Block 1 ist 150 Meter, der von Block 3 180 Meter hoch. Der Betreiber beider Kraftwerksblöcke ist die VSE AG, an der RWE einen Anteil von 69,33 Prozent hält.

Inhaltsverzeichnis

Altanlagen

Die Kraftwerke verfügen über eine Schmelzkammerfeuerung und wurden überwiegend aus dem benachbarten Bergwerk Ensdorf mit Ballastkohle beliefert. Dazu besteht eine Genehmigung zur Verbrennung von Tiermehl, Klärschlämmen und anderen Ersatzbrennstoffen. Die Altkraftwerke werden heute überwiegend mit Importkohle betrieben, da der Liefervertrag für Kohle aus dem Bergwerk Ensdorf für den Block der RWE gekündigt wurde, und eine Schließung des letzten Bergwerks an der Saar für 2012 vorgesehen ist.

Errichtung eines Steinkohledoppelblocks

Die RWE Power AG gaben am 23. November 2006 ihre Absicht bekannt, am Standort Ensdorf einen Steinkohlendoppelblock mit einer elektrischen Leistung von 1600 Megawatt zu errichten. Für die Realisierung waren Investitionen von rund zwei Milliarden Euro vorgesehen, Die Inbetriebnahme sollte 2012 erfolgen.

Gegen den geplanten Steinkohle-Doppelblock gründete sich am 23. März 2007 eine "Initiative Bürger für Klima- und Umweltschutz", die massive Auswirkungen für die Umwelt der ganzen Region befürchtete. Der Widerstand wurde von BUND, NABU, Greenpeace, Sektion Saarland, der Energiewende Saar e.V. und den Grünen Saar unterstützt.

Auch das Saarländische Ärztesyndikat, ein Zusammenschluss von rund 1.700 Medizinern sprach sich auf seiner Delegiertenversammlung Anfang Juli 2007 einstimmig gegen das Vorhaben der RWE aus. In einer Resolution wurde darauf verwiesen, dass bei Vollbetrieb der beiden geplanten Blöcke eine genehmigte zusätzliche Jahresmenge von 700 t Feinstaub, je 7.000 t Schwefeldioxid, Stickoxid und Kohlenmonoxid, 1 t Quecksilber, weitere giftige Metalle sowie andere organische Verbindungen in die Atmosphäre und damit in die Umwelt gelangten. Die Belastung am Standort und entlang des Saartals sei aus medizinischer Sicht heute schon zu hoch. Man habe im Saarland die Situation, dass es nicht darum gehen könne, eine noch höhere Schadstoffbelastung zu verhindern, sondern es müsse darum gehen, die bestehende Belastung zu verringern.[1] Der von mehreren Medizinern aus dem Umfeld des Krafterksstandortes initiierten Ärzteinitiative traten mehr als 500 Berufskollegen bei.

Mit zunehmendem Informationsstand über das Vorhaben und dessen Auswirkungen kam es in der Bevölkerung um den Standort herum zu einer Akzeptanz-Trendwende. Das belegt eine Telefonabstimmung vom 21. Juli 2007 durch die Saarbrücker Zeitung, Lokalausgabe Saarlouis. Von über 2400 Anrufern lehnten 42 Prozent den geplanten Doppelblock ab, 36 Prozent sprachen sich für einen kleineren Neubau aus und lediglich 22 Prozent votierten für das Vorhaben der RWE. Infratest dimap führte im Auftrag des Saarländischen Rundfunks Ende September 2007 eine landesweite Befragung zum Thema "Kraftwerksneubau Ensdorf" durch. Ergebnis: 52 Prozent lehnten einen Neubau ab, 42 Prozent befürworteten ihn, 6 Prozent machten keine Angaben. Mehrere Gemeinden um den Kraftwerksstandort, darunter die benachbarte Kreisstadt Saarlouis, fassten in ihren Räten ablehnende Beschlüsse. Saarlouis kündigte an, gegen eine eventuelle Änderung des Flächennutzungsplans der Standortgemeinde Ensdorf gerichtlich vorgehen zu wollen.

Bürgerbefragung

Zur Realisierung des Projekts im genehmigungsrechtlichen Verfahren war zwingend eine Änderung des bestehenden Flächennutzungsplans (FNP) erforderlich, da Anlagenteile außerhalb des Geltungsbereichs des vorhandenen FNP errichtet werden sollten. Das betraf vor allem eine Wendestelle für Kohlefrachter auf der Saar mit den zugehörigen Entladevorrichtungen. Der Ensdorfer Gemeinderat beschloss mit 26 Ja-Stimmen und einer Gegenstimme die Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) der Gemeinde in die Wege zu leiten, damit die notwendigen bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt werden. Zu einer Änderung des FNP kam es allerdings nicht. Die SPD im Gemeinderat beantragte eine Bürgerbefragung gemäß § 20 b des Saarländischen Kommunalselbstverwaltungsgesetzes (KSVG). Der Rat stimmte zu, legte in seiner Sitzung am 11. Oktober 2007 aber ein Quorum von zwei Dritteln aller wahlberechtigten Ensdorfer fest. Die das Projekt befürwortende CDU hätte mit ihrer absoluten Mehrheit von 14 Stimmen die Bürgerbefragung ablehnen und die FNP-Änderung allein beschließen können. Sie erklärte jedoch, bei Überschreitung des Quorums und einem eindeutigen Votum gegen die FNP-Änderung, sich an den Entscheid der Bürger zu halten.

Im November 2007 wurde die Bürgerbefragung durchgeführt. Mit einer Wahlbeteiligung von 70,19 Prozent wurde die Hürde des Quorums genommen, und mit 70,03 Prozent der gültigen Stimmen ergab sich eine deutliche Mehrheit gegen den Kraftwerksbau. Gemeinderat und RWE hatten angekündigt, sich an dieses Votum zu halten.[2] Am 13. Dezember 2007 lehnte der Ensdorfer Gemeinderat eine Änderung des Flächennutzungsplans ab, was das endgültige Aus für den geplanten Neubau bedeutete[3], RWE zog den bereits am 24. August gestellten Genehmigungsantrag unmittelbar nach der Entscheidung des Gemeinderats zurück.[4]

Der Vorgang fand bundesweite Beachtung. Erstmals scheiterte in Deutschland der Bau eines Steinkohlekraftwerkes durch einen Bürgerentscheid. In seiner Bedeutung für die deutschlandweit geplanten neuen Kohlekraftwerke wurde der Vorgang in Ensdorf mit dem Scheitern des Kernkraftwerks Wyhl am Oberrhein in den 1980er Jahren verglichen.[5][6]

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. http://www.aerztesyndikat-saarland.de/index.php?option=com_content&task=view&id=149&Itemid=2
  2. Saarbrücker Zeitung: 70 Prozent dagegen: Kein Kraftwerk in Ensdorf, 26. November 2007
  3. Saarbrücker Zeitung: Endgültig: Nein zum Kraftwerk
  4. Telepolis special 01/2008, S. 26
  5. Ensdorf ist überall! In: Pressemitteilung. Deutsche Umwelthilfe e. V., 26. November 2007, abgerufen am 28. Oktober 2011.
  6. Peter Kleinert: Anfang einer Bürgerbewegung wie in Wyhl? Interview mit Karl Heinz Winkler zum Erfolg gegen RWE in Ensdorf. Abgerufen am 28. Oktober 2011 (PDF (691 KiB)).

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