Kreuzzug von Nikopolis

Kreuzzug von Nikopolis
Schlacht von Nikopolis
Teil von: Kreuzzüge
Oben: Die Schlacht von Nikipolis. Unten: Hinrichtung der gefangenen Ritter durch Bajezid.
Oben: Die Schlacht von Nikipolis. Unten: Hinrichtung der gefangenen Ritter durch Bajezid.
Datum 25. September 1396
Ort Nikopolis, heutiges Bulgarien
Ausgang Sieg der Osmanen und Serben
Konfliktparteien
Frankreich
Ungarn
Walachei
Osmanisches Reich
Serbien
Befehlshaber
Johann Ohnefurcht
Sigismund
Jean II. Le Maingre
Bayezit I.
Stefan Lazarević
Truppenstärke
12.000 [1] 15.000 [1]
Verluste
der Großteil der Armee wurde aufgerieben hohe Verluste
Frühere Vermutungen von etwa 100.000 Mann in den jeweiligen Armeen gelten heute als stark überzogen. Auch die genauen Verlustzahlen lassen sich heute nicht mehr nachvollziehen, waren aber auf beiden Seiten sehr hoch.[1]

In der Schlacht von Nikopolis im Jahr 1396 wurde ein französisch-ungarisches Heer durch eine osmanische Streitmacht vernichtend geschlagen. Die Schlacht wird manchmal auch als der letzte Kreuzzug bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Seit seiner Thronbesteigung im Jahre 1387 bemühte sich der ungarische König Sigismund in der abendländischen Welt um Unterstützung im Kampf gegen die Osmanen, die seit einem halben Jahrhundert stetig nach Norden, bereits bis an die ungarische Grenze vorgerückt waren. Nach langwierigen Bemühungen auch seitens des Papstes Bonifatius IX. und des Gegenpapstes Benedikt XIII., sammelte sich ein Kreuzzugsheer unter Johann Ohnefurcht und Marschall Boucicaut in Buda. Die mehrheitlich burgundischen Kreuzfahrer marschierten an der Seite des ungarischen Heeres in Bulgarien ein und erreichten am 10. September 1396 Nikopolis (heutiges Nikopol in Bulgarien). Zwei Wochen lang berannten sie die Festung vergeblich, auch die Verstärkung durch die über die Donau angerückten Johanniter wendete das Blatt nicht. Dann erreichte das osmanische Heer von Bayezid I. zusammen mit serbischen Panzerreitern des serbischen Vasallen Stefan Lazarević Nikopolis.

Die Schlacht

Die Schlacht von Nikopolis

Am 25. September 1396 standen sich die beiden etwa gleich starken Armeen gegenüber. Sigismund wollte seine Hilfskontingente aus Siebenbürgen und der Walachei in der Vorhut einsetzen, da er deren Kampfmoral niedrig einstufte und sie so besser beobachten konnte. Die französischen Ritter schmetterten dies erbost ab und bestanden auf ihr Vorkampfrecht, als erste in die Schlacht ziehen zu dürfen.

Die schwer gepanzerten Ritter preschten sogleich auf das Plateau vor, auf dem Bayezid seine Armee aufgestellt hatte. Sigismund versuchte mit der Infanterie zu folgen. Genau das hatte Bayezid gewollt. Er ließ die in der Vorhut postierten Akıncı, eine leichte und wendige Reiterei seitlich zu den Janitscharen ausweichen und die Ritter durch seine Bogenschützen unter Beschuss nehmen. Die Ritter wandten sich nun gegen die neue Bedrohung. Diese war aber hinter einem mit Pfählen verhauenen Feld postiert, so dass die Ritter von ihren Pferden absaßen und zu Fuß weiterkämpften. Trotz ihrer schweren Rüstungen erreichten sie die Bogenschützen und Janitscharen und setzten diesen schwer zu. Nun setzte Bayezid seine schwere Reiterei der Sipahi gegen die inzwischen erschöpften Ritter ein. Mit angelegter Lanze und in Formation machten sie die einzeln und zu Fuß kämpfenden Ritter nieder. Die siebenbürgischen und walachischen Einheiten desertierten. Die Reihen der Ungarn wurden durch die zurückeilenden Ritter durcheinander gebracht und konnten den Osmanen nicht lange standhalten.

