Raumer (Adelsgeschlecht)

Raumer (Adelsgeschlecht)
Stammwappen von Raumer
Erweitertes Wappen von Raumer - Adelserneuerung 1693
Erweitertes Wappen von Raumer - Adelsbestätigung 1708

Raumer (auch Raamer zu Rain, Raamer von Rain) genannt, ist der Name eines alten bayerisch-schwäbischen Uradelsgeschlechtes, welches ursprünglich im Ort Rain am Lech ansässig war und dessen Name bereits für die Zeit vor dem Jahre 1000 n. Ch. erwähnt ist, allerdings nicht in zeitgenössischen Urkunden, sondern in historischen Werken, die über ein halbes Jahrtausend später datieren.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Entwicklung

Sowohl in der „Cosmographia“ von Sebastian Münster als auch in den „Annales ducum Boiariae von Johannes Aventinus und den „Chronologia monasteriorum Germaniae“ von Kaspar Brusch wurde im Jahr 942 ein gewisser Friedrich Raamer beim zweiten Ritterturnier in Rothenburg ob der Tauber sowie im Jahr 996 beim fünften Turnier in Braunschweig ein Wilhelm und eine Jungfrau namens Anna Raamerin zum Rain genannt. Authentizität der Quellen aus der Ottonenzeit und genealogischer Zusammenhang mit den erst sehr viel später auftauchenden Raumer sind nicht erwiesen. Schließlich erwähnt Aventinus einen Christoph von Raamer als Ritter und Turnier-Voigt beim Wormser Ritterfest im Jahre 1487 sowie Kaspar Brusch noch einen Almodus Raamer als Abt des Fürststifts zu Kempten.

Mittlerweile verlegte die mehrheitlich zu den Lutheranern konvertierte Familie Raumer, wie sie sich jetzt nennt, bedingt durch die Wirren des Landshuter Erbfolgekriegs ihren Hauptwohnsitz in die Oberpfalz. Der genealogisch bestätigte gemeinsame Ahnherr aller heutigen von Raumer, Johann Raumer, († 1590), welcher mit einer Ursula Peisser aus Eger († 1617) verheiratet war, ist als einer der Ersten in Eschenbach in der Oberpfalz urkundlich nachweisbar. Er war im Landgericht von Auerbach in der Oberpfalz beschäftigt und als Kapitän der Landmilizen eingesetzt. Von ihm sind eine Tochter und zwei Söhne bekannt, wobei der erste Sohn, Peter, sich in Pressath niederließ. Peter hatte wiederum einen Sohn namens Ludwig, welcher im Rahmen der Gegenreformation wieder zur Rückkehr zum katholischen Glauben gezwungen worden war und sich daraufhin für ein Leben als Dominikaner-Mönch entschied. Der zweite Sohn Johann Raumers, Friedrich († 23. März 1666), verheiratet mit Anna Höller († 23. Februar 1658), blieb zwar noch als Gerber in Eschenbach, wogegen deren einziger Sohn Georg Raumer (1610–1691) auf Grund der Wirren des Dreißigjährigen Krieges und der damit einhergehenden Zwangskonvertierung im Jahre 1630 unter Niederlegung seines Adels von Bayern nach Dessau zog und es dort zum Hofprediger und Superintendenten sowie zum Konsistorialrat brachte. Mit ihm geht die bis heute bestehende Linie weiter, von der zahlreiche Mitglieder immer wieder herausragende Positionen vor allem in der Wissenschaft, Politik und im Militärdienst innehatten. Ab dem frühen 19. Jahrhundert zog mit dem Geologen Karl Georg von Raumer ein Zweig der Familie wieder nach Bayern zurück, welcher sich im Raum Erlangen niederließ und bis in die heutige Zeit dort bekannt ist.

Anbetracht seiner Herkunft und Stellung wurde dem Sohn des genannten Hofpredigers, Geheimrat Friedrich Amadeus Gottlieb von Raumer(1643–1728), von Kaiser Leopold I. am 18. Januar 1693 der Reichs- und erbländisch-österreichische Adel erneuert und bestätigt. Dies erfolgte ebenso wenige Jahre später am 15. September 1708 durch Kaiser Joseph I. bei Raumers Neffen und zugleich Adoptivsohn Johann Georg von Raumer (1671–1747), welcher im Alter von erst fünf Jahren Vollwaise geworden war und bei seinem ledigen und kinderlosen Onkel Aufnahme gefunden hatte.

