- Lapplandschild
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Der Lapplandschild war ein Traditionsabzeichen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, das zwar geplant, aber nicht mehr regulär vor dem 8. Mai 1945 gestiftet werden konnte [1].
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund zur Schaffung dieser Auszeichnung
Am 3. September 1944 schloss die finnische Regierung im Übereinkommen mit England sowie der Sowjetunion einen sofortigen Waffenstillstand ab, in dem unter anderem bestimmt wurde, dass die Deutsche Wehrmacht bis 15. September 1944 Finnland komplett geräumt haben müsse[2]. Am 4. September 1944, einen Montag, stellten daraufhin alle finnischen Truppen entlang der 800 Kilometer langen Front den Kampf ein. Zu diesem Zeitpunkt lagen etwa 100km östlich der finnischen Grenze, also auf sowjetischen Territorium, die Stellungen der 20. Gebirgs-Armee unter ihrem damaligen Befehlshaber Lothar Rendulic. Rendullic blieb im Angesicht der Tatsachen nur zwei Alternativen. Die Kapitulation vor der Roten Armee oder aber der Rückzug über Finnland in das noch von der Wehrmacht besetzte Norwegen. Das Oberkommando der Wehrmacht befahl Rendullic schließlich seine Einheiten nach Nordlappland auf die Linie Petsamo-Ivato-Skibotn zurückzuziehen (Birgen-Bewegung) [3]. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die 20. Gebirgs-Armee neun Divisionen mit ca. 200.000 Mann, 60.000 Pferde und sonstige Tragetiere sowie die dafür notwendigen Lebens- und Munitionsreserven für volle 9 Monate. Schrittweise wurde geräumt:
Am 27. Oktober 1944 wurde nach schweren Kämpfen mit russischen aber auch finnischen Einheiten Norwegen erreicht, die Absatzbewegung abgeschlossen und die neuen Stellungen bei in der Höhe des Lyngenfjords besetzt (siehe auch Lapplandkrieg). Danach kam es bis zum Kriegsende zu keinen weiteren Kampfhandlungen mehr in Lappland. Rendulic blieb bis 25. Januar 1945 Befehlshaber der 20. Gebirgs-Armee, bis er am 26. Januar 1945 den Oberbefehl über die Heeresgruppe Mitte erhielt. Sein Nachfolger bei der 20. Gebirgs-Armee wurde Franz Böhme. Kurz nach dessen Ernennung zum Oberbefehlshaber der 20. Gebirgs-Armee, im Februar 1945, wurde der Antrag auf Schaffung eines Lapplandschildes dann per Antrag an das Oberkommando des Herres OKH gesandt [4].
Stiftung oder Nichtstiftung
Schriftliche Aufzeichnungen von offizieller Seite die zur Stiftung des Lapplandschildes führten, liegen nicht vor.[5] Dennoch existieren zwei Beweise, die eine offizielle Stiftung zumindest in Betracht kommen lassen. Diese waren:
Schreiben des Josef Remold
Josef Remold, ehemaliger Präsident der Bayrischen Bereitschaftspolizei schrieb am 20. April. 1954 Dr. Klietmann: Als Adjutant der XX. Gebirgsarmee (Lappland) stellte ich im Auftrag des damaligen Oberbefehlshabers General Böhme den Antrag zur Einführung des Lapplandschildes an das OKH. Wenn Sie nun keine Unterlagen für die Stiftung des Schildes finden, so mag das daran liegen, dass unser Antrag erst gegen Ende Februar 1945 gestartet wurde und dass die Stiftung des Schildes kurz vor Kriegsende durch den Oberbefehlshaber des Heeres und lediglich durch Fernschreiben mitgeteilt worden ist. Ich kann mich an das Fernschreiben, das von Wilhelm Burgdorf unterzeichnet war, noch sehr gut erinnern.
