LWL-Römermuseum

LWL-Römermuseum

Im LWL-Römermuseum in Haltern am See sind die bedeutendsten Funde aus allen Römerlagern entlang der Lippe (Lippia) ausgestellt. Das Römerlager Haltern war während der Feldzüge in Magna Germania einer der wichtigsten Stützpunkte des Römischen Reichs. Zu Beginn unserer Zeitrechnung waren hier mehr Legionäre stationiert, als irgendwo sonst im römischen Reich.

Das Römermuseum mit den stilisierten „Lederzelten“ als Lichtkuppeln.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Museums

Im Jahre 1896 wurde in Münster die Altertumskommision für Westfalen gegründet, die sich unter der Leitung von Carl Schuchhardt intensiv mit der Siedlungsgeschichte der Römer in Westfalen-Lippe befasste. Diese hatten, ausgehend vom Stützpunkt Xanten am Rhein, die Lippe als wichtigen Transportweg benutzt und entlang des Flusses Lager errichtet (Holsterhausen, Haltern, Oberaden, Anreppe).

Im Sommer 1899 fanden erstmals Erkundungsgrabungen am Annaberg in Haltern statt. Man vermutete dort das Römerkastell Aliso. Nach ersten Funden wurden die Grabungen unter Leitung des Archäologen Friedrich Koepp intensiviert, so dass in den folgenden Jahren das heute bekannte Römerlager Haltern freigelegt werden konnte. Bereits am 1. Januar 1900 wurden unter der Regie des „Vereins für Geschichte und Altertumskunde“ erste Funde in der alten Rektoratsschule in Haltern ausgestellt. Mit Unterstützung des Kaisers Wilhelm II., der 10.000 Reichsmark spendete, wurde dann in Haltern das erste Römisch-Germanische Museum am Kärntner Platz erbaut und 1907 eröffnet.

Das neue Römermuseum

Das Römermuseum wird am Abend illuminiert

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Museum durch Bomben zerstört. Das heutige Römermuseum wurde 1993 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) an der Weseler Straße auf dem Gelände des ehemaligen Feldlagers der Römer errichtet. Die relativ flache Architektur des Gebäudes ist mit ihren gläsernen „Zeltspitzen“ der Dachkonstruktion einem römischen Zeltlager nachempfunden. Am Eingang des Museums ist ein Stück der historischen Umfassung, ein rekonstruierter Erdwall mit dem davorliegendem Spitzgraben zu sehen, der an dieser Stelle dem damaligen römischen Lager als Sicherung diente.

Das Museum versucht auf einer Ausstellungsfläche von ca. 1000 Quadratmetern die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig werden zu lassen. Besucher können mit dem schweren Marschgepäck eines Soldaten durchs Museum wandern oder versuchen, mit dem Griffel Worte in das Wachs einer Schreibtafel zu ritzen.

In einem rekonstruierten Lederzelt, das einst Unterkunft für sechs bis acht Legionäre war, kann man eine „Tagesschau“ aus dem Jahre 4 n. Chr. sehen, die über die „aktuellen“ Ereignisse in Rom und Germanien informiert. Man erfährt mit Humor etwas über die Geldsorgen der Legionäre vor 2000 Jahren und über die Varusschlacht.

Fundstücke verdeutlichen die Möglichkeiten römischen Handwerks im Militärleben. Dabei wird die Bedeutung des Flusses Lippe als Transportweg zur Versorgung der Legionen deutlich, auf der per Lastschiff die Versorgung der entfernten Lager möglich war, und zugleich im späteren Verlauf auch dem Handel diente.

Im Museum sind alle Originalschriftzüge übersetzt, die Fundstücke werden erklärt. Die Exponate vermitteln einen Überblick über fast alle Bereiche des täglichen Lebens der Legionäre. Im Zusammenhang mit Abbildungen, Texten und Modellen ergeben die gezeigten Objekte ein lebendiges Bild der Zeit. In der Cafeteria werden auf Vorbestellung auch römische Gerichte serviert.

