Reko-Güterwagen

Reko-Güterwagen

Bei der Deutschen Reichsbahn der DDR verstand man unter Reko-Güterwagen solche Güterwagen, die auf vorhandene Untergestelle neue Wagenkästen erhielten. Dabei blieben die Hauptabmessungen im Wesentlichen unverändert. Wagen, die weniger aufwändig umgebaut wurden, galten als Teil-Mod-Wagen (T-M). Bei diesen war man oft sehr kreativ, so dass sich die Wagen teilweise deutlich voneinander unterschieden.

Es existieren zu diesem Thema nur wenige, zudem teils widersprüchliche Quellen. Zusätzlich wird die Betrachtung dadurch erschwert, dass der Übergang zwischen Teilmodernisierung und gewöhnlichen Ausbesserungsarbeiten oft fließend war.

Über die Anzahl der vorhandenen und umgebauten Wagen liegen keine verlässlichen Angaben vor. Anhand der Nummernbereiche (5. bis 8. Stelle der Wagennummer) kann jedoch die höchstens vorhandene Anzahl abgeschätzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Zweiachsige Wagen

Ursprungswagen Umbau Reko- / Teil-Mod-Wagen LüP nach Umbau (mm) Achsstand nach Umbau (mm)
Gattungs-
bezirk
Gattung Leitzahl Jahr Art max.
Anzahl
Gattung Leitzahl UIC- Gattung ohne Handbremse mit Handbremse
G Kassel, München G 04/05 1964-… T-M 1050 Gm 04.5/05.4 Glm(2)   9.300(1) 5.700
1966-… T-M 2700 Gm 04.3/05.3 Glm   9.300(1)   9.600(1) 4.500
Bremen Gm(h)(3) 11 1963-… T-M 1000 Gm(h)(3) 11 Glm(r)(3) 10.000 7.000
Gms 1000 Gms 11 Glms 10.000 10.100
Gmhs 1000 Gmhs 11.2 Glmrs 10.000 10.100
O Essen,
Breslau
Om 36,
37
1961-… Reko 20000 Omu 36.2 El-u   9.040 4.500
Linz Omm(r) 42 1954-… Reko 3500 Ommu 42.0 El-u 10.100 10.800 6.000
Villach Omm(r)u 43/39 1954-… T-M 500 Omm(r)u 43.2 10.100 10.800(4)
1954-… Reko 10000 Ommu 43 10.040 10.740(4)
Klagenfurt Ommu 44 1961-… Reko 3000 Ommu 44   9.940

(1) Bei einigen Wagen verkürzte sich die LüP durch den Einbau von UIC-Puffern um 60mm. Eine Umbeschriftung unterblieb in der Regel.
(2) Für mehrere Wagen ist eine falsche Beschriftung als Gl belegt.
(3) Diese ungebremsten Leitungswagen machten nur einen kleinen Teil des Gesamtbestands der Wagen mit der Leitzahl 11 aus.
(4) Die Wagen ab dem Baujahr 1943 hatten eine um 200mm kürzere Handbremsbühne.

Offene Wagen

  • Offene Reko-Wagen: Diese erhielten einen komplett neuen Wagenkasten. Durch den Einbau von UIC-Puffern verkürzte sich die LüP um 60mm. Bei den Omm-Wagen wurde auch das Laufwerk unter Berücksichtigung von UIC-Normen modifiziert. Um die Gleitlager zu ersetzen wurden hierbei die Radsatzlager als UIC-Rollenlager ausgeführt. Der Typ Klagenfurt erhielt außerdem ein ebenes Sprengwerk. Die aus den Typen Linz und Klagenfurt entstandenen El-u waren am längsten im Einsatz: Die letzten Exemplare wurden erst Anfang der neunziger Jahre entbehrlich.
  • Offene Teil-Mod-Wagen: Bei vielen Om(m)-Wagen sind in den Nachkriegsjahren die Holzwände durch Blechwände ersetzt worden. Dabei blieben die Wagenkastenprofile, abgesehen vom Entfernen der Aussteifungen, unverändert. In der Tabelle ist nur der Typ Villach enthalten, über die anderen liegen keine ausreichenden Daten vor.