Die darin ausgearbeiteten Verleihungsbedingungen durch das A.O.K. der 20. Gebirgsarmee besagen, dass der Schild als "Erinnerungsabzeichen" an alle Angehörigen der 20. Gebirgs-Armee ausgegeben werden sollte, die mindestens 6 Monate Dienst bei der Truppe getan hatten. Im übrigen schlossen sich die sonstigen Verleihungsbedingungen denen anderer Ärmelschilde an.[4]
Soldbucheintragung eines Angehörigen der 21. Räumbootsflottille
Ein weiterer Indiz für eine Stiftung des Lapplandschildes vor der Kapitulation ist ein dementsprechender Eintrag in das Soldbuch eines Angehörigen der genannten 21. Räumbootsflottille. Diese Eintragung ist datiert auf dem 20. April 1945, also noch vor der Gesamtkapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 [6] [7]
Stellungnahme des Bundesministeriums des Innern
Entgegen der genannten Aussagen und Eintragungen des Soldbuches, schrieb das Bundesministerium des Innern an die Internationale Gesellschaft für wissenschaftliche Ordenskunde Berlin am 7. Juli 1960: Die bisherigen Ermittlungen des Bundesministeriums des Innern haben ergeben, dass der Lapplandschild von dem örtlichen Befehlshaber der Lapplandfront eingeführt wurde, ohne dass der "Führer und Reichskanzler" die - erforderliche - Genehmigung erteilt hat. Der Lapplandschild wird daher nicht unter die wiederzugelassenen Auszeichnungen fallend angesehen, weil er - mangels dieser Genehmigung - nicht von einer "zuständigen deutschen Stelle" (im Sinne von §6 Absatz 1, Nr. 3 des Ordensgesetztes) gestiftet worden ist. [8] Diese Aussage wird heute noch vom BMI vertreten. [9]
Verleihungsberechtigter Personenkreis
Die Aufstellung der 20. Gebirgs-Armee umfasste zum 12. April 1945 folgende Einheiten, die lt. Aussage von Remold verleihungswürdig gewesen wären:[10]:
- 20. Gebirgsarmee (ca. 200.000 Mann)
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- 19. Gebirgs-Korps (Heeresverband "Narvik")
- 6. Gebirgs-Division
- 388. Grenadier-Brigade
- 270. Division verschmolzen mit der 193. Grenadier-Brigade
- 19. Gebirgs-Korps (Heeresverband "Narvik")
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- Korps-Reserve
- Fahrrad-Ausklärungs-Brigade "Norwegen"
- Korps-Reserve
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- 71. Korps
- 504. Grenadier-Brigade
- 140. Division
- 139. Gebirgs-Briade
- 210. Division verschmolzen mit der Festung-"Lofoten"-Brigade
- 230. Division
- 71. Korps
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- 33. Korps
- 14. Luftwaffen-Felddivision
- 102. Division
- 295. Division
- 33. Korps
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- 70. Korps
- 280. Division
- 274. Division
- 613. Division (nur Hauptquartier)
- 70. Korps
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- 36. Gebirgs-Korps
- Maschinengewehr-Ski-Brigade "Finnland"
- Panzer-Brigade "Norwegen"
- 36. Gebirgs-Korps
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- Armee-Reserve
- 7. Gebirgs-Korps
- Armee-Reserve
Wiederaufnahme der Verleihungen
Die Zeit für eine "Wiederbelebung" des Lapplandschildes fand man erst nach der Kapitulation wieder. Da die britische Gewahrsamsmacht unter General Henry Garfield Thorne Jr. das Tragen von Auszeichnungen in der Gefangenschaft gestattete, erließ die 20. Gebirgs-Armee an alle ihr unterstellten Einheiten Rundschreiben, denen die Stiftung, die Durchführungsbestimmungen sowie eine Skizze des Lapplandschildes beigelegt waren. Verbunden war dies mit der Auflage, dass die Kommandeure vor Ort die Schilde sowie die Verleihungsurkunden selbst beschaffen sollten.[11]
Verleihungspraxis und Verleihungszahlen
Die Vorarbeiten zur Herstellung des Lapplandschildes begannen erst nach dem 8. Mai 1945 und zogen sich bis Juli 1945 hin. Mit der Aushändigung der ersten Schilde wurde im gleichen Monat begonnen.[2][12] Diesbezügliche provisorische Urkunden sind mit Datum und Stempel (mit entferntem Hakenkreuz) von 1. Juli 1945 bis 18. September 1945 bekannt geworden. [12] Die von dem Oberbefehlshaber Böhme angeordnete Verpflichtung an die jeweiligen Kommandeure vor Ort, die Schilde selbst zu beschaffen, führte in den einzelnen Einheiten auch zu unterschiedlichen Aussehen der Urkunden sowie der angefertigten Schilder. In vereinzelten Kommandobereichen, bestand sogar die Möglichkeit, Lapplandschilde gießen zu lassen. So ist bekannt, dass gelernte Gießer des 141. und 142. Gebirgsjäger-Regiments primitiven Formen des Schildes gegossen haben und an all diejenigen Soldaten aushändigt haben, die schmelzbare Materialien anlieferen konnten. [13] Aufgrund der genannten Umstände sind von den Einheiten vor Ort auch keine Verleihungsbücher oder dergleichen geführt worden, so dass eine exakte Verleihungszahl nicht angegeben werden kann.
