Kurt Eimann

Kurt Eimann

Kurt Eimann (* 28. Juli 1899 in Görlitz) war ein deutscher SS-Angehöriger im Rang eines SS-Obersturmbannführers, der 1968 wegen gemeinschaftlichen Mordes als Kriegsverbrecher verurteilt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vorkriegszeit und Aufstieg in der SS

Kurt Eimann trat vor Machtübernahme (1932) in die NSDAP (Mitglieds-Nr. 1.418.880), SA und SS (Mitglieds-Nr. 57.319) ein.

Am 20. April 1934 erhielt Eimann seine Beförderung zum SS-Sturmführer und wurde zunächst der 70. SS-Standarte in Liegnitz zugeteilt[1] und wurde am 15. September 1935 zum Obersturmführer ernannt. Seine nächste Regelbeförderung erhielt Eimann am 20. April 1936, als er zum SS-Hauptsturmführer ernannt wurde. Nach der „Dienstaltersliste der SS“ vom 1. Dezember 1938 war er als Obersturmbannführer (seit dem 11. September 1938) im Stab des SS-Abschnittes XXVI eingesetzt.[2] Am 1. Januar 1939 übernahm Kurt Eimann die Führung der 36. SS-Standarte in Danzig und stand ihr bis Mai 1945 als Kommandeur vor.[3]

Am 3. Juli 1939 gründete sein Vorgesetzter, SS-Brigadeführer Johannes Schäfer, eine besondere Einheit des Sicherheitsdienstes der SS mit der Bezeichnung „SS-Wachsturmbann Eimann“. Diese Einheit galt offiziell als bewaffneter Reservesturmbann der Danziger SS-Standarte und trug offiziell die Bezeichnung „Verstärkte SS-Polizeireserve für Sonderaufgaben“. Zum Stab dieser neuen Einheit gehörte auch SS-Sturmbannführer Max Pauly, nachmals Kommandant in Stutthof und im KZ Neuengamme. Der „SS-Wachsturmbann Eimann“ sollte die bestehenden Polizeikräfte bei einer geplanten „Aktion Tannenberg“ unterstützen, um zu gegebener Zeit die „polnischen Elemente“ der Freien Stadt Danzig zu liquidieren.[4]

Zweiter Weltkrieg

Unmittelbar nach dem Beginn des Polenfeldzuges wurde ein Zivilgefangenenlager in Stutthof eingerichtet. Es wurde vom „Wachsturmbann Eimann“ bewacht, das ab November 1939 dem Höheren SS- und Polizeiführer Richard Hildebrandt unterstellt war. Während im Deutschen Reich noch die organisatorischen Vorbereitungen der Euthanasiemorde anliefen, erschossen Angehörige des „SS-Wachsturmbann Eimann“ ab Ende September bis Dezember 1939 etwa 2.000 Patienten der polnischen Heilanstalt Kocborowo (Conradstein). Weitere 1.400 behinderte Personen wurden aus pommerschen Pflegeanstalten nach Neustadt in Westpreußen transportiert und in einem Waldgelände von Piasnitz erschossen. Ein polnisches Arbeitskommando, das aus Häftlingen des Lagers Stutthof bestand und die Toten begraben musste, wurde anschließend ebenfalls umgebracht. Kurt Eimann beteiligte sich dabei aktiv an der Ermordung, in dem er das erste Opfer persönlich erschoss, um – wie er später sagte – „seinen Männern ein Vorbild zu sein“.[5][6]

Auch in anderen polnischen Anstalten im annektierten Gebiet, den neugebildeten Gauen Wartheland und Danzig-Westpreußen, wurden behinderte Personen in örtlichen Pflegeanstalten erschossen. An diesen Morden waren neben der Einheit Eimanns auch Angehörige des Volksdeutschen Selbstschutzes und Einsatzkommandos beteiligt.[7]

Ab 1940 wurde Kurt Eimann im Rahmen der SS-Totenkopfdivision an verschiedenen Kriegsschauplätzen der Westfront eingesetzt. Auch übernahm er eine Einheit sowohl in der 11. als auch der 15. verstärkten Totenkopfstandarte. Am 20. November 1941 wurde Eimann zur SS-Standortkommandantur Lubin abgeordnet. Am 30. Januar 1943 erhielt er in der Allgemeinen SS seine Regelbeförderung zum SS-Obersturmbannführer.[8] In der Waffen-SS jedoch war Kurt Eimann 1943/44 als SS-Sturmbannführer der Reserve dem II. SS-Panzerkorps zugeordnet.[9]

Nachkriegszeit

Nach 1945 war Eimann als Händler in Misburg bei Hannover tätig. Am 20. Dezember 1968 wurde er vom Landgericht Hannover wegen gemeinschaftlichen Mordes an mindestens 1.200 Menschen zu vier Jahren Haft verurteilt und zwei Jahre später aus der Haft entlassen.[10]

Literatur

Einzelnachweise

  1. SS-Personalamt: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, 1. Oktober 1934, laufende Nr. 2.745
  2. SS-Führungshauptamt: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP. Stand 1. Dezember 1938 mit Berichtigungsheft vom 15. Juni 1939, Berlin 1938/39, laufende Nr. 1681.
  3. Mark C. Yerger: Allgemeine SS - The Commands, Units and Leaders of the General SS, ISBN 0-7643-0145-4, S. 188.
  4. Marek Orski: Organisation und Ordnungsprinzipien des Lagers Stutthof. In: Ulrich Herbert et al. (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Frankfurt/m 2002, ISBN 3-59615516-9, S. 286.
  5. Ernst Klee: „Euthanasie“ im NS-Staat. Frankfurt/M 1985, ISBN 3-596-24326-2, S. 97.
  6. http://www.ns-eugenik.de/eugenik/sa4.htm
  7. Peter Longerich: Politik der Vernichtung. München 1998, ISBN 3-492-03755-0, S. 236.
  8. Mark C. Yerger: Allgemeine SS - The Commands, Units and Leaders of the General SS, ISBN 0-7643-0145-4, S. 188.
  9. Hrsg. Brün Meyer: Dienstaltersliste der Waffen-SS: SS-Obergruppenführer bis SS-Hauptsturmführer. Stand 1. Juli 1944, BIBLIO Verlag Osnabrück, 1987, laufende Nr. 706.
  10. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt/M 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 131.

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