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Manfred Kyber (* 1. März 1880 in Riga, damals Russisches Reich; † 10. März 1933 in Löwenstein) war ein deutscher Schriftsteller, Theaterkritiker, Dramatiker, Lyriker und Übersetzer deutschbaltischer Herkunft, der vor allem durch seine ungewöhnlichen Tiergeschichten bekannt geworden ist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Manfred Kyber war der Sohn eines baltischen Gutsbesitzers und wuchs in Paltemal in Livland auf. Mit ihm zerwarf er sich wegen seiner Verehrung Heinrich Heines. Er begann nach seiner Gymnasialzeit in Riga und Sankt Petersburg (ohne Abiturabschluss) im Jahr 1900 an der Universität Leipzig das Studium der Psychologie und Naturphilosophie. Er fühlte sich zwar mehr zur Dichtkunst und zur Leipziger Künstlerszene hingezogen, wo er unter anderem die Bekanntschaft mit Max Klinger machte, doch der Vater ordnete zunächst den Abschluss eines regulären Studiums an.
1902 verstarb der Vater überraschend, worauf Kyber sein Studium abbrechen musste. Im selben Jahr erschien sein erster Gedichtband. Aus einer Liebesbeziehung mit der Schriftstellerin und Komponistin Elisabeth Gerlach-Wintzer, die einige seiner Gedichte vertonte, ging 1904 die (uneheliche) Tochter Leonie hervor. Er siedelte daraufhin nach Berlin über, wo er zunächst als Redakteur und später als Lektor für einen Verlag arbeitete. Für die Überbrettl-Bühne von Ernst von Wolzogen und Hanns Heinz Ewers schrieb er Lieder.
1909 heiratete er die baltische Theosophin Elisabeth Boltho von Hohenbach. 1911 lernte er Rudolf Steiner kennen und schloss sich dessen anthroposophischer Bewegung an. Während des Ersten Weltkriegs war Kyber aufgrund seines russischen Passes Zivilgefangener; sein literarisches Schaffen hielt sich so auch während der Kriegsjahre in Grenzen. 1918 reiste er nach Riga, wo er die Leitung der Deutschen Volksbühne übernahm.
1919 zog er mit seiner Frau nach Stuttgart, wo er als Mitarbeiter für die Werkzeitschrift der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria, als Schriftleiter des Unionsverlags, als freier Theaterkritiker beim Kunstführer, beim Schwäbischen Merkur und beim Walter Seifert Verlag tätig war und an der Volkshochschule über Okkultismus referierte; die Vorträge wurden dann auch von ihm publiziert. In dieser Zeit begann er, für den Tierschutz Partei zu ergreifen und zu spenden. 1922 ließ er sich scheiden, adoptierte daraufhin seine Tochter Leonie und ging mit dieser 1923 schließlich nach Löwenstein, wo er in bescheidenen Verhältnissen und (selbstgewählter) Einsamkeit lebte. 1933 wurde er dort auf dem Waldfriedhof neben der Grabstätte von Friederike Hauffe, der berühmten „Seherin von Prevorst“, beigesetzt.
Die Grundschule in Löwenstein trägt seinen Namen. Das dortige Manfred-Kyber-Museum dokumentiert den gesamten Nachlass.
Preise und Auszeichnungen
- 1930 Welt-Tierschutzpreis in Genf
Werke
Originalausgaben
- Gedichte. 1902
- Drei Waldmärchen. Seemann, Leipzig 1903
- Cœur – As. 1905
- Meister Mathias. Dramatisches Gedicht. Vita Deutsches Verlagshaus, Berlin-Charlottenburg 1906
- Der Schmied vom Eiland. Gedichte, Neue Folge. 1908
- Nordische Geschichten. Jonck & Poliewsky, Riga 1909
- Unter Tieren. Vita, Berlin 1912
- Drei Mysterien: Der Stern von Juda. Die neunte Stunde. Der Kelch von Avalon. Dramen. Vita, Berlin 1913
- Genius astri. Dreiundreißig Dichtungen. Vita, Berlin 1918
- Märchen. Vita, Stuttgart 1920
- Das wandernde Seelchen. Der Tod und das kleine Mäddchen. 2 Märchenspiele. Seifert, Stuttgart/Heilbronn 1920
- Der Königsgaukler. Datterer, Freising 1921
- Im Gang der Uhr. Eine Kleinstadtgeschichte. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1922
- Grotesken. Seifert, Stuttgart/Heilbronn 1922
- Küstenfeuer. Drama. Seifert, Stuttgart/Heilbronn 1923
- Einführung in das Gesamtgebiet des Okkultismus vom Altertum bis zur Gegenwart. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1923
- Stilles Land. Gedichte. Seifert, Heilbronn 1924
- Tierschutz und Kultur. Grethlein & Co., Leipzig/Zürich 1925
- Neue Tiergeschichten (= Unter Tieren, Band 2). Grethlein & Co., Leipzig/Zürich 1926
- Der Mäuseball und andere Tiermärchen. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1927
- Puppenspiel. Neue Märchen. Grethlein & Co., Leipzig/Zürich 1928
- Die drei Lichter der kleinen Veronika. Der Roman einer Kinderseele in dieser und jener Welt. Grethlein & Co., Leipzig/Zürich 1929
- Neues Menschentum. Betrachtungen in zwölfter Stunde. Hesse & Becker, Leipzig 1931
Posthum erschienen (Auswahl)
- Gesammelte Tiergeschichten, Leipzig 1934
- Gesammelte Märchen, Leipzig 1935
- Das Manfred Kyber Buch. Tiergeschichten und Märchen. Christian Wegner Verlag, Hamburg 1969
- Schloß Elmenor und andere Märchen. Rowohlt, Reinbek 1983
Siehe auch
Literatur
- Gertrud Karger: Manfred Kyber. Dichter und Tierfreund. Hesse & Becker, Leipzig o. J. (1936)
- Ingeborg Günther: Manfred Kyber 1880–1933. Versuch einer Monographie. Dissertation Wien 1954
- Eberhard Wolfgang Funcke: Manfred Kybers Märchen. Eine kritisch-literarische Untersuchung. Dissertation Pretoria 1970
- Anton Brieger: In zwölfter Stunde. Manfred Kyber, Seher und Dichter. Rudolf Fischer, Pforzheim 1973
- Eintrag in: Neue Deutsche Biographie, Band 13, S. 354f. Duncker & Humblot, Berlin 1982
- Gisela Ullrich: Fremd in die fremde Welt verbannt – der Lyriker Manfred Kyber und Karl-Heinz Dähn: Manfred Kyber. Dichter und Kämpfer im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts. Versuch eines Lebensumrisses. In: Jahrbuch 30 (1983) des Historischen Vereins Heilbronn
Weblinks
- Literatur von und über Manfred Kyber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Manfred Kyber – Präsentation des Werkes und seines Lebens private Website
- Biographischer Eintrag in der Online-Dokumentation der anthroposophischen Forschungsstelle Kulturimpuls
- Kyber im Projekt Gutenberg
- Ausführliche Biografie
- Eine Auswahl einiger seiner Geschichten
Personendaten NAME Kyber, Manfred KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller deutschbaltischer Herkunft GEBURTSDATUM 1. März 1880 GEBURTSORT Riga STERBEDATUM 10. März 1933 STERBEORT Löwenstein
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