Gedeckte Wagen

  • Frühe Umbauten der Flachdachwagen: Es wurden Wagen der Gattungsbezirke Stettin und München (Länderbauart nach preußischem Musterblatt II²d8), sowie Kassel und München (Verbandsbauart A2) herangezogen. Der Wagenkasten blieb erhalten, für die Aufnahme des Tonnendachs wurden lediglich die stirnseitigen senkrechten Kastenstützen nach oben verlängert. Die Wagen behielten ihr ursprüngliches Ladegewicht und erhielten keine eigenen Nummernbereiche. Es existierten mindestens fünf Bauformen:
    • Generalreparierte Flachdachwagen − d.h. Wiederaufbauten in Ursprungsform,
    • Flachdachwagen mit Aussteifungen in den äußeren Seitenfeldern,
    • Flachdachwagen mit Doppelschaken-Fahrwerk (wenige Exemplare),
    • Wagen mit Tonnendach und Wagenkastenverstärkungen in den äußeren Seitenfeldern,
    • Wagen mit Tonnendach, im oberen Drittel teilverblechten Wänden sowie UIC-Lade- und Lüftungsschiebern.
  • Gedeckte Teil-Mod-Wagen aus ehemaligen Flachdachwagen: Hierfür fanden nur Wagen der Verbandsbauart Verwendung. Sie erhielten UIC-Rollenlager und einen komplett neuen, im oberen Drittel teilverblechten Wagenkasten mit nur noch zwei Teilfeldern auf jeder Seite der Tür. Das Ladegewicht konnte auf 21t erhöht werden. Die Wagen wurden bis 1990 eingesetzt. Es existierten zwei Bauformen:
    • Bei einer Serie wurde der Achsstand von 4500mm auf 5700mm erweitert. Dies ermöglichte den Einbau der KE-G-Bremse (Knorr-Bremse der Einheitsbauart), erforderte jedoch die Nachrüstung eines Sprengwerks. Die wahrscheinliche Annahme, dass es sich hierbei ausschließlich um ehemals ungebremste Wagen handelt, kann derzeit nicht ausreichend belegt werden. Ab 1966 wurden außerdem UIC-Lade- und Lüftungsschieber montiert. Obwohl in keiner Übersicht enthalten, ist auch die Existenz eines Wagens mit KE-G/P-Bremse unter der Gattungsbezeichnung Gms belegt.
    • Eine zweite Serie erhielt unter Beibehaltung des 4500mm-Achsstandes ein Doppelschaken-Fahrwerk. Die vorhandene Kunze-Knorr-Bremse blieb erhalten. Das in der Litaraur angegebene erste Baujahr 1957 ist nicht plausibel, da weder ein Foto mit alter Wagennummer existiert, noch UIC-Lade- und Lüftungsschieber oder UIC-genormte Doppelschaken zu jener Zeit verfügbar waren. Auch im Güterwagen-Handbuch von 1966 ist dieser Typ noch nicht enthalten, daher kann als frühestes Baujahr 1966 angenommen werden.
  • Gedeckte Teil-Mod-Wagen des ehemaligen Gattungsbezirks Bremen: Diese Wagen waren aufgrund der einfachen Kriegsbauart bereits zeitig verschlissen. Deshalb wurden sie trotz ihres geringen Alters einer Teilmodernisierung unterzogen. Sie erhielten einen neuen Wagenkasten mit Teilverblechung im oberen Drittel und UIC-Rollenlager. Die Wagen waren bereits ursprünglich nur teilweise mit Dampfheizleitung ausgerüstet. Die Hildebrand-Knorr-Bremsanlage wurde beim Umbau großteils erhalten, gelegentlich aber auch demontiert.

Vierachsige offene Wagen

Fast alle der zwischen 1956 und 1968 gebauten Waggons mit gewölbten Blechwänden (Eal 5918, Eal(s) 5906, Eals 5908) wurden 1976 bis 1988 im Raw Zwickau rekonstruiert. Alle Wagen erhielten einen neuen Wagenkasten mit geraden Blechwänden, einem stärkeren Obergurt und drei senkrechten Kastenstreben zwischen den Türen. Dies ist auch der auffälligste Unterschied zu den UIC-Neubauwagen (zwei Streben) und den Neubauwagen aus dem Waggonbau Niesky (vier Streben). Anfangs wurde auch das Untergestell verlängert, der Drehzapfenabstand von 8500mm auf 9000mm vergrößert und Y25-Drehgestelle eingebaut. Ab 1978 verzichtete man entweder ganz auf Änderungen an den Untergestellen oder verstärkte sie nur, um die Wagen kreiselkippfähig zu machen. Auch die Niesky-Drehgestelle behielt man bei, tauschte aber, falls nicht schon vorhanden, die HiK-GP-Bremsen gegen KE-GP-Bremsen. Die letzten, 1988 umgebauten Wagen, erhielten wiederum Y25-Drehgestelle.

Der Eas 5952 ist, inzwischen als Eals-x 061 bezeichnet, noch heute im Einsatz.

Die älteste Bauart in der DDR entwickelter vierachsiger offener Güterwagen, der ursprünglich mit Holzwänden ausgestattete OOru 47 bzw. Eal 5916, wurde nicht rekonstruiert, sondern erhielt lediglich Blechwände und wurde bis Anfang der 1990er Jahre ausgemustert.

Literatur- und Quellenangaben

  • Autorenkollektiv: Güterwagen Handbuch, Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1966.
  • Autorenkollektiv: Güterwagen Handbuch, Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1974.
  • Behrends H et al: Güterwagen-Archiv (Band 1 und 2), Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989.
  • Carstens S et al: Güterwagen (Band 3 und 4), MIBA-Verlag, Nürnberg 2003.

Weblinks


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