Kurapaty

Kurapaty
Die Gedenkstätte Kurapaty bei Minsk

Kurapaty (weißrussisch Курапаты, polnisch Kuropaty) ist ein ca. 10 bis 15 ha großes, bewaldetes Gelände nahe Minsk, auf dem die sowjetische Geheimpolizei NKWD im Zeitraum von 1937 bis 1941 zehntausende (möglicherweise mehr als 250.000) Menschen vornehmlich durch Erschießen ermordete und begrub.

Die sowjetischen Behörden hielten die Wahrheit über dieses Verbrechen viele Jahre geheim. Sie versuchten mehrmals, die Massengräber zu vernichten und ließen viele sterbliche Überreste wegbringen. Die offizielle Propaganda behauptete, dass in Kurapaty Opfer der faschistischen Okkupation begraben seien.

Sianon Pasniak, ein bekannter weißrussischer Archäologe und Historiker, führte Ende der 1980er Jahre die ersten Ausgrabungen in Kurapaty aus. Seine Entdeckungen und viele Angaben von Zeugen, die in den 1930er Jahren in den Nachbardörfern gelebt hatten, bestätigten, dass es sich um weißrussische Opfer der sowjetischen Geheimpolizei NKWD handelte. Diese Entdeckungen gaben der pro-demokratischen Unabhängigkeitsbewegung in Weißrussland in den letzten Jahren vor dem Ende der Sowjetunion Auftrieb.

1988 kamen Zehntausende nach Kurapaty, um der Opfer zu gedenken. Die weißrussische Volksfront Adradschenne (weißr.: Адраджэньне = „Wiedergeburt“) nahm bei den ersten Treffen in Kurapaty ihre Arbeit auf. In jenen Jahren wurde damit begonnen, Kreuze in Kurapaty zu errichten und ein „Volksdenkmal“ zu schaffen.

Bill Clinton besuchte 1994 Kurapaty und stiftete ein Denkmal. Das Denkmal wurde bisher dreimal von Unbekannten beschädigt, aber wieder restauriert.

Ein Zwischenfall begann am 20. September 2001, am Tage der Wiederwahl Lukaschenkas, die von westlichen Beobachtern als „undemokratisch“ bezeichnet wurde: Mitglieder der weißrussischen Volksfront verteidigten Kurapaty über sechs Wochen lang gegen Bulldozer, welche nach offizieller Lesart eine nah gelegene Umgehungsstraße für Minsk ausbauen sollten, wobei tatsächlich aber viele Kreuze zerstört und zusätzliche Aufschüttungsarbeiten durchgeführt wurden.

Am 8. November 2001, einen Tag nach dem Jahrestag der Oktoberrevolution, begann das Regime eine neue Offensive in Kurapaty: Traktoren vernichteten die Gräber. Bürger verteidigten die Stätte als „Heiligtum“ und trugen Kreuze mit sich. Viele wurden von Polizeibeamten verprügelt und verhaftet, mehr als 100 Kreuze wurden vernichtet, Widerstand Leistende wurden vor Gericht gestellt und verurteilt.

Die jüdische Gemeinde Weißrusslands errichtete am 29. Oktober 2004 ein Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen und anderen Opfer. Der braune Granitstein trägt eine jiddische und eine weißrussische Aufschrift: „Unseren Glaubensbrüdern – Juden, Christen und Muslimen – den Opfern des Stalinismus von den weißrussischen Juden.“

Verwandte Themen

Literatur

53.96555555555627.611388888889

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kurapaty — ( be. Курапаты) is a wooded area on the outskirts of Minsk, Belarus, in which a vast number of people were executed between 1937 and 1941 by the Soviet secret police, the NKVD. At least 30,000 and possibly as many as 100,000 people are estimated… …   Wikipedia

  • Kurapaty — 53°57′55″N 27°36′40″E / 53.96528, 27.61111 …   Wikipédia en Français

  • Kuropaty — Die Gedenkstätte Kurapaty bei Minsk Kurapaty (weißrussisch Курапаты, polnisch Kuropaty) ist ein ca. 10 bis 15 ha großes, bewaldetes Gelände nahe Minsk, auf dem die sowjetische Geheimpolizei NKWD im Zeitraum von 1937 bis 1941 zehntausende… …   Deutsch Wikipedia

  • Dissolution of the Soviet Union — Tanks at Red Square during the 1991 Soviet coup d état attempt Participants People of the Soviet Union Federal government …   Wikipedia

  • List of Belarus-related topics — This is a list of topics related to Belarus. Those interested in the subject can monitor changes to the pages by clicking on Related changes in the sidebar.Belarus* Belarus * Belarusian diplomatic missionsCommunications in Belarus* Communications …   Wikipedia

  • Freedom of religion in Belarus — The Constitution provides for freedom of religion; however, the Government restricted this right in practice.Respect for religious freedom has recently worsened. The Government continued to restrict religious freedom in accordance with the… …   Wikipedia

  • Куропаты — У этого термина существуют и другие значения, см. Куропаты (значения). Урочище Куропаты …   Википедия

  • Joseph Stalin — Stalin redirects here. For other uses, see Stalin (disambiguation). Joseph Stalin Russian: Иосиф Виссарионович Сталин Georgian: იოსებ ბესარიონის ძე სტალინი …   Wikipedia

  • Katyn massacre — This article is about the 1940 massacre of Polish officers. For the 1943 massacre of Belarusian civilians, see Khatyn massacre. Katyn Kharkiv Mednoye memorial The Katyn massacre, also known as the Katyn Forest massacre (Polish …   Wikipedia

  • Geschichte von Belarus — Wladimir von Kiew und die Prinzessin Rahneda von Polazk (Gemälde aus dem Jahre 1770). Weißrusslands Geschichte ist geprägt von der Lage des dünn besiedelten Landes am Übergangsbereich zwischen katholisch geprägtem litauisch polnischem… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”