- Königsberger Schlossteich
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Der Königsberger Schlossteich (russisch Нижний пруд oder Замковый пруд) ist ein etwa 1,2 km langer und zwischen 50 und 100 m breiter, im Ganzen 9 ha großer See in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, und erhielt seinen Namen durch das südlich gelegene Königsberger Schloss. Die Katzbach dient als Abfluss.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Es ist ein im Norden der Stadt gelegener See, der in südwärts ins Zentrum der Stadt ragt. Er erhält sein zufließendes Wasser vom höher gelegenen Oberteich und entwässert unterirdisch zum Pregel.
Schlossteichmentalität
Ähnlich wie die Außenalster in Hamburg hatte der Schlossteich „zentrale“ Bedeutung im Gesellschaftsleben der Königsberger. Vor allem das studentische Leben spielte sich dort ab. Die romantische Verliebtheit in diesen See brachte den Königsbergern den Ruf einer „Schlossteichmentalität“ ein. Viele Studentenverbindungen und Rudervereine hatten ihre Häuser am Schlossteich. In den Sommermonaten traf man sich im Börsengarten, einer an bayerische Biergärten erinnernde Gastwirtschaft mit großer Rasenfläche an der Westseite des Schlossteiches. Für die kühlen und regnerischen Tage gab es zahlreiche Cafés. Beliebt war der Spaziergang um den Schlossteich auf der sogenannten Promenade. Man konnte auch Kahn fahren oder die Enten und Schwäne füttern. Im Winter ging man schlittschuhlaufen, im Sommer verschaffte man sich Kühlung. Höhepunkte des Schlossteichlebens waren nächtliche Lampionfahrten und die Maifeier oder Konzerte auf dem Münzplatz.
In der Nähe des Schlosses begann der weit ausgedehnte Schloßteich, dessen Ufer damals noch überall bis an das Wasser herabreichende Gärten bildeten. Hier herrschte an schönen Sommerabenden, zumal wenn Konzerte oder eine italienische Nacht veranstaltet wurde, in der sonst so nüchternen Stadt bisweilen ein fast venetianisch anmutendes reges Treiben; das ärmere Volk sah dann von der seit 1753 das Wasser überquerenden Holzbrücke bewundernd dem prächtigen Schauspiel, im Winter dem Eislauf, zu. Beschreibung von Karl Vorländer in Immanuel Kant Der Mann und das Werk
Unglück
Bereits 1753 überquerte ein Steg den Schlossteich. Im 19. Jahrhundert wurde er zweimal verbreitert. 1869 brach das Geländer, als eine große Menschenmenge den Besuch von König Wilhelm I. beobachten wollte. 32 Menschen ertranken im Schlossteich. Der Steg brannte bei den britischen Luftangriffen auf Königsberg Ende August 1944 bis auf die Steinpfeiler nieder.[1]
Beschreibung eines Rundganges
Erst 1937 gelang es dem Gartenbaudirektor Ernst Schneider, die fast 3 km lange Promenade um den Schloßteich fertigzustellen, als Adolf Hitler die Freimaurerlogen am nordwestlichen Ufer enteignet hatte.[1]
Der Münzplatz, wo der Rundgang beginnen soll, lag an der Nordostecke des Königsberger Schlosses, am Haberturm. Der sich konisch weitende Platz, der durch zwei Obelisken und zwei Leuchten geschmückt und durch Gebäude mit einheitlich gestalteten Fassaden eingefasst wurde, fiel langsam in einer Freitreppe mündend zum Schlossteich ab. Auf der östlichen Seite führte die Promenade entlang an zahlreiche studentische Verbindungshäusern, dessen Verlauf nur vom Café Imperial unterbrochen wurde. Am Promenadenweg stand die Statue „Der Bogenspanner“, die Gelegenheit zum Ausruhen auf einer Bank bot. Nun überspannte die Schlossteichbrücke das Gewässer. Sie verband das Café Metropol, die Pelekan-Klause und die Miramar-Lichtspiele auf der östlichen Seite mit dem auf der westlichen Seite gelegenen Hotel und Café Bellevue. Der Verlauf des