- Landschulheim am Solling
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Landschulheim am Solling Schulform Internats-Gymnasium Gründung 1909 Ort Holzminden Land Niedersachsen Staat Deutschland Koordinaten 51° 49′ 31,9″ N, 9° 29′ 26,8″ O51.8255305555569.4907694444445Koordinaten: 51° 49′ 31,9″ N, 9° 29′ 26,8″ O Träger Stiftung Landschulheim am Solling Schüler ca. 250 Leitung Helga Volger Website http://www.lsh-holzminden.de Das Landschulheim am Solling (LSH) ist ein staatlich anerkanntes privates Gymnasium und Internat und steht in der freien Trägerschaft der eigenen Stiftung Landschulheim am Solling.
Es ist Mitglied in der Vereinigung Deutscher Landerziehungsheime, im Schulverbund 'Blick über den Zaun' und in den UNESCO-Projektschulen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das LSH wurde 1909 gegründet und hat seine Wurzeln in der Reformpädagogik. Das Heim entstand durch die Initiative von vier Mitarbeitern des Reformpädagogen Hermann Lietz, die zuvor bei diesem im Landerziehungsheim in Ilsenburg tätig waren. Zum Konzept gehörten von Beginn an eine eigene Landwirtschaft, welche bis in den 1970er Jahre bestand, sowie Werkstätten. Doch stand im Gegensatz zu den Landerziehungsheimen der Schulunterricht im Zentrum. 1913 befasste sich das Landschulheim intensiv mit dem Meissnertreffen zum ersten Freideutschen Jugendtag, einem Treffen der sich seinerzeit im Wandel befindenden Jugend und Jugendbewegung. Unter der Leitung von Alfred Kramer [1] und ab 1919 von Theophil Lehmann [2] bildete sich eine Landschulheim-Pädagogik heraus, die auch für andere Landschulheime, welche nach dem Vorbild des Solling-Heimes errichtet wurden, prägend wurde.
Das Landschulheim Holzminden - hier insbesondere das sogenannte Oberhaus - diente im ersten Weltkrieg als Kommandantur für das benachbarte zivile Gefangenenlager.[3] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde an dem Heim die Koedukation eingeführt. Ideologisch näherte man sich nach 1933 der nationalsozialistischen Erziehungslehre, setzte sich aber zugleich für die organisatorische Eigenständigkeit ein, die durch Gleichschaltungsbestrebungen gefährdet war. In den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts förderte der Landschulheimleiter Hans-Walter Erbe [4] demokratische Formen der Schülerselbstverwaltung, sodass ab 1968 unter der Leitung von Eberhard Lehmann auch der Anschluss an moderne Lehrformen im Gefolge der 68er-Bewegung gefunden wurde. Man verfolgt das Leitbild, Tradition und zeitgemäßes Lernen miteinander zu verbinden.
Zu den bekannteren Absolventen der Schule gehören der Autor Michael Holzach, Allianz-Chef Michael Diekmann, Bernd Schultz, Mit-Gesellschafter des Berliner Kunstauktionshauses Villa Grisebach, und die RAF- Angehörige Susanne Albrecht.
Das LSH verfügt über ein weitestgehend vollständiges Archiv mit Mitteilungsheften der Heimleitung seit 1927, der fast vollständigen Korrespondenz zwischen der Heimleitung und dem Stiftungsrat sowie mit den gesamten Abiturarbeiten und Wirtschaftsunterlagen seit der Zeit der Gründung.[5]
Das LSH heute
Zum Landschulheim am Solling zählen heute ca. 250 Jugendliche und 100 Erwachsene. Rund 200 Jungen und Mädchen wohnen als interne Schüler gemeinsam mit rund 30 Lehrern und Lehrerinnen direkt im LSH.
