Kurzspielfilm

Kurzspielfilm

Ein Kurzfilm (engl. short (film) oder short subject) definiert sich als Gegenstück zum Langfilm ausschließlich über seine Länge. Ein Kurzfilm kann also ebenso wie der programmfüllende Film sämtliche Filmgenres bedienen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Begriff des Kurzfilms kam erst auf, als der programmfüllende Spielfilm Hauptgegenstand von Kinovorstellungen wurde.

In der Frühphase des Kinos waren Filme durch technische Einschränkungen in ihrer Länge begrenzt. Insofern würden die frühen Filme, z. B. der Gebrüder Lumière heute als Kurzfilme definiert werden, ohne die heutige Begriffsbedeutung widerzuspiegeln. Diese Filme werden eher nach der Anzahl ihrer Akte bezeichnet. Mit dem Begriff Akt wurde im Gegensatz zum Theater beim Film auch die Filmrolle selbst bezeichnet. In diesem Sinne unterschied man in früheren Jahren so genannte Onereeler und Tworeeler. Auch die Academy of Motion Picture Arts and Sciences vergab früher Oscars für kürzere Filme in diesen Kategorien.

Bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde ein Kurzfilm vielfach als Vorfilm vor dem eigentlichen Hauptfilm gezeigt. Mit dem Rückgang der Kinobesucher setzte sich - auch aus finanziellen Erwägungen der Kinobetreiber - eine veränderte Abfolge des Kinoabends durch: Heute werden vor dem eigentlichen Film meist nur noch Werbung und einzelne Trailer gezeigt. Das Abspielen von Kurzfilmen im regulären Programm ist finanziell für die Kinos heute meist nicht mehr tragbar. Zumindest befürchten die Programmkinos dadurch meist weniger Werbeeinnahmen.

Im Zuge des Ausbaus und Erfolgs des Internets gibt es Kurzfilmportale und der Kurzfilm bekommt eine neue Form der Verbreitung. Meist handelt es sich dabei, um Video-Podcasts (V-Pod) oder Laienfilme, aber auch professionelle Kurzfilme finden z.B. durch YouTube oder Kurzfilme.de eine größere Verbreitung. Auch gibt es in vielen Städten Kurzfilmfestivals oder Kurzfilmtage. Auch das Kultur-Fernsehen Arte produziert eine Kurzfilmsendung namens Kurzschluss für die Kurzfilmszene.

Länge

Die Länge eines Kurzfilms beträgt in der Regel weniger als 30 Minuten. Allerdings sind die Grenzen hier nicht klar definiert. Bei Kurzfilmfestivals gelten oftmals unterschiedliche Längenbegrenzungen. Die Academy of Motion Picture Arts und Sciences sieht einen Film mit einer Länge unter 40 Minuten als Kurzfilm an. Die Internationalen Filmfestspielen Berlin definieren die Maximallänge Kurzfilm je nach Sektion zwischen 15 und 30 Minuten. Der Deutsche Kurzfilmpreis hat die Begrenzungen bis 7 Minuten und bis 30 Minuten.

Rezeption heute

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Kurzfilm heute auch des Öfteren im Zusammenhang mit nichtkommerziellen Filmprojekten verwendet. Vielfach wird der Kurzfilm auch, wegen seiner Beliebtheit bei lernenden Filmemachern, mit dem Studentenfilm gleichgesetzt.

Inzwischen wird der Kurzfilm jedoch, ähnlich wie sein literarisches Pendant die Kurzgeschichte, als eigenständiges Genre mit besonderen Ausdrucksmöglichkeiten begriffen. Bedingt durch seine Kürze eröffnet der Kurzfilm Filmemachern künstlerische Möglichkeiten, die dem Langfilm fehlen. So kommen auch erfolgreiche Regisseure von Kinofilmen bisweilen auf das Format Kurzfilm zurück. Durch die Einführung der DVD erfreuen sich Kurzfilm als DVD-Beigaben einer Beliebtheit und bieten damit ein Zusatzangebot für Sonderausgaben.

Trotz der schwierigen Situation im kommerziellen Kino wird der Kurzfilm als eigene Kategorie durch wichtige Filmpreise gewürdigt. Bei der Oscar-Verleihung werden heute Oscars in drei verschiedenen Kategorien ausschließlich für Kurzfilme vergeben (Kurzspielfilm, Animationskurzfilm, Dokumentarkurzfilm).

