- Langerhans-Zell-Histiozytose
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Klassifikation nach ICD-10 C96.0 Abt-Letterer-Siwe Krankheit
Letterer-Siwe SyndromC96.1 Maligne Histiozytose D76.0 Langerhans-Zell Histiozytose (LCH), anderenorts nicht klassifiziert
inklusive: Histiozytose X, Eosinophiles Granulom, Hand-Schüller-Christian KrankheitD76.1 Hämophagozytäre Lymphohistiozytose (HLH)
Hämophagozytierender Lymphohistiozytose (HLH)D76.2 Hämophagozytäres Syndrom bei Infektionen
Infekt-assoziierte Lymphohistiozytose (IALH)D76.3 Sonstige Histiozytose-Formen
inklusive: Sinushistiozytose mit Lymphadenopathie, Retikulohistiozytom, XanthogranulomICD-10 online (WHO-Version 2006) Die Histiozytose X (Abkürzung: LCH; Alternativbezeichnung: Langerhans-Zell-Histiozytose; englisch: histiocytosis X, langerhans-cell histiocytosis) ist eine Erkrankung aus der Gruppe der Histiozytosen.[1] Man unterscheidet drei Verlaufsformen, wobei eine exakte Zuordnung meist schwierig ist. Die Inzidenz liegt zwischen 1/200.000 und 1/2.000.000. Ein Überwiegen beim männlichen Geschlecht wird angenommen. Die Einteilung in Risikogruppen und die daraus resultierende Therapie-Indikation erfolgt heute nach dem sogenannten Lipton-Score.
Inhaltsverzeichnis
Pathologie
Bei der Histiozytose X leiten sich die Tumorzellen von den Langerhans-Zellen ab. Diese stammen aus dem Knochenmark und gehören zu den dendritischen Zellen. Im Elektronenmikroskop lassen sich häufig Birbeck-Granula (tennisschlägerartige, am Stiel pentalaminäre Granula) nachweisen. Immunhistochemisch sind die Tumorzellen S-100, Vimentin und CD1a (auf der Zelloberfläche) positiv. Unter dem Elektronenmikroskop lassen sich die Birbeck-Granula als X-Körperchen erkennen, daher stammt auch das „X“ in der Namensgebung. Die Morphologie der Läsionen kann je nach Alter der Läsion variieren. Frühe Läsionen zeigen dabei meist viele typische und proliferierende Langerhans-Zellen. Mit dem Alter der Läsion werden die Langerhans-Zellen weniger. Selten findet man in den Läsionen gar keine Langerhans-Zellen oder Nekrosen.
Diagnostik
Die Diagnose wird in der Regel an einer Biopsie aus einem Tumor gestellt (vgl. Pathologie). Insbesondere muss die Erkrankung von Nicht-Langerhans-Histiozytosen (Klasse-II-Histiozytosen) abgegrenzt werden.
Formen
Es werden drei Krankheitsentitäten unterschieden, die sich in Verlauf, Prognose und klinischer Präsentation unterscheiden, jedoch häufig nicht exakt getrennt werden können.
Eosinophiles Granulom
Das unifokale bzw. multifokale eosinophile Granulom ist die lokalisierte Verlaufsform der Histiozytose X. Es ist die häufigste Verlaufsform der Histiozytosis X und macht ca. 70 % der Fälle aus.
Patienten
Meist handelt es sich bei den Patienten um Kinder oder junge Erwachsene <30 Jahren.
Symptome und Befallsmuster
Hier finden sich meist in der Markhöhle der Knochen (häufig Oberschenkel, Schädelknochen und Rippen) multifokale bzw. unifokale Tumoren aus erosiv expandierenden und z. T. mehrkernigen Langerhans-Zellen. Es findet sich ein teils belastungsabhängier, teils auch nächtlicher lokalisierter Knochenschmerz. In der Regel findet sich ein buntes Begleit-Infiltrat aus Eosinophilen, Neutrophilen, Lymphozyten und Plasmazellen. Außerdem können sich Tumoren in der Lunge, der Haut und dem Magen manifestieren.
