Lars Windhorst

Lars Windhorst

Lars Windhorst (* 22. November 1976 in Rahden, Westfalen) wurde Anfang der 90er Jahre als deutscher Jungunternehmer und Gründer der Windhorst Electronics GmbH und Windhorst AG bekannt, zu deren Geschäftsfeldern unter anderem der Handel mit Elektronikteilen gehörte. Heute ist Windhorst Geschäftsführer der Sapinda Deutschland GmbH, des deutschen Tochterunternehmens der Sapinda Holding B.V.

Inhaltsverzeichnis

Geschäftstätigkeiten

Anfänge

Windhorst begann seine Geschäftstätigkeit als Unternehmer im Alter von 15 Jahren. Sein Geschäftsfeld war das Bauen und Verkaufen von Computern. Windhorst verhandelte direkt mit Herstellern in Fernost und gründete gemeinsam mit dem chinesischen Geschäftsmann Ming Rong Zhang die Windhorst Electronics GmbH. Dies ermöglichte es ihm, seine Produkte zu außergewöhnlich günstigen Preisen anzubieten. Windhorst wurde daraufhin als „Vorzeigejungunternehmer“ und „Wunderkind“ von Massenmedien und Politik hofiert.

Seit 1991 ist Windhorst Mitglied in der Jungen Union seiner Heimatstadt. Seine Teilnahme an einer Asien-Reise von Helmut Kohl wurde mit großem Medienecho bedacht[1]. 1995 meldete die in Deutschland und Asien operierende Windhorst-Gruppe einen Umsatz von 180 Millionen Mark.
Windhorst gelang es während dieser Zeit nicht nur, gekonnt das Medieninteresse auf sich zu lenken, sondern auch mit hochrangigen Personen aus Show-Business, Wirtschaft und Politik, wie Michael Douglas oder Wendelin Wiedeking, zu verkehren. In dieser Zeit gründete er auch die Windhorst-Holding, die Dachgesellschaft von Firmen wie Windhorst Oil oder Windhorst Werbung.

IT-Krise

Während des Zusammenbruchs der New Economy gerieten auch Windhorsts Unternehmungen in Schwierigkeiten, so dass ein Immobilienprojekt in Vietnam im Jahr 2000 scheiterte. Um einträglich zu bleiben, verlegte die Windhorst AG ihren Fokus auf den Bereich Finanzdienstleistungen, während die Windhorst Electronics GmbH ihre Geschäftstätigkeit einstellen musste und die letzten Angestelltengehälter erst nach Androhung einer Zwangsvollstreckung zahlte.
Ende Mai 2003 legte Windhorst eine eidesstattliche Versicherung (früher Offenbarungseid) ab. Wie Ende 2007 / Anfang 2008 bekannt wurde, laufen in diesem Zusammenhang wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung (weil mehrere in- und ausländische Konten nicht angegeben worden sein sollen), § 156 StGB, strafrechtliche Ermittlungen [2].

Zeitweise ermittelte in diesem Zusammenhang auch die Staatsanwaltschaft wegen Betruges gegen den Geschäftsmann. Im August 2004 meldete Windhorst gleich für drei Firmen Insolvenz an. Bei den drei insolventen Firmen handelt es sich um die Windhorst AG, die Windhorst Electronics GmbH und die Windhorst Capital Holding GmbH [3].

Seit 2006

Im September 2006 wurde bekannt, dass Lars Windhorst den britischen Fonds Sapinda International vertritt [4][5], sowie Geschäftsführer der Vatas Holding GmbH mit Sitz in Berlin (Eigentümer: Robert Hersov) ist [6][7]. Vatas ist am Zulieferer Balda mit 8,4% und an der Luftverkehrsgesellschaft Air Berlin mit 15,4%[8] beteiligt sowie im Besitz von Geschäftsanteilen des Internetdienstanbieters Freenet. Zu einem späteren Zeitpunkt erfolgten Aktienzukäufe bei Air Berlin, durch die der Anteilsbesitz der Vatas Holding auf 18,6% aufgestockt wurde[9].

Nach einem Bericht des Handelsblatt vom Donnerstag, 13. März 2008, soll Windhorst die NORD/LB im Jahr 2007 angeblich beauftragt haben, weitere 13 Millionen Aktien von Balda für Vatas zu kaufen. Doch jetzt bleibt die NordLB offenbar auf diesem Aktienpaket sitzen[10].

Im Mai 2009 wurde Lars Windhorst zum Geschäftsführer der Sapinda Deutschland GmbH bestellt, einer Investmentgesellschaft in Privatbesitz, die weltweit in Private Equity, Public Equity und Debt investiert. Sapinda Deutschland GmbH vertritt als deutsches Tochterunternehmen die Sapinda Holding B.V.

