Kreis Fraustadt

Kreis Fraustadt

Der Landkreis Fraustadt (bis 1938 Kreis Fraustadt) am Westrand der preußischen Provinz Posen (bzw. 1922-38 in der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, 1938-41 in der Provinz Schlesien und 1941-45 in der Provinz Niederschlesien) bestand in der Zeit von 1815 bis 1945.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

1793 bis 1807

Das Gebiet um die westpolnische Stadt Wschowa (Fraustadt) gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 vorübergehend zur preußischen Provinz Südpreußen. Nach dem Frieden von Tilsit wurde das Gebiet 1807 an Polen zurückgegeben.

Verwaltungsgeschichte

Das Gebiet um die westpolnische Stadt Wschowa (Fraustadt) fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen.

Im Zuge der allgemeinen Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat wurde zum 1. Januar 1818 ein Kreis Fraustadt neu festgelegt.

Sitz des Landratsamtes wurde die Stadt Fraustadt.

Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Fraustadt am 18. Januar 1871 gleichzeitig Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.

Am 1. Oktober 1887 wurde aus dem Ostteil des Kreises Fraustadt ein eigener Kreis Lissa gebildet.

Zum neuen Kreis Lissa kamen:

  • die Stadtgemeinden Lissa, Reisen, Schwetzkau, Storchnest und Zaborowo,
  • der Polizeidistrikt Lissa (ohne die Landgemeinde Długie Nowe) und
  • der Polizeidistrikt Storchnest.

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, der Kreis Fraustadt blieb jedoch unter deutscher Kontrolle.

Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags das nordöstliche Drittel des Kreises Fraustadt (215 km²) offiziell an das neu gegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde. Die Räumung und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920, das an Polen abgetretene Gebiet wurde Teil des Powiat Leszno.

Ab dem 20. November 1919 wurde der Kreis Fraustadt von Schneidemühl aus verwaltet und gehörte zur 1922 neugebildeten preußischen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen.

Zum 1. Oktober 1938 wurde die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst und der Kreis Fraustadt der Provinz Schlesien zugeteilt. Die Gemeinde Lache (Śmieszkowo) wurde an den Nachbarkreis Grünberg abgegeben.

Ab dem 1. Januar 1939 führte der Kreis Fraustadt entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien aufgeteilt, der Landkreis Fraustadt gehörte nunmehr zur neuen Provinz Niederschlesien.

Ende Januar 1945 besetzte die Rote Armee den Landkreis Fraustadt, der als Powiat Wschowa seither zu Polen gehört.

Kommunale Gliederung

1818 bis 1887

Der Kreis Fraustadt gliederte sich anfangs in 7 Stadtgemeinden, die restlichen Ortschaften waren in Polizeidistrikten zusammengefasst. Die 5 östlichen Stadtgemeinden kamen 1887 zum neugebildeten Kreis Lissa.

1887 bis 1920

Der Kreis Fraustadt bestand am 1. Januar 1908 aus:

1920 bis 1945

1920 wurde das nordöstliche Drittel des Kreises an Polen abgetreten. 1929/30 wurden im Land Preußen die Gutsbezirke aufgelöst, 1935 mit der neuen Deutschen Gemeindeordnung die bisherigen Landgemeinden in Gemeinden umbenannt. 1938 wurde die Gemeinde Lache (Śmieszkowo) an den Nachbarkreis Grünberg abgegeben. Der Landkreis Fraustadt bestand am 1. Januar 1945 zuletzt aus:

Größe

Der Kreis Fraustadt hatte eine Gesamtfläche von:

  • 1002 km² (1818 bis 1887)
  • 477 km² (1887 bis 1920)
  • 262 km² (1920 bis 1938)
  • ? km² (1938 bis 1945)

Bevölkerung

Der Kreis Fraustadt hatte im Jahre 1905 28.219 Einwohner, davon waren 73 % Deutsche und 27 % Polen.

Ortschaften

Liste der Ortschaften im Kreis Fraustadt mit mehr als 500 Einwohnern (1910):

polnischer Name deutscher Name (1815-1945) *** ab 1920 polnisch
Brenno Brenno
1939-45 Seefurt
***
Bukówiec Górny Bukwitz
1939-45 Rotbuchen
***
Grotniki Grotnik
1939-45 Pfeilsdorf
***
Konradowo Kursdorf
Osowa Sień Röhrsdorf
Przyczyna Dolna Nieder Pritschen
Przyczyna Górna Ober Pritschen
Siedlnica Zedlitz
Śmieszkowo Lache
Szlichtyngowa Schlichtingsheim
Wijewo Weine ***
Włoszakowice Luschwitz ***
Wschowa Fraustadt

Literatur

  • Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte, Bad Bevensen 2007.
  • Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznan (Posen), Bad Bevensen 2007.

Weblinks


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