Städtische Bibliotheken Dresden

Städtische Bibliotheken Dresden
Städtische Bibliotheken Dresden
Eingang der Hauptbibliothek im World Trade Center
Gründung 1879
Bibliothekstyp Stadtbibliothek
Ort Dresden
Bibliothekssigel 106 Vorlage:Infobox Bibliothek/Wartung/Sigel
Website www.bibo-dresden.de

Die Städtischen Bibliotheken Dresden sind die Stadtbücherei der sächsischen Landeshauptstadt. Sie bestehen aus 22 Niederlassungen in verschiedenen Dresdner Stadtteilen und gehören zu den meistgenutzten Bibliotheken im Bundesgebiet. Außerdem betreiben sie die älteste noch bestehende deutsche Fahrbibliothek mit 28 Haltestellen im Stadtgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Insgesamt etwa 750.000 Objekte enthält der Bestand der Städtischen Bibliotheken Dresden. Mit jährlich mehr als 5 Millionen Entleihungen von Büchern und anderen Medien sind sie eine der am intensivsten genutzten Bibliotheken Deutschlands und neben der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden die zweite große Bibliothek der Stadt. Jeder Dresdner leiht damit im Durchschnitt etwa 11 Bücher pro Jahr in der Stadtbibliothek aus. Die Städtischen Bibliotheken sind mit jährlich 1,8 Millionen Besuchern die meistbesuchte Kultur- und Bildungseinrichtung Dresdens und liegen in dieser Statistik beispielsweise weit vor den einzelnen Einrichtungen der Staatlichen Kunstsammlungen.

Im Jahre 2004 zeichnete der Deutsche Bibliotheksverband die Städtischen Bibliotheken Dresden als Bibliothek des Jahres aus. Bei den Erhebungen zum Bibliotheksindex erlangten sie stets einen der vorderen fünf Plätze unter den Bibliotheken deutscher Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Dies ist auch auf die mehreren 1000 Veranstaltungen, darunter zahlreiche Autorenlesungen, zurückzuführen, die jedes Jahr in den Räumen der Städtischen Bibliotheken stattfinden.

Standorte

Der Standort der Hauptbibliothek, das World Trade Center Dresden, bei Nacht

Die Städtischen Bibliotheken Dresden gliedern sich in 22 feste Standorte. Die Hauptbibliothek der Städtischen Bibliotheken befindet sich im World Trade Center Dresden im zentral gelegenen Stadtteil Wilsdruffer Vorstadt. Sie umfasst unter anderem die städtische Musikbibliothek mit ihren über 50.000 Noten und etwa 23.000 CDs. Außerdem ist an diesem Standort die Zentrale der Sozialen Bibliotheksarbeit untergebracht, deren Angebote sich an jene Nutzer richten, denen der Bibliotheksbesuch aufgrund von Behinderungen, Krankheiten oder ihres Alters nicht möglich ist. Eine weitere zentrale Einrichtung ist die Jugendbibliothek „medien@age“ (Medienetage), die seit 2000 an der Prager Straße untergebracht ist und deren Angebot sich speziell an jugendliche Leser richtet.

Des Weiteren gehören dem kommunalen Büchereibetrieb insgesamt 19 Stadtteilbibliotheken an, von denen je vier oder fünf jeweils zu einem der vier Verbünde zusammengefasst sind, deren Ausdehnung ursprünglich auf das Einzugsgebiet der ehemaligen vier Stadtbezirksbibliotheken zurückgeht. Der „Verbund Nord“ besteht aus Teilbibliotheken in Pieschen, der Äußeren Neustadt, Klotzsche, Weixdorf und Langebrück. Die Bibliotheken in Laubegast, Gruna, Blasewitz, Bühlau und Weißig bilden gemeinsam den „Verbund Ost“. Der „Verbund Süd“ umfasst Teilbibliotheken in der Südvorstadt, in Strehlen, in Prohlis sowie in Reick. Im „Verbund West“ sind die Bibliotheken in Cotta, Gorbitz, Plauen und Cossebaude zusammengefasst. Im Februar 2010 kam die Stadtteilbibliothek Johannstadt als neuer Standort dazu.[1]

Mittels zweier Fahrbibliotheken erreichen die Städtischen Bibliotheken Dresden auch Nutzer in anderen Stadtteilen. Die 18 Haltestellen werden einmal wöchentlich jeweils etwa eine bis drei Stunden lang bedient. Sie liegen unter anderem in Gittersee, Lockwitz, Leuben und im Globalfoundries-Gelände in Wilschdorf. Das Depot der Fahrbibliothek befindet sich seit 2001 in Pieschen und umfasst einen Bestand von annähernd 30.000 Medien.

Über die Soziale Bibliotheksarbeit betreuen die Städtischen Bibliotheken außerdem Kleinstbibliotheken in Senioren- und Behinderteneinrichtungen, Förderschulen sowie in einigen 1999 nach Dresden eingemeindeten Ortsteilen, darunter in Ockerwitz, Pappritz, Pennrich, Rockau, Schönborn und Schullwitz.

Geschichte

Das Stadthaus Dresden, Sitz der Bibliothekszentrale zwischen 1923 und 1997
Fahrbibliothek in Dresden 1970
Rechnerpool in der Jugendbibliothek „medien@age“ an der Prager Straße
Dresdner Fahrbibliothek im Jahre 2006

Bereits am 3. September 1875 eröffnete die erste Dresdner Volksbibliothek in der Friedrichstadt. Zur Gründung einer ersten Stadtbibliothek kam es 1879. Sie übernahm damals die Bestände der Dresdner Ratsbibliothek und der Bibliothek der Dreikönigskirche. Hinzu kamen durch erste Erweiterungen in den 1880er Jahren unter anderem die Bibliotheken der „Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen“ und des „Vereins für Geschichte Dresdens“. Die damalige Stadtbibliothek wurde zum Vorläufer des heutigen Stadtarchivs.