Trageweise
Der Lapplandschild wurde in der Kriegsgefangenschaft wie alle Ärmelschilde der Wehrmacht, zur Uniform am linken Oberarm getragen. [14]
Material und Aussehen
Da der Lapplandschild aus den zu Verfügung stehenden Metallvoräten hergestellt worden ist und somit auch nicht einheitlich aus einem Material hergestellt werden konnte, existieren verschiedene Formen und Materialverwendungen. Bekannte Ausführungen sind in Aluminium aber auch aus diversen Buntmetallen hergestellt worden. [15] Seine Maße waren ca. 72 x 49,5 mm. Der spitzzulaufende ovale Lapplandschild zeigt mittig die kartografische Darstellung des Lapplandgebietes mit überhöht dargestellten Schriftzug LAPPLAND. Über dem Schriftzug befindet sich auf einem querliegenden Balken ein heraldisch linksblickender Adler mit angelegten Flügeln. Üblicherweise wurden durch den Lapplandschild kleine Löcher gebohrt, um ihn an der Uniform annähen zukönnen. [16]
Sonstiges
Da der Lapplandschild nicht offiziell vor der Kapitulation gestiftet worden war, darf das Abzeichen nach Bestimmung des Bundesministers der Verteidigung auch nicht getragen werden.
Siehe auch
Literatur
- Jörg Nimmergut / Klaus H. Feder / Heiko von der Heyde: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Battenberg, Regenstauf 2006; ISBN 9783866460027. Seite 106 (Abbildung)
- Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen bis 1945. Band 4: Württemberg II-Deutsches Reich. Zentralstelle für wissenschaftliche Ordenskunde, München 2001, ISBN 3-00-00-1396-2.
- Klietmann Auszeichnungen des Deutschen Reiches 1936-1945 ISBN 3879436894 Seiten 94-95
- Lautenschlager, U.: Der Lapplandschild, Internationales Militaria Magazin Nr. 84, VMD, November 1996
- Williamson, Gordon: World War II German Battle Insignia, Oxford: Osprey, 2002, S.23
- Michaelis, Rolf: Deutsche Kriegsauszeichnungen: 1939 - 1945 : Heer, Waffen-SS, Polizei, Berlin: Michaelis, 2003, S.64
- Adolf Schlicht Die Deutsche Wehrmacht: Uniformen und Ausrüstung 1933–1945, Motorbuch-Verlag Stuttgart, ISBN 3-613-01390-8, ISBN 3-613-01656-7, ISBN 3-613-02001-7
Einzelnachweise
- ↑ Friedemann Bedürftig / Christian Zentner (Hrsg.): Das große Lexikon des Zweiten Weltkrieges. Weltbild, Augsburg 1993; ISBN 3893505598. Seite 331-332
- ↑ a b Klietmann: Die Auszeichnungen des Deutschen Reiches 1936-1945, Seite 94
- ↑ Janusz Piokalkiewitcz "Der Zweite Weltkrieg" Econ Verlag 1985, Seiten 889, 890, ISBN 389350544X
- ↑ a b Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Band IV, Battenberg, 2006, ISBN 978-3866460027, S. 2266 1. Abschnitt.
- ↑ Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Band IV, S. 2266 1. Satz des 1. Abschnittes.
- ↑ Jörg Nimmergut "Deutsche Orden und Ehrenzeichen" Band IV Seite 2266 6. Abschnitt
- ↑ Hormann, J.M. und Rudloff "Der Lapplandschild Teil II, 8. Jahrgang Nr. 52 Seite 6, München 1987
- ↑ Schreiben des Bundesministeriums des Innern vom 7. Juli 1960 an die Internationale Gesellschaft für wissenschaftliche Ordenskunde Berlin
- ↑ Laitenberger "Deutsche Orden und Ehrenzeichen" 5. Auflage Seite 225
- ↑ James Lucas "Handbuch der Wehrmacht" Tosa Verlag 2000, Seite 206, 207
- ↑ Jörg Nimmergut "Deutsche Orden und Ehrenzeichen" Band IV Seite 2266 7. Abschnitt
- ↑ a b Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Band IV, S. 2266 8. Abschnitt.
- ↑ Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Band IV, S. 2269 Anmerkungen.
- ↑ Jörg Nimmergut "Deutsche Orden und Ehrenzeichen" Band IV Seite 2268
- ↑ Jörg Nimmergut "Deutsche Orden und Ehrenzeichen" Band IV Seite 2269 3. Absatz
- ↑ Jörg Nimmergut "Deutsche Orden und Ehrenzeichen" Band IV Seite 2269 2. Absatz
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