- Kriegsbauart
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Als Kriegsbauart werden Güterwagen-Typen bezeichnet, die während des 2. Weltkrieges für die Deutsche Reichsbahn entwickelt wurden. Der Kriegsbeginn stellt dabei für die Güterwageneinteilung einen willkürlichen Trennpunkt dar, der keine technische Entsprechung findet. So waren auch bereits die kurz vor dem Krieg entwickelten Güterwagen unter militärischen Gesichtspunkten konstruiert worden. Vor allem gilt dies für den Rungenwagen von 1938, der deshalb gelegentlich auch als Vorkriegsbauart bezeichnet wird.
Vielmehr ist der Übergang zwischen den geschweißten Güterwagen der Austauschbauart und den ersten Kriegsbauarten dadurch gekennzeichnet, dass man sich auf weniger Wagentypen konzentrierte und diese in größeren Stückzahlen baute. Ursächlich dafür waren die rapide steigenden Beförderungsaufgaben, denn wie nie zuvor war die Eisenbahn in Deutschland in das Kriegsgeschehen einbezogen. Die Deutsche Reichsbahn erwies sich als unentbehrlicher Partner der Nationalsozialisten, sowohl im Rahmen von Fahrzeug-, Mannschafts- und Versorgungstransporten als auch bei der Deportation in Vernichtungslager.
Die Deutsche Reichsbahn der DDR zog ab 1954 viele Güterwagen der Kriegsbauart zu Rekonstruktion heran. Diese Reko-Güterwagen waren teilweise bis Anfang der 1990er Jahre im Einsatz.
Die Einteilung der in diesem Artikel vorgestellten Güterwagen orientiert sich aus didaktischen Gründen am Artikel über die Austauschbauarten.
Inhaltsverzeichnis
Standardgüterwagen
Von den acht Standardgüterwagen, die in nennenswerter Stückzahl im Austauschbau gebaut worden waren, bestand 1939 nur noch für vier Tyen weiterer Bedarf: die beiden gedeckten Güterwagen (G…s Oppeln und Gl…s Dresden), den Rungenwagen (Rs Stuttgart) und den offenen Güterwagen (Om). Die drei erstgenannten konnten durch stetige Weiterentwicklung in den 1930er Jahren den Erfordernissen noch gerecht werden und wurden in den ersten Kriegsjahren in Großserie weitergebaut. Hierbei wurden teilweise sogenannte Entfeinerungen vorgenommen, die die Herstellung beschleunigten und den Stahlverbrauch verminderten.
Bei den offenen Wagen hingegen waren nicht nur ein höheres Ladegewicht, sondern auch größeres Ladevolumen gefragt. Deshalb wurden 1937/38 die Omm-Wagen mit einem Ladegewicht von 24,5 t und einer Ladelänge von 8,72 m (gegenüber 7,72 m beim Om-Wagen) neu konstruiert und ab 1939 gebaut. Auffällige äußerliche Merkmale sind der Achsstand von 6 m und das räumliche, spitz nach unten zulaufende Sprengwerk. Insgesamt entstanden 73 850 dieser Waggons in drei Bauformen:
Gattung Gattungsbezirk Bordwände Langträger Baujahre Anzahl Ommr Linz 1,00 m hoch und abnehmbar innenliegend, fischbauartig verstärkt 1939−41 6 130 außenliegend 1941−43 18 605 Ommru Villach 1,55 m hoch und fest 1939−45 49 115 Alle Omm-Wagen wurden mit Hildebrandt-Knorr-Bremse sowie teilweise mit Handbremse ausgestattet. Die Ommr Linz waren besonders für den Fahrzeugtransport geeignet, hierfür waren spezielle Befestigungseinrichtungen vorhanden.
Standardgüterwagen in stahlsparender Bauart
Während des Krieges konstruierte man die vier Standardgüterwagen mit teilweise geringfügig geänderten Abmessungen komplett neu. Sie sollten stahlsparend, schneller und billiger herzustellen sein. Teilweise wurden konstruktive Lösungen gefunden, die den Güterwagenbau deutlich rationalisierten. Diese ab 1943 gebauten Waggons waren leichter als ihre Vorgänger, gleichzeitig jedoch für ein höheres Ladegewicht ausgelegt. Der Preis für die Verwendung minderwertigen Stahls und zu schwacher Profile waren jedoch ein hoher Verschleiß und alsbald bleibende Verformungen. Deshalb waren bereits nach wenigen Jahren umfangreiche Nachbesserungen nötig.
Gattung Gattungsbezirk Gattungsbezirk
des VorgängerwagensÄnderung des Eigengewichts
gegenüber dem Vorgängerwagen,
Angabe für Wagen mit HandbremseAnzahl
ab 1943
bis KriegsendeAnzahl
ab Kriegsende
bis 1950Gmhs Bremen Oppeln -20% 7 200 6 190 Glmhs Leipzig Dresden -17% 4 franz. Zone: 250 Rmms Ulm Stuttgart -16% 12 647 sowj. Zone: ? Ommru Klagenfurt Villach -21% 22 944 − Spezialgüterwagen
Es entstanden, wenngleich nicht mehr in der Vielfalt wie in den Vorjahren, auch mehrere Spezialwagen. Zum Teil modifiziert weitergebaut wurden mehrere bereits vor 1939 entwickelten Typen, absteigend geordnet nach Stückzahl:
- Kühlwagen (Gattung Gkhs, Gattungsbezirk Berlin) in Großserie,
- vierachsige Sattelwagen (OOt Saarbrücken), teilweise auch mit Klappdeckeln (KKt Saarbrücken),
- Schotterwagen (Otmm) und
- eine Kleinserie Kübelwagen (Ok Nürnberg).
An Neuentwicklungen sind, absteigend geordnet nach Stückzahl, bedeutsam:
- vier- und sechsachsige Schwerlastwagen für den Panzertransport,
- auf dem Gls-Wagen basierende einfache Kühlwagen,
- vierachsige gedeckte Güterwagen mit beachtlichen 51 t Ladegewicht (GGths Bromberg), die der DR als Vorbild für ihre Nachkriegsbauart dienten,
- eine Kleinserie konstruktiv an die Omm-Wagen (s.o.) angelehnter Klappdeckelwagen sowie
- einige Versuchsbauarten vierachsiger offener Güterwagen.
Literatur- und Quellenangaben
- Carstens S et al: Güterwagen (Band 1 und 2), MIBA-Verlag, Nürnberg 2000.
- Carstens S et al: Güterwagen (Band 3 und 4), MIBA-Verlag, Nürnberg 2003.
- Carstens S: Güterwagen (Band 5), MIBA-Verlag, Nürnberg 2008.
Weblinks
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