Darüber hinaus wurden einzelne Mitglieder der Familie mit hohen Auszeichnungen geehrt, unter anderem in vier Fällen mit dem Pour-le-Mérite sowie mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland in hohen Ausführungen, aber auch als Ehrenbürger von Erlangen oder als Namensgeber von Straßen in den Städten Dessau, Erlangen, Berlin, Dinkelsbühl, Essen, Köln, und Ragow (Mittenwalde) sowie einer Schule in Dinkelsbühl.

Wappen

Das Wappen der Familie von Raumer zeigt in einem geteilten Wappenschild links eine goldene Sonne im blauen Feld, rechts eine grüne Zedernuss im goldenen Feld. Bei der Adelserneuerung im Jahre 1693 kamen vier Schilde hinzu, je zwei mit schwarzem Adler im goldenen Feld und zwei mit weißen Halbmonden und Balken im roten Feld. Letztere Variation wurde aber nicht von allen Familienangehörigen übernommen.

Bekannte Persönlichkeiten – genealogisch geordnet

  • Georg Raumer (* 21. Oktober 1610 in Eschenbach in der Oberpfalz, † 26. Mai 1691 in Dessau), Hofprediger und Superintendent und Konsistorialrat, verh. in zweiter Ehe mit Dorothea Elisabeth von Bergen (1619–1702)
    • Friedrich Amadeus Gottlieb von Raumer (* 18. Januar 1643 in Dessau, † 23. März 1728 ebenda), Anhaltischer Regierungsdirektor und fürstlicher Gesandter, Adelserneuerung 1693, ledig, adoptiert seinen Neffen und Frühwaisen Johann Georg von Raumer (1671–1747), an den der Adel vererbt wurde
    • Theodor Christian Raumer (* 1. November 1644 in Dessau, † 23. November 1707 in Zerbst), Theologe, und Rektor des Francisceum-Gymnasiums zu Zerbst, verh. mit Rosine Sophia Hoffmann, Tochter des Pastors von St. Nicolai in Zerbst
    • Ephraim Jonathan Raumer (* 24. März 1646 in Dessau, † 15. August 1676 ebenda), Theologe und Prediger in Dessau, verh. mit Johanna Magdalena Milagius (1642–1676), Tochter des Diplomaten und Fürstl. Anhalt. Kanzler Martin Milagius
      • Johann Georg von Raumer (* 1. Mai 1671 in Dessau, † 5. Februar 1747 ebenda), anhaltischer Regierungspräsident, fürstlicher Gesandter und Präsident des Konsistoriums, 1708 Adelsbestätigung, als Frühwaise adoptiert von seinem Onkel Friedrich Gottlieb von Raumer, verh. mit Albertine Charlotte von Reinhart (1697–1747), Tochter des Geheimrates und Kanzler zu Bernburg Johann Georg von Reinhart

Literatur und Quellen

  • Hermann v. Raumer: Die Geschichte der Familie von Raumer; (Bibliothek familiengeschichtlicher Arbeiten Bd. 38 – Degener-Genealogie-Verlag); 1975. VIII u. 264 S., 24 Taf. mit 35 Abb., ISBN 3-7686-6002-8
  • Jakob Christoph Beck, August Johann Buxtorf, Johannes Christ: Supplement zu dem Baselischen allgemeinen historischen Lexicon, Band 1, Basel, 1744 Google Buch
  • Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch: Neues preußisches Adelslexikon, Bd. 4, S. 88 ff., Reichenbach, Leipzig, 1837
  • Das Gothaische Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser, Bd. 1, S. 625 ff., 1907
  • Percy Ernst Schramm: Ahnenliste der Familien von Raumer und von Gerlach (Anhalt-Kursachsen-Thüringen), in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, 29. Jahrgang, November 1963, Heft 10, S. 163–176

Weblinks

Trivia

Kurt Brand benutzte die Bezeichnung Raumer für die Raumschiffe in der Science-Fiction-Serie Ren Dhark


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