- Unifokale Tumore betreffen meist die Knochen. Sie können schmerzhaft sein und pathologische Frakturen verursachen. Die Tumoren verschwinden z. T. von selbst oder aber nach einer lokalen Exzision bzw. Bestrahlung oder Chemotherapie
- Multifokale Tumore betreffen meist Kinder
Verlauf
Unifokale Herde können sich spontan zurückbilden oder können exzidiert bzw. bestrahlt werden. Multifokale Herde sind im Verlauf variabel und je nach betroffenem Organ unterschiedlich (vgl. Lipton-Score).
Abt-Letterer-Siwe-Syndrom
Das Abt-Letterer-Siwe-Syndrom ist die akute und disseminierte Verlaufsform der Histiozytose X. Sie ist die schwerste Form und macht etwa 10 % der Langerhans-Zell-Histiozytosen aus.
Patienten
Die Patienten sind in der Regel jünger als zwei Jahre. Selten sind Erwachsene betroffen.
Symptome und Befallsmuster
- schuppende, ekzematoide und seborrhoische Hautinfiltrate mit Betonung von Bauch, Thorax, Rücken, Hals, Knie, Ellenbogen und Kopf
- Fieber
- Lymphknoteninfiltration mit Lymphknotenschwellungen (Lymphadenopathie)
- Infiltration von Leber und Milz mit Splenomegalie bzw. Hepatosplenomegalie
- Anorexie
- Infiltration des Knochenmarks mit der Folge:
- Anämie
- Thrombozytopenie mit der Folge einer Blutungsneigung
- Granulozytopenie bzw. Neutropenie mit der Folge einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte (z. B. Mastoiditis, Otitis media)
- Lungensymptome (Husten, Tachypnoe u. a.)
Verlauf
Unbehandelt verläuft die Erkrankung rasch tödlich (bei 90 %). Unter intensiver Chemotherapie, evtl. mit Stammzelltransplantation, ist die Überlebensrate jedoch deutlich besser.
Hand-Schüller-Christian-Syndrom
Patienten
Das Hand-Schüller-Christian-Syndrom befällt meist 2–5-jährige Kinder, Jugendliche und Erwachsene mittleren Alters. Diese Form macht etwa 15–40 % der Langerhans-Zell-Histiozytosen aus.
Symptome und Befallsmuster
Die überwiegend aus Langerhans-Zellen bestehenden Infiltrate liegen meist im Bereich der Schädelknochen und der Schädelweichteile.
- Skelettveränderungen v. a. bei flachen Knochen (Schädels(Landkartenschädel), Rippen, Schulterblatt (Scapula), Becken)
- Exophthalmus bei Befall der Hypophyse und des Sehnervs
- Strabismus und Sehverlust bei Befall des Nervus opticus und der Augenmuskeln
- Zahnverlust bei Infiltration des Zahnfleisches (Gingiva) und des Unterkiefers (Mandibula)
- Chronische Otitis media und externa, Mastoiditis bei Befall des Innenohres
- Bei Hypophyseninfiltration:
- Diabetes insipidus bei Befall der Hypophyse und des Hypothalamus (bei 5–50 % der Patienten)
- Wachstumsstörungen bei Befall der Hypophyse (bei ca. 40 % der Patienten)
- Hyperprolaktinämie
- Hypogonadismus
Bei etwa 30 % der betroffenen Menschen kommt es zum systemischen Befall mit Einbeziehung von Leber, Milz, Lungen, Haut und Lymphknoten. Die klassische Hand-Schüller-Christian-Trias mit Knochenläsionen, Exophthalmus und Diabetes insipidus tritt eher selten auf.
Verlauf
Bei systemischem Befall multipler Organe besteht eine schlechte Prognose und die Notwendigkeit einer aggressiven Chemotherapie und evtl. einer Stammzelltransplantation. Ansonsten kann sich die Erkrankung von selbst zurückbilden, falls nötig unter einer Chemotherapie.
Weblinks
- Mikroskopisches Bild auf PathoPic
- Bilder der Histiozytose auf DermIS
Einzelnachweise
- ↑ Fichter, Joachim et al.: „Langerhans-Zellhistiozytose des Erwachsenen – eine interdisziplinäre Herausforderung.“ Deutsches Ärzteblatt 2007; 104: S. 2347 Artikel
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