Kurt von Raumer

Kurt von Raumer

Kurt von Raumer (* 15. Dezember 1900 in Erlangen; † 22. November 1982 in Münster) war ein deutscher Historiker und Professor für Neuere Geschichte.[1][2]

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Leben und Wirken

Der Sohn des Erlanger Oberstudienrats Sigmund von Raumer (1860–1939) und der Marie Emilie von Ammon (* 1867), hatte sich 1919 dem Freikorps von Konstantin Hierl angeschlossen.[1] Nach einem Geschichtsstudium, der Promotion zum Dr. phil. 1924 und seiner Habilitation 1928 über Die Zerstörung der Pfalz von 1689 war er zunächst ab 1929 als Privatdozent und seit 1935 als außerplanmäßiger Professor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg übernommen worden. Noch im gleichen Jahr ging er als ordentlicher Professor an das Herder-Institut in Riga.[2] Im Mai 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.[3]

Raumer hoffte in den 1930er Jahren seiner „nationalpädagogischen Aufgabe“ dadurch gerecht zu werden, dass er die das „Selbstbewusstsein des Volkes“ stärkenden „historischen Glanzpunkte“ und die „Zeiten des nationalen Glücks“ darstellte.[4] 1938 erklärte er, in der Geschichtsauffassung habe sich die Wende von der Staatsgeschichte zur Volksgeschichte vollzogen.[5]

1939 erhielt Raumer den früheren Lehrstuhl des vertriebenen Hans Rothfels an der Albertina-Universität Königsberg und wurde 1942 zum Professor für mittlere und neuere Geschichte an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster berufen.[6][2] Hier war er darüber hinaus Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen und 1943–1946 deren Vorsitzender.

Obwohl sich Raumer politisch diskreditiert hatte, konnte er seinen Lehrstuhl in Münster behalten und ohne Einschränkungen weiter lehren und forschen. Er hielt sich jedoch politisch zurück und leistete seinen Fachkollegen am Münchner Historikertag 1949 öffentlich Abbitte. Raumer spezialisierte sich in den Nachkriegsjahren im Bereich Wirtschafts- und Sozialgeschichte. 1956 war er auch Fachgutachter der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) und ab 1959 Vorsitzender des Fachausschusses Geschichte.[7]

Kurt von Raumer, Nachkomme aus der alten ehemals bayerischen, später sächsischen Adelsfamilie von Raumer, war der Urenkel des Geologen, Geographen und Pädagogen Karl Georg von Raumer (1753–1833) sowie Enkel des Sprachwissenschaftlers Rudolf von Raumer (1815–1876).

Werke (Auswahl)

  • Die Zerstörung der Pfalz von 1689 im Zusammenhang der französischen Rheinpolitik. München 1930
  • Der Rhein im deutschen Schicksal. Berlin 1936
  • Ewiger Friede. Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance. Freiburg 1953
  • Deutschland um 1800. Krise und Neugestaltung,1789-1815. 3 Bände, Konstanz 1959/60
  • Der Freiherr vom Stein und Goethe. Münster 1965

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 482.
  2. a b c Rudolf Vierhaus (Hrsg:) Deutsche Biographische Enzyklopädie. Saur, München 2007, Band 8, ISBN 978-3-598-25030-9, S. 209.
  3. Ingo Haar: Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der „Volkstumskampf“ im Osten. Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35942-X, S. 297.
  4. Ursula Wolf: Litteris et patriae. Das Janusgesicht der Historie. Verlag Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06875-9, S. 174.
  5. Wolfgang W. Mommsen: Gestürzte Denkmäler? Die Fälle Aubin, Conze, Erdmann und Schieder. In: Jürgen Elvert (Hrsg.): Historische Debatten und Kontroversen im 19. und 20. Jahrhundert. Jubiläumstagung der Ranke-Gesellschaft in Essen, 2001. Verlag Steiner, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08253-0, S. 96-109, hier: S. 98.
  6. Thomas Etzemüller: Sozialgeschichte als politische Geschichte. Werner Conze und die Neuorientierung der westdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945. Verlag Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56581-8, S. 32 und 132.
  7. Thomas Etzemüller: Sozialgeschichte als politische Geschichte. Werner Conze und die Neuorientierung der westdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945. Verlag Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56581-8, S. 132f. und 171.

Weblinks


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