Herkuleskeule (Kabarett)

Herkuleskeule (Kabarett)

Die Herkuleskeule“ ist ein Kabarett-Ensemble und ein Kabarett-Theater in Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gegründet wurde das Kabarett am 1. Mai 1961 von Manfred Schubert.

Schon vor der Gründung existierte in Dresden eine Herkuleskeule. Zwischen 1954 und 1959 trafen sich Schauspieler des Staatsschauspiels unter Leitung von Otto Stark in ihrer Freizeit, um Kabarett zu machen. Als Otto Stark dann nach dem 6. Programm im Sommer 1959 nach Berlin zur Distel ging, löste sich die Gruppe auf.

Nachdem schon 1953 in Berlin die Distel und 1954 in Leipzig die Leipziger Pfeffermühle als erste Berufskabaretts der DDR entstanden waren, sollte 1960 auch in Dresden ein Berufskabarett gegründet werden. Die Wahl des Leiters fiel auf Manfred Schubert. Der Dresdner hatte zuvor lange Zeit das Amateurkabarett Die Funken vom Landessender Dresden künstlerisch geleitet und war als Leiter des Berliner Kabaretts Die Trommel tätig. Schubert knüpfte an alte Beziehungen an und die früheren Texter des Herkuleskeulchens und der Funken, Ulrich Pohle, Günter Richter, Rudolf Thomas und Wolfgang Reizenstein, steuerten die ersten Texte bei. Am 1. Mai 1961 fand die Premiere des ersten Stückes Keine Witzbeschwerden im Jugendklubhaus Martin Andersen Nexö auf der Alaunstraße statt.

Untergebracht wurde das neue Kabarett zunächst in den Kellerräumen der Ruine der Kreuzkirche am Altmarkt. Hier fand nur ein Teil der Vorstellungen statt, zumeist war das Ensemble auf Tourneen durch die DDR. Einige Monate später kamen Gisela Grube, Gertraude Grütze und Hans Glauche zur Gruppe, von der Stammmannschaft des ersten Programms blieben nur Höfler und Schubert.

Im Jahr 1965 bezog das Kabarett das Obergeschoss eines Wohngebietsgaststättenkomplexes am Sternplatz 1, wo es sich noch heute befindet. Der Gebäudekomplex war von 1963 bis 1965 unter der städtebaulichen Leitung der Architekten Herbert Schneider und Kurt Röthig erbaut worden.[1]

Im Jahr 1969 wurde ein Programm des Kabaretts verboten. Wo leben wir denn, das aus vier Teilen bestand, musste durch eine 20-Nummern-Neufassung ersetzt werden. Nach dem Weggang von Jochen Höfler und Gertraude Grütze kamen Jutta Rockstroh und Fritz Ehlert, 1971 Werner Knodel dazu. Das Ensemble, das so entstanden war, repräsentierte darstellerisch über viele Jahre hinweg die Dresdner Herkuleskeule. Wolfgang Zobel wurde Dramaturg der Herkuleskeule. Horst Elsner übernahm 1972 die musikalische Leitung.

Schubert wurde auf die Parteischule delegiert und holte 1970 deshalb Wolfgang Schaller, der damals in Görlitz als Lehrer tätig war und ein Jugendkabarett leitete, als Dramaturg und Autor nach Dresden. Vor allem die vom Autorenteam Schaller und Peter Ensikat geschriebenen Kabarettstücke, die an vielen Theatern der DDR nachgespielt wurden, machten die Herkuleskeule zum Markenzeichen für politisches Kabarett in der DDR. Der Eulenspiegel schrieb: „Die Herkuleskeule hat in all den Jahren der Erstarrung wie ein Eisbrecher gewirkt und anderen mit ihrem Mut geholfen.“ Die erste ihrer Politrevuen hieß Bürger, schützt eure Anlagen. Mit diesen Politrevuen, auch „Diskussionsstücke“ genannt, wurden Ensikat und Schaller zum erfolgreichsten Autoren-Team im DDR-Kabarett und machten das Haus auch in der Bundesrepublik bekannt.

Ihren ersten Auftritt in der Bundesrepublik Deutschland hatten die Herkuleskeule 1987 im saarländischen St. Ingbert. Dies war Teil eines offiziellen Kulturabkommens, das zwischen dem seinerzeitigen saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine und dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker ausgehandelt worden war. Auch die ersten Westauftritte der DDR-Kabaretts "Academixer" und "Leipziger Pfeffermühle" in St. Ingbert waren Teil dieses Abkommen.

Im gleichen Jahr kam es zur ersten gemeinsamen Veranstaltung zweier deutscher Kabaretts, der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und der Herkuleskeule. Gerhard Polt und Dieter Hildebrandt hatten ihren Anteil daran, dass die Dresdner als erstes DDR-Kabarett noch vor Maueröffnung im Münchner Residenztheater gastieren konnten.

Seit 1986 ist Wolfgang Schaller künstlerischer Leiter des Dresdner Kabaretts, seit 1998 sein Intendant. Mit Mitteln der Unterhaltung lockt er das Publikum an, um ihm dann unvermittelt harte Brocken aufzutischen. Bestes Beispiel hierfür ist Der kleine Mann aus dem Programm Heimaterde, der aus reiner Ordnungsliebe zum Berserker wird („Alle een Kopf kürzer!“).

Den guten Ruf begründen vor allem die Kabarettisten Hans Glauche und Fritz Ehlert als »Gustav und Erich«, Wolfgang Stumph, Uwe Steimle, Hans-Günther Pölitz und Manfred Breschke.

Zum heutigen Ensemble gehören Birgit Schaller, Brigitte Heinrich, Rainer Bursche, Michael Rümmler, Detlef Nier, Erik Lehmann und die Musiker Jens Wagner und Volker Fiebig. Jährlich finden im Haus etwa 350 Vorstellungen statt. Hinzu kommen etwa 120 Gastspiele pro Jahr in Deutschland und der Schweiz. Geschäftsführer des Kabaretts ist Jörg Heyne.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Walter May, Werner Pampel und Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979, Nummer 67.

Weblinks

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