Promenadenweges knickte jetzt zur Bürger-Ressource ein, einem großen Biergarten, der ein bayerisches Element in die östlichste Großstadt Deutschlands brachte. Weiter folgte der Börsengarten, wo heute noch das Parkhotel von Hanns Hopp steht. Von den Logenhäusern – Drei-Kronen-Loge (bekannt durch Johann Georg Scheffner), Totenkopf-Loge und Loge Immanuel – ist keines erhalten geblieben. Darauf folgte das Königliche Wilhelms-Gymnasium, eine kleine Baptistenkirche und ein Freibad. Im Norden hatte man den Zulauf des Oberteiches mit Kaskaden eingerahmt. Der Rückweg zum Schloss auf der östlichen Seite begann mit dem Städtischen Krankenhaus am Roßgarten, dem Haus des militärischen Kommandanten der Stadt und schließlich der Stadthalle. Sie diente als Konzert- und Veranstaltungshalle und ist noch heute als historisches Museum erhalten. Hinter dem Café Bellevue folgte die Burgkirche, ein kleines, klassizistisches Kirchengebäude. Zum Café Schwermer, direkt am Schlossteich unweit des Münzplatzes gelegen, gehörte eine Confiserie, das sich auf die Herstellung von Königsberger Marzipan spezialisiert hatte.
Zustand
Während der Schlacht um Königsberg im April 1945 wurde vor allem das historische Zentrum der Stadt schwer beschädigt. Trotzdem ist der nördliche Teil des Schlossteiches, insbesondere die Kaskadenzuläufe, noch recht gut erhalten geblieben. Der südliche, bis ins Zentrum vorstoßende Teil, ist völlig zerstört worden. Weder das Schloss, noch die Promenadencafés, noch die Kirchen sind erhalten geblieben. Die Logenhäuser und der Börsengarten überstanden den Krieg. Die zuvor hölzerne Schlossteichbrücke wurde als Spannbetonbrücke wiederaufgebaut. Die ehemalige Stadthalle kann als Orientierung genommen werden. Auch das Bootfahren ist heute nicht mehr möglich. Der heutige Zustand gleicht wegen Fäkalieneinleitungen einer grün-veralgten Kloake. Allerdings bemüht sich die Stadtverwaltung, die Situation zu verbessern.
Bilder vom Schlossteich
Literatur
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Sonderausgabe, Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
- Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Hobbing & Büchle, Stuttgart 1899. (= Deutsches Land und Leben in Einzelschilderungen, Band 2, Städtegeschichten.)
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- als Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 2006, ISBN 3-939102-70-9. (= Historische Bibliothek.)
- Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände. 2./3. ergänzte Auflage, Böhlau, Köln u. a. 1996, ISBN 3-412-08896-X.
- Baldur Köster: Königsberg. Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, Husum 2000, ISBN 3-88042-923-5.
- Jürgen Manthey: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser, München u. a. 2005, ISBN 3-446-20619-1.
- Herbert Meinhardt Mühlpfordt: Geschichte des Schloßteichs zu Königsberg. In: Acta Prussica. Abhandlungen zur Geschichte Ost- und Westpreußens. Fritz Gause zum 75. Geburtstag. Holzner, Würzburg 1968, S. 95–114 (= Jahrbuch der Albertus-Universität, Königsberg/Pr., Beiheft 29.) (= Der Göttinger Arbeitskreis, 372, ISSN 0075-2185).
- Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Unterwegs zwischen Memel und Haff. Trescher, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X (= Trescher-Reihe Reisen.)
Weblinks
Commons: Königsberger Schlossteich – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
54.71558611111120.51855Koordinaten: 54° 42′ 56″ N, 20° 31′ 7″ OKategorien:- See in Europa
- See in Russland
- Kaliningrad
- Bauwerk (Königsberg (Preußen))
- Flusssystem Pregel
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