Karl August Lingner gründete 1902 in unmittelbarer Nachbarschaft der heutigen Jugendbibliothek an der Waisenhausstraße im Zuge der Bücherhallenbewegung die Dresdner Lesehalle. Außerdem entstanden in dieser Zeit mehrere Volksbibliotheken, die von gemeinnützigen Vereinen getragen wurden. Im Jahre 1910 wurden sie unter dem Namen Städtische Zentralbibliothek zusammengeführt, die drei Zweig- und sechs Ausgabestellen besaß. Die Vereinigung mit der Lesehalle Lingners zur Städtischen Bücherei und Lesehalle erfolgte 1918. Sie hatte sieben Zweig- und 14 Ausgabestellen und wurde noch bis 1919 gemeinsam mit dem Stadtmuseum Dresden und dem Ratsarchiv verwaltet.

Im Jahre 1921 wurde die „Freie Öffentliche Bibliothek Dresden-Plauen“, die 1906 von Ida Bienert als erste Volksbibliothek Sachsens gegründet worden war, Teil der Städtischen Bücherei und Lesehalle, welche 1923 ihren Hauptsitz im damals neuerbauten Stadthaus Dresden bezog. Zwei Jahre später erfolgte die Gründung einer der ersten deutschen Musikbibliotheken als Teil der Städtischen Bücherei und Lesehalle. Im Jahre 1929 folgte die Inbetriebnahme der ältesten noch bestehenden Fahrbibliothek Deutschlands, deren Betrieb nur kriegsbedingt wenige Jahre unterbrochen war. In ihrer Nordwest-Niederlassung in Pieschen richtete die Städtische Bücherei und Lesehalle 1935 das erste Dresdner Kinderlesezimmer ein. Die angloamerikanischen Luftangriffe auf Dresden brachten kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 schwere Verluste für die Städtische Bücherei und Lesehalle. Drei Viertel ihres Bestands verbrannten bei der Zerstörung des Stadthauses, unversehrt blieb nur das Musikbibliotheksmagazin. Die Lesehalle ging komplett verloren.

Im Dezember 1945 wurde der Ausleihbetrieb unter dem Namen Städtische Bücherei wieder aufgenommen. Ein großer Teil des wissenschaftlichen Bestands, etwa 18.000 Bände, ging 1951 an die Sächsische Landesbibliothek über. Bis 1953 saß die Leitung der Städtischen Bücherei in der Zweigstelle Neustadt, erst dann war das Stadthaus wieder bezugsfertig und beherbergte seither auch einen öffentlichen Lesesaal. Außerdem bestanden noch drei weitere Zweigstellen, die Fahrbibliothek bediente in dieser Zeit mit 23 Haltestellen ein historisches Maximum. Infolge der Gründung des Bezirks Dresden erhielt die Bibliothek 1954 den Status als Bezirksbibliothek und damit den neuen Namen Stadt- und Bezirksbibliothek Dresden. Sie unterstand dem Rat des Bezirkes und entwickelte sich bis 1969 zur größten Freihandbibliothek der DDR. Sie gliederte sich in vier Stadtbezirks- und 15 Zweigbibliotheken. Im Jahre 1979 wurde die Jugendbibliothek an der Hauptstraße eingerichtet.

Im Zuge der Abschaffung der Bezirke und der Wiedergründung des Freistaats Sachsen erfolgte 1990 die Umbenennung in Städtische Bibliotheken Dresden. Bereits 1991 richteten sie ihren Bücherhausdienst für alte oder behinderte Menschen ein. Da die Bestände stetig anwuchsen und das Stadthaus nur bedingt als Bibliotheksbau geeignet war, zog die Haupt- und Musikbibliothek 1997 ins World Trade Center Dresden um. Die Jugendbibliothek zog im Mai 2000 von der Hauptstraße in der Inneren Neustadt auf die Prager Straße in die Seevorstadt um. Gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung entwickelten die Städtischen Bibliotheken für die Jugendbibliothek unter dem Namen „medien@age“ ein modernes Konzept. Ebenfalls 2000 erfolgte die Modernisierung der Fahrbibliothek.

Bis nach 2000 betrieben die Städtischen Bibliotheken außerdem mehrere öffentliche Schulbüchereien. Sie konnten auch durch Personen genutzt werden, die nicht der jeweiligen Schule angehören. Von 1996 bis 2010 bestand eine solche Bibliothek am Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden. Weitere Schulbibliotheken gab es bis zu deren Schließung 2003 auch am Fritz-Löffler-Gymnasium Dresden in der Südvorstadt sowie in Großzschachwitz. Im Jahre 2004 strafften die Städtischen Bibliotheken ihr Filialnetz. Dies führte zur Schließung der Stadtteilbibliotheken in Zschertnitz und Seidnitz. Ein Jahr danach ging die Verwaltungsbibliothek der Stadt Dresden an die Städtischen Bibliotheken über.

Literatur

  • Städtische Bibliotheken Dresden (Hrsg.): Stadttore zur Medienwelt. Geschichte der Dresdner Bürgerbibliotheken. Dresden 2006.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. bibo-dresden.de

Quellen


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