Das christliche Heer befand sich schließlich in der Zange zwischen den türkischen und serbischen Panzerreitern, die im entscheidenden Moment den Ausschlag gaben, und verlor die Schlacht. Als Vasall des Sultans hätte Stefan Lazarević die passive Neutralität wählen können, wie die Bulgaren, in deren Land die Schlacht geführt wurde. Aber er hasste die Ungarn mehr als die Türken und wählte die aktive Form der Treue gegenüber seinem moslemischen Herrn.

Folgen

In Folge seines Sieges ließ Bayezid einige hundert Gefangene töten. Die jüngeren Gefangenen versuchte er hingegen für seine eigene Armee zu gewinnen. Die zahlreichen Flüchtigen der Schlacht versuchten wieder ihre Heimat zu erreichen, doch viele kamen auf dem Heimweg ums Leben. Sigismund und der Großmeister der Johanniter konnten mit Hilfe von Hermann II. von Cilli ebenfalls über die Donau fliehen. Sie nahmen die Seeroute über das Schwarze Meer in das Mittelmeer, da sie den möglichen Verrat der Walachei befürchteten. Johann Ohnefurcht und Jean II. Le Maingre gerieten stattdessen in Gefangenschaft und mussten sich freikaufen.

Aufgrund der tiefgreifenden Niederlage verlor das europäische Rittertum nun weitgehend das Interesse an neuen Kreuzzügen. Der Kampf gegen die Moslems verlagerte sich nun nach Spanien (Reconquista) und auf das Mittelmeer, dafür wurden vorerst keine neuen militärischen Unternehmungen in Richtung Bulgarien initiiert. Die Walachei setzte ihren Abwehrkampf fort und konnte im darauffolgenden Jahr 1397 und noch einmal 1400 einen Angriff der Osmanen abwehren. Die schwere Niederlage Sultan Beyazids in der Schlacht bei Ankara gegen Timur Lenk eröffnete eine Periode der Anarchie innerhalb des Osmanischen Reiches, welche von Ungarn und der Walachei genutzt wurden, um eine Offensive zu beginnen. In deren Folge erlitten jedoch Ungarn und Polen 1444 eine Niederlage in der Schlacht bei Warna, woraufhin nur wenige Jahre später die Byzantiner in der Belagerung von Konstantinopel untergingen. Die westeuropäischen Mächte betrachteten die Osmanen trotz der Niederlage bei Nikopolis lange Zeit nicht als ernstzunehmende Gefahr und begannen daher erst wieder um 1500 eine offensive Kriegspolitik gegen die Osmanen, die bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zu einer militärischen Patt-Situation zwischen den europäischen Großmächten und dem Osmanischen Reich führte.[1]

Literatur

  • Ulrich Schlemmer [Hrsg.]: Johannes Schildberger. Als Sklave im Osmanischen Reich und bei den Tataren 1394-1427, Stuttgart 1983. ISBN 3-522-60440-7
  • Markus Tremmel [Hrsg.]: Johann Schiltbergers Irrfahrt durch den Orient. Der aufsehenerregende Bericht einer Reise, die 1394 begann und erst nach über 30 Jahren ein Ende fand, Wambach 2000. ISBN 3-935115-03-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Kelly DeVries: The Lack of a Western European Military Response to the Ottoman Invasions of Eastern Europe from Nicopolis (1396) to Mohács (1526). in: The Journal of Military History, Vol. 63, Nr. 3 (Jul., 1999), S. 539-559.

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