Verfahren gegen Windhorst

Gegen Windhorst wurde seit 2004 wegen Verdachts auf Betrug in Millionenhöhe ermittelt. Eines der vier Ermittlungsverfahren wurde im Februar 2006 eingestellt [11]. In den Ermittlungen geht es unter anderem auch darum, ob er ein von seinem Geschäftspartner Ulrich Marseille im Jahre 2001 gewährtes Darlehen über 10 Millionen Euro überhaupt zurückzahlen wollte. In diesem Zusammenhang wird auch gegen Ulrich Marseille staatsanwaltschaftlich wegen Börsenmanipulation ermittelt (Westfalenblatt vom 4. Mai 2006). Eine Klage von Marseille gegen die luxemburgische Tochter der M. M. Warburg & CO (Hamburg) und einen Ex-Abteilungsleiter der Bank auf Schadenersatz hat das Landgericht Trier im Juni 2005 [12] abgewiesen.

Nach Berichten des Spiegels vom 5. Januar 2008 werden derzeit weitere strafrechtliche Ermittlungen gegen Windhorst geführt. Er soll in einer eidesstattlichen Versicherung zwei Jahre vor seiner Privatinsolvenz Anfang 2005 nur vier deutsche Konten angegeben haben. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Berlin, die wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Betrug und Kursmanipulation ermittelt, besaß Windhorst zum damaligen Zeitpunkt jedoch 20 Kontoverbindungen. Zu den verheimlichten Positionen gehören neben Konten bei American Express unter anderem zwei Konten und ein Wertschriftendepot bei der Großbank Credit Suisse in Genf. Nach Angaben von Windhorsts Verteidiger Robert Unger seien die Konten jedoch zum Zeitpunkt der Privatinsolvenz allesamt bereits im Minus oder unbenutzt gewesen – was im Rahmen des Insolvenzplanverfahrens auch von allen Gerichtsinstanzen, bis hin zum Bundesverfassungsgericht, überprüft worden sei. Ob Windhorst die negativen Depots dennoch hätte angeben müssen, ist juristisch umstritten. Unklar ist auch, wann die Konten ins Minus rutschten[13].

Am 20. Mai 2008 berichtete das Handelsblatt über eine weitere Strafanzeige gegen Lars Windhorst wegen Insolvenzverschleppung[14].

Am 30. Juli 2008 verurteilte das Berliner Landgericht die von Lars Windhorst geführte Berliner Beteiligungsgesellschaft Vatas zu einer Zahlung von 29,4 Millionen Euro an den britischen Hedge-Fonds Audley Capital. Bei dem Streit geht es um ein Geschäft mit Aktien des Münchner Altenheimbetreibers Curanum.

Die Vatas Holding GmbH meldete am 27. Januar 2009 Insolvenz an, nachdem die Norddeutsche Landesbank (NORD/LB) Vatas auf Zahlung von rund 150 Millionen Euro verklagt hatte [15][16].

Die Staatsanwaltschaft Berlin erhob im März 2009 Anklage gegen Windhorst und warf ihm Betrug, Untreue und verschiedene Insolvenzdelikte vor[17]. Anfang Dezember 2009 wurde das Hauptverfahren vom zuständigen Strafgericht eröffnet[18]. Bei einer auf den 18. Dezember 2009 anberaumten mündlichen Verhandlung wurden die Verfahren gegen Auflagen eingestellt. Windhorst verpflichtete sich, insgesamt 3.5 Mio. EUR zu zahlen und das Gericht stellte die Verfahren wegen Betrugs, Insolvenzverschleppung und Bankrott ein. Lars Windhorst ist am 4. November 2010 vom Landgericht Berlin wegen Untreue von rund 930.000 Euro zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Windhorst ist somit vorbestraft. Zusätzlich muss er eine Geldstrafe von 108.000 Euro zahlen. Der heute in London lebende Geschäftsmann wurde schuldig gesprochen, zwischen 2002 und 2004 als Vorstand der Windhorst AG insgesamt 930.000 Euro aus dem Vermögen des Unternehmens veruntreut zu haben[19].