Die Klassen und Oberstufenkurse sind relativ klein und Lehrer bieten vielseitige Projekte sowie vergleichsweise ungewöhnliche Zusatzfächer an. Im Internat leben die Schüler in Doppel-und Einzelzimmern in der unmittelbaren Nachbarschaft zu ihren Lehrern, mit denen sie Schule und die Freizeit verbringen. Es werden diverse Arbeitsgemeinschaften und Werkstätte angeboten. Neben den innovativen Unterrichtsangeboten ist der gesamte Schulalltag organisiert. So erfolgt das Erledigen der Hausaufgaben für alle Schüler gleichzeitig am Nachmittag in der sogenannten „Arbeitsstunde“. Daneben arbeiten alle Jugendlichen auch selbstständig im neuen Lernzentrum. Individuelle Nachhilfe wird organisiert, falls sie nötig ist. Zahlreiche Schüler anderer Nationen besuchen das Landschulheim Solling. Hierzu zählen vor allem Kinder und Jugendliche aus Spanisch sprechenden Ländern. Interkulturelle Kompetenz zählt zu den wichtigsten Erziehungszielen des Internats, das zu den Unesco-Projekt-Schulen zählt.
Neben der intensive Betreuung im LSH gibt es im Landschulheim am Solling zahlreiche Unterrichtsangebote für Jugendlichen. Zusätzlich zu den traditionellen Fächern gibt es Kompetenzfächer in Unter- und Mittelstufe, die Grundlagenwissen und Fähigkeiten für die Oberstufe vermitteln. Die Palette reicht von „Selbstmanagement“, über „Computer-Kompetenz-Kurs“, „Analytisches Denken“, „Rhetorik“ bis zu „Texte und Texten“. Daneben gibt es in der Mittelstufe noch die Neigungsfächer. Die Schüler wählen frei zwischen Themen wie z.B. „Wirtschaft und Politik“, „Kunst, Musik und darstellendes Spiel“ und „Naturwissenschaften und Technik“. Die Fächer sind u.a. Jagdkunde, Segeln, Graffiti, Reiten, Menschenrechte oder Unesco-Weltkulturerbe. In der Oberstufe beginnt dann die Ausrichtung auf das Berufsleben. Das Betriebspraktikum schafft erste Berührungen mit der Arbeitswelt. Die „Praktische Aufgabe“ soll den Schülern die Möglichkeit bieten, Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen und Lösungsstrategien für Problemsituationen des Alltags oder Berufslebens zu entwickeln. Ergänzend hierzu verfügt das Landschulheim über eine eigene Tischlerei, eine Töpferei und eine Schmiede, in der die Landschulheimer unter fachkundiger Führung beispielsweise einen eigenen Stuhl oder ein Schränkchen tischlern sowie eigenen Schmuck in der Bronzegießerei der Schmiede herstellen können. Rhetorik-, Präsentations- oder Zeitmanagementseminare sollen als begleitende Angebote für Methodenkompetenz sorgen. Dazu kommt die Vermittlung sozialer Kompetenz, die die rund 200 Jugendlichen in der Gemeinschaft mit rund 45 Pädagogen und 55 Mitarbeitern in Handwerk, Hauswirtschaft und Verwaltung erfahren sollen.
Regelmäßige Ehemaligentreffen, die sogenannten „Altschülertreffen“ im Oktober, sollen darüber hinaus die langfristige Verbundenheit vieler Schüler mit dem Internat unterstreichen.
Literatur
- 100 Jahre Landschulheim am Solling 1909–2009, Festschrift Holzminden, Mitzkat, 2009, ISBN 978-3-940751-14-0
- Herrenbrück, Edgar; Theophil Lehmann: Leiter des Landschulheims am Solling, Eine Biografie, Holzminden, Mitzkat, 2006, ISBN 3-931656-94-2
- Die Theaterwerkstatt des Landschulheims am Solling. Roswitha Lehmann. 2003. ISBN 978-3-931656-59-1
Einzelnachweise
- ↑ Das Landschulheim am Solling: Äußere Geschichte und pädagogische Profilbildung von der Gründungsphase bis zum ersten Weltkrieg. Anna Reinecke. Hamburg. 2001
- ↑ Das Landschulheim am Solling: Grundriss einer freien Schule. Theophil Lehmann. 1923
- ↑ http://www.holzminden-camp.com/pageID_8574958.html
- ↑ Wirkende Worte: in Reden und Schriften. 1954 - 1968. Hans-Walter Erbe. 1992
- ↑ http://www.fachportal-paedagogik.de/hbo/hbo_set.html?Id=46
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