- Krisen-Management
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Krisenmanagement [-ˌmænɪdʒmənt] bezeichnet den systematischen Umgang mit Krisensituationen. Dies beinhaltet die Identifikation und Analyse von Krisensituationen, die Entwicklung von Strategien, sofern nicht bereits im Rahmen des Risikomanagements geschehen, zur Bewältigung einer Krise, sowie die Einleitung und Verfolgung von Gegenmaßnahmen.
Inhaltsverzeichnis
Auftreten von Krisen
Krisen treten sowohl in Unternehmen oder anderen komplexen Organisationen als auch in deren Teilbereichen auf, wie z.B. in Projekten. Hier ist das Krisenmanagement entsprechend Teil des Projektmanagements.
Mehrere unterschiedliche Aspekte können auf eine Krise deuten:
- In Krisensituationen reichen die gewohnten Standardverhaltensmuster und Strategien meist nicht aus, um aus der Krise wieder herauszukommen.
- Das vorhandene Wissen und die vorhandenen Ressourcen reichen nicht aus, um die Situation zu bewältigen.
Krisen können z.B. auch in der Politik, in internationalen Beziehungen, bei Naturkatastrophen oder in Folge von Unfällen auftreten.
Typen von Krisen
Die Fachliteratur unterscheidet mehrere Typen von Krisen, die oft unterschiedlich in Anzahl und Namensgebung sind. Hier soll eine eher allgemeine Unterscheidung in folgende drei Typen ausreichen:
- Überlebenskrise
Zu einer Überlebenskrise gehören Ereignisse, welche die Existenz eines Unternehmens oder einer anderen Art von Organisation gefährden. Im Falle eines Unternehmens zählen hierzu Liquiditätsprobleme, Ausfall von unternehmenswichtigen Geschäftsprozessen, Ausfall von wichtigen Kunden und/oder Lieferanten sowie andere wirtschaftliche Schwierigkeiten, die zur Insolvenz führen können. Maßnahmen, die einer Krise von diesem Typ entgegensteuern, beinhalten oft eine wirtschaftliche Beratung oder eine Unternehmenssanierung mit Einschnitten in die Unternehmensstruktur und müssen vor allem schnell vorangetrieben werden.
- Steuerungskrise
Die Steuerungskrise umfasst alle Probleme, die sich auf das Management eines Unternehmens beziehen. Hierzu gehören falsche oder nicht vorhandene Entscheidungen, ein Machtmonopol, ein Machtvakuum und mangelnde Informationen für die Entscheidungsfindung. Als Gegenmaßnahmen bieten sich meist Instrumente aus Reorganisation, Business Process Reengineering (BPR), Wissensmanagement oder Personalentwicklung an.
- Veränderungskrise
Veränderungskrisen können sich aus Veränderungen in einer Organisation oder in einem Unternehmen ergeben. Dazu gehören z.B. neue IT-Applikationen, die von den Anwendern nicht akzeptiert werden, oder auch Prozessveränderungen, die von der Belegschaft nicht gelebt werden. Einer Veränderungskrise kann durch proaktives Veränderungsmanagement (change management) entgegengewirkt werden.
Strategien zur Krisenbewältigung
Im Falle von Unternehmenskrisen, die die weitere Existenz eines Unternehmens bedrohen, wären mögliche strategische Handlungsoptionen zur Bewältigung der Krise:
- Ganzheitliches Krisenmanagement
- Verkauf des Unternehmens
- Liquidation (also Auflösung) des Unternehmens
- Sanierung.
Strategien zur Krisenvermeidung/-verminderung
Viele Krisen können auf strategische Fehlentscheidungen oder auf Fehlverhalten in Notfallsituationen zurückgeführt werden. Die Verfügbarkeit von entscheidungskritischen Informationen und die Fähigkeit, negative Ereignisse zeitnah zu bewältigen, sind ein guter Schutz gegen Krisen
- Bildung von strategischen Allianzen, Schaffung von Ausweichmöglichkeiten
- Szenario-Technik für die Identifizierung möglicher Krisenszenarien
- Frühwarnsystem, Risikomanagement, welches die Risikoexposition des Unternehmens, der Lieferanten, der Kunden kontinuierlich überwacht und schwache Signale von sich entwickelnden Krisen detektieren.
- Regelmäßige Durchführung von Lieferanten- und Kundenbewertungen (siehe Kundenwert)
- Krisen-/Notfallmanagement-System, welches im Ernstfall die Eskalation eines Ereignisses mit Hilfe von vorbereiteten Maßnahmenplänen Kontinuitätsmanagement vermeiden/vermindern soll
- Ausbildung des Krisenstabs, Durchführung von Krisenstabsübungen
- Etablierung einer Kommunikationsstrategie für Krisenfälle (interne/externe Kommunikation), da Unternehmenskrisen oft eine negative Medienwirkung und ein hohes Öffentlichkeitsinteresse haben. Gemeinsame Ziele von Krisenmanagement und Krisenkommunikation (Öffentlichkeitsarbeit) sind die Sicherheit der Verbraucher, Mitarbeiter und Bürger als auch der Schutz des Unternehmens vor Imageverlusten und wirtschaftlichem Niedergang.
Literatur
- Tobias Nolting/Ansgar Thießen (Hrsg.): Krisenmanagement in der Mediengesellschaft. Potenziale und Perspektiven in der Krisenkommunikation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008, ISBN 978-3-531-15384-1
- Neubauer, Michael: Krisenmanagement in Projekten, Springer Verlag, 244 Seiten, 2. Auflage 2002, ISBN 3-540-43355-4
- Roselieb, Frank (Hrsg.): Die Krise managen, Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt am Main, 2002, 248 Seiten, ISBN 3-934191-71-1
- Harz, Michael/Hub, Heinz-Günter/Schlarb, Eberhard: Sanierungs-Management. Unternehmen aus der Krise führen, 3. Auflage, Düsseldorf 2006, ISBN 3-87881-184-5
- Matthias Gahlen, Maike Kranaster : Krisenmanagement. Planung und Organisation von Krisenstäben, Deutscher Gemeindeverlag 2007, 110 Seiten, ISBN 978-3-555-01375-6
- Garth, Arnd Joachim : Krisenmanagement und Kommunikation, Gabler Verlag Wiesbaden 2008, 212 Seiten, ISBN 978-3-8349-0948-0
- Roselieb, Frank / Dreher, Marion (Hrsg.), Von erfolgreichen Krisenmanagern lernen, Erich Schmidt Verlag, Berlin, 2008, ISBN 978-3-503-10090-3
Weblinks
- Deutsche Gesellschaft für Krisenmanagement e.V. Berufsverband deutscher Krisenmanager und Krisenforscher
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