Im Februar 2010 machte die Norddeutsche Landesbank (NORD/LB) im Rechtsstreit gegen Windhorsts Unternehmen Vatas vor dem Landgericht Berlin Schadenersatz in Höhe von einer Million Euro geltend. [20]

In einem Interview der Süddeutschen Zeitung bestätigte Lars Windhorst die konjunkturellen Einbrüche seiner Geschäfte, erklärte jedoch, dass er daran glaube, das Schlimmste liege hinter ihm. Mittlerweile achte er bei jedem seiner Geschäftsabschlüsse auf Risikominimierung und fühle sich nun bereit, seine Unternehmungen noch einige Jahrzehnte weiterzuführen. [21]

Sonstiges

Die Privatinsolvenz von Windhorst ist seit Sommer 2007 abgeschlossen[22]. Die 55 Gläubiger, denen er insgesamt 63 Millionen Euro schuldete, nahmen eine vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg am 25. August 2005 vorgeschlagene Quote von 1,9129 Prozent nicht an bzw. klagten dagegen. Die Klage des Mitgläubigers Ulrich Marseille ist laut Focus vom 3. September 2007 vom Bundesgerichtshof im August 2007 abgewiesen worden, wodurch Windhorst entschuldet ist.

Am 26. Dezember 2007 wurde Windhorst bei einem Unfall eines Geschäftsflugzeuges in Kasachstan schwer verletzt. Einer der beiden Piloten starb, als die Maschine nach einem Tank-Stopp in Almaty von der Startbahn abkam, gegen eine Mauer prallte und explodierte. Der zweite Pilot und die Stewardess wurden ebenfalls verletzt. Das Flugzeug (Bombardier Challenger 604) der Firma Jet Connection Businessflight war von Hannover in die chinesische Sonderverwaltungszone Macao, welche 60 km von Hongkong entfernt ist, unterwegs[23][24]. Windhorst selbst erlitt nach Angaben des Krankenhauses Verbrennungen sowie Verletzungen im Gesicht und am Brustkorb[25].

Einzelnachweise

  1. Teenager-Mogul wird zur deutschen Legende, The Independent, 5. Februar 1996
  2. Schweizer Uhr und Schweizer Konten - die 2003 von Lars Windhorst abgegebene Eidesstattliche Versicherung wird angezweifelt, Neue Westfälische nw-news, 8. Januar 2008
  3. Dreifach-Insolvenz für Lars Windhorst, heise online, 31. August 2004
  4. Krach bei Balda, Manager Magazin, 20. September 2006
  5. Machtspielchen bei Balda, Finanznachrichten, 20. September 2006
  6. Neuer Großaktionär bei Jack White. In: Der Tagesspiegel. 9. September 2006, abgerufen am 1. März 2011.
  7. Handelsregister HRB 91673 Veränderung vom 7. Mai 2004, Berliner Morgenpost
  8. Air Berlin-Aktien steigen sprunghaft nach 15%-Vatas-Beteilung an, Bloomberg.com, 3. Januar 2008
  9. Windhorst-Firma erhöht Beteiligung an Air Berlin, Der Tagesspiegel, 11. Januar 2008
  10. NordLB schickt Balda-Aktie auf Talfahrt, Handelsblatt, 13. März 2008
  11. Verfahren gegen Windhorst eingestellt, Welt online, 23. Februar 2006
  12. Klage abgewiesen, Handelsblatt, 22. Juni 2005
  13. Finanzjongleur: Windhorst verheimlichte Konten, Spiegel Online, 5. Januar 2008
  14. Unbezahlte Rechnungen - Strafanzeige gegen Lars Windhorst, Handelsblatt, 20. Mai 2008
  15. Windhorst schon wieder pleite, boerse.ARD, 29. Januar 2009
  16. Lars Windhorst ist schon wieder pleite, Welt online, 29. Januar 2009]
  17. Untreue-Vorwurf: Staatsanwälte klagen Unternehmer Lars Windhorst an, Spiegel Online, 20. März 2009
  18. Prozess gegen deutsches Wrtshafts-Wunderkind Windhorst, ChannelPartner Online vom 11. Dezember 2009
  19. Gericht verhängt Bewährungsstrafe gegen Windhorst in: Spiegel Online vom 4. November 2010
  20. NordLB siegt vor Gericht, n-tv.de, 17. Februar 2010
  21. Lars Windhorst im Gespräch, sueddeutsche.de, 25. Januar 2010
  22. Freenet-Geschäft bringt 100 Millionen Euro, Focus online, 2. September 2007
  23. Absturz - Windhorsts Jet prallt gegen Mauer, Focus online, 26. Dezember 2007
  24. Verursachte Eis den Absturz von Windhorsts Jet?, Der Tagesspiegel, 31. Dezember 2007
  25. Verbrennungen nach Absturz - Windhorst in Spezialklinik, n-tv, 28. Dezember 2007

Weblinks


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