Seit April 2010 präsentiert sich der rund 1000 Quadratmeter große Ausstellungsbereich in neuer Gestaltung, etwa mit rund 15.000 Spielzeugsoldaten, die die drei römischen Legionen darstellen, die in der Varusschlacht im Jahr 9 nach Christus geschlagen wurden.

Leiter des Museums ist der Provinzialrömische Archäologe Dr. Rudolf Aßkamp, die Leitung der Museumspädagogik hat Renate Wiechers.

Das Museum wird seit 1990 vom „Verein der Freunde und Förderer des Westfälischen Römermuseums Haltern e. V.“ unterstützt. Der Förderverein hat mehr als 220 Mitglieder.

Im Museum finden auch regelmäßige Kammerkonzerte statt, die von der Halterner Kulturstiftung Masthoff veranstaltet werden.

Themen-Ausstellungen

Die letzten Stunden von Herculaneum

Vom 21. Mai bis zum 14. August 2005 wurde im Museum die Sonderausstellung „Die letzten Stunden von Herculaneum“ gezeigt. Erstmalig waren über 170 Exponate, die den Untergang der Stadt am Golf von Neapel im Jahre 79 nach Chr. thematisieren, in Deutschland zu sehen, z. B. Skelette, verkohlte Lebensmittel, Wandmalereien, Skulpturen. Knapp 130.000 Besucher sahen die Ausstellung, die anschließend auch in Berlin und Bremen zu sehen war.

Luxus und Dekadenz

Am 16. August 2007 wurde die Sonderausstellung „Luxus und Dekadenz“ im Römermuseum eröffnet und war hier bis zum 25. November 2007 zu sehen. Die Ausstellung zeigte das unbeschwerte römische Leben der Oberschicht am Golf von Neapel anhand vieler Originalexponate aus dem Archeologischen Nationalmuseum Neapel und aus Pompeji. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Focke-Museum Bremen, dem Museum Het Valkhof in Nijmegen und dem Museum Archäologische Staatssammlung München organisiert und auch in Bremen, Nijmegen und München gezeigt.

Imperium

Im Rahmen des Gedenkjahres „2000 Jahre Varusschlacht“ wurden an den Standorten Kalkriese, Detmold und Haltern die Varusschlacht und die damalige Zeit der Römer durch drei Ausstellungen (Imperium, Konflikt, Mythos) thematisiert. In Haltern am See fand zu diesem Anlass vom 16. Mai 2009 bis 11. Oktober 2009 die Themenausstellung Imperium im Römermuseum, sowie eine große Sonderausstellung in der Seestadthalle (Mehrzweckhalle) statt, die aus diesem Anlass unter der Regie von Barbara Hähnel-Bökens (Architektin) in ein Museum umgebaut worden war. Über 300 Exponate, meist Leihgaben aus italienischen Museen, wurden in Themenräumen künstlerisch und ästhetisch auf ansprechende Weise präsentiert und stellten die römische Geschichte bis zur Zeit des Augustus dar. Im Römermuseum „marschierten“ 15.000 Miniatur-Römersoldaten (Playmobil-Figuren) durch die Ausstellung. Besondere Aufmerksamkeit fand eine Fotomontage über das wahrscheinliche Aussehen des Varus, das auf der Basis eines Porträts auf einer Münze durch das Landeskriminalamt in Düsseldorf angefertigt worden war. Mittels Computeranimation wurden auch die Lager in Waldgirmes und Haltern am See in bewegten Bildern nachgestellt.

Literatur

  • Lesen. Erkunden. Verstehen. LWL-Römermuseum in Haltern am See, Text und Redaktion Rudolf Aßkamp, Susanne Birker, Kathrin Jaschke und Renate Wiechers, Haltern am See 2008, ISBN 978-3-9810469-5-3.

Weblinks

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