Bei speziellen Kurzfilm-Projekten erstellen Regisseure (teilweise in einer Wettbewerbsituation) Kurzfilme zu einem vorgegebenen Thema, die dann als Gesamtheit in Spielfilmlänge präsentiert werden. Bekannte Projekte sind 11'09"01 – September 11 (2002), Ten Minutes Older (2002) und die 99 Euro Films (2001). In letzterem Projekt durfte kein Film in der Herstellung mehr als 99 Euro kosten. Durch die thematische Aneinanderreihung mehrerer Kurzfilme kann ein Episodenfilm entstehen, so geschehen in der Hommage an Paris "Paris, je t'aime" berühmter Regisseure, wie u.a. Tom Tykwer und die Coen-Brüder.

Eine Besonderheit ist das experimentelle Projekt The Five Obstructions (2003) von Jørgen Leth. Für jede der fünf Kurzfilm-Episoden machte ihm der Filmemacher Lars von Trier Einschränkungen und Vorgaben, die der Regisseur im Film umsetzen musste.

Durch Tauschbörsen und Downloadportale im Internet hat der Kurzfilm seit 1995 ein Revival. Auf diesem neuen Medium spielt er seinen Heimvorteil der Kürze aus, und kann mal eben kurz kopiert oder Freunden am Computer gezeigt werden. Die internationale Bekanntheit die Kurzfilme wie der deutsche Staplerfahrer Klaus, oder die polnische Katedra von Baginski erreicht haben, wäre ohne Kopie im Internet nicht möglich gewesen. Filme wie die Adicolor Serie oder Bernards Blue Screen of Death zeigen, dass bei dieser neuen Generation von Kurzfilmen die Grenze zu Werbung und Podcasts verschwimmt. Während Filme in Normallänge über das Internet derzeit kaum legal vertrieben werden, hat der Kurzfilm im Internet die Marktreife erreicht und ist auf YouTube und vielen anderen Downloadportalen präsent.

Festivals und Organisationen

siehe Kurzfilmfestival

Um Kurzfilme engagieren sich

Fördervereine:

Filmverleiher/Filmvertriebe:

Verbände/Institutionen:

  • AG Kurzfilm, Bundesverband Deutscher Kurzfilm
  • Deutscher Kurzfilmpreis unterwegs, Kinotour der nominierten und mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichneten Filme

Kurzfilme im deutschen TV und im Internet

Das wichtigste Forum für Kurzfilme im deutschen Fernsehen ist das Magazin Kurzschluss auf ARTE. Darüber hinaus zeigt 3sat Dienstags um 21:45 Uhr ein bis zwei Kurzfilme. Auch die dritten Programme zeigen gelegentlich zu später Uhrzeit Kurzfilm-Nächte.

Der TV Sender 13th Street zeigt in der Sendereihe "Shocking Shorts" regelmäßig Kurzfilme aus den Genres Action, Krimi, Thriller, Mystery und Horror. In diesem Rahmen wird auch der Shocking Shorts Award verliehen. Unter dem Label werden auch DVDs veröffentlicht.

Im kommerziell orientierten Privatfernsehen gibt es für Kurzfilme in der Regel keinen Platz. Eine Ausnahme bilden die auf den Musiksendern gezeigten Musikvideos.

Daneben gibt es die Möglichkeit, Kurzfilme im Netz anzuschauen. So zeigt beispielsweise das unter der Patenschaft von Wim Wenders entstandene IPTV-Portal shortstream.eu eine Auswahl prämierter deutscher Kurzfilme.

Literatur

  • Frank Becher: Kurzfilmproduktion. UVK, Konstanz 2007, ISBN 3-86764-002-5
  • Katrin Heinrich: Der Kurzfilm. Geschichte, Gattungen, Narrativik. Coppi, Alfeld (Leine) 1997, ISBN 3-930258-42-0
  • Peter Kremski: Überraschende Begegnungen der kurzen Art. Gespräche über den Kurzfilm. Schnitt, Köln 2005, ISBN 3-9806313-5-4

Weblinks


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