Laserlenkbombe

Laserlenkbombe
GBU-24 auf der ILA 2006

Paveway (in Anspielung auf engl. to pave the way, „den Weg ebnen“) ist eine Bezeichnung für eine Reihe von US-amerikanischen Präzisionsbomben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bomben der Paveway-Serie wurden ab 1965 bei Texas Instruments von einem Ingenieursteam rund um Weldon Word entwickelt. Nachdem die Bell Laboratories den Laser erfunden hatte, wollte Word ihn nicht direkt als Waffe einsetzen, sondern ihn zur Lenkung einer Waffe benutzen. Neben dieser technischen Herausforderung gab es auch eine finanzielle Herausforderung. Das Department of Defense bot für (getestete) Entwicklungen, mit denen man den Vietnamkrieg gewinnen könnte, 100.000 USD. Man hatte damit also einen sehr engen finanziellen Rahmen. Aus diesem Grund entschied man sich, die bereits bestehenden LDGP-Bomben der Mark80er-Serien zu benutzen. Diese Teile wurden kostenlos als „Government Furnished Equipment“ (von der Regierung gebaute Ausrüstung) zur Verfügung gestellt. Man musste also nur noch Sucher und Lenkung entwickeln. Zur weiteren Vereinfachung wurde ein bereits bestehender Laser-Designator verwendet und aus Deutschland Teile eines Lasersuchers bestellt. Aerodynamische Tests wurden nicht im Windkanal sondern in einem Schwimmbecken durchgeführt, was nichts ungewöhnliches ist.

Bei der ersten Version der Paveway-Bomben markierte ein Flugzeug das Ziel und ein zweites Flugzeug warf die Bombe ab. Dabei war der Laser-Designator am Kabinendach befestigt und wurde manuell justiert. Diese ab 1967 mit rund 25.000 Stück in Vietnam eingesetzte Version erreichte rund 17.000 Treffer, also eine Trefferquote von 68 Prozent. Die Abweichungen im Ziel lagen dabei unter 3 m, im Gegensatz zu rund 45 m bei ungelenkten Bomben. Nachteilig war allerdings, dass Abwürfe nur aus über 3.000 m Flughöhe und bei klarer Sicht am Tag möglich waren.

Gleichzeitig waren die Lenksätze für die Paveway-Bomben mit 2.700 US-Dollar wesentlich günstiger als die elektro-optischen Lenksätze für die GBU-8-E/O mit über 20.000 US-Dollar.

Ende der 1970er-Jahre wurde die Produktion auf maschinelle Systeme umgestellt und seither als Paveway II bezeichnet. Diese gibt es in drei Versionen: GBU-10E/B, GBU-12D/B und GBU-16B/B. Sie werden weiterhin von den USA und der NATO eingesetzt und können unter anderem auch mit dem Panavia Tornado eingesetzt werden.

Der erste Abwurf von Paveway II im Oktober 1983 in Beirut führte aufgrund von Problemen mit dem Laser-Designator zu Fehlabwürfen. Erst 1986 wurden in der Operation Eldorado Canyon gegen Libyen durch die Versenkung von Patrouillenbooten und bei den Luftangriffen auf Bengasi und Tripolis Erfolge erzielt.

Während der Operation Desert Storm im Zweiten Golfkrieg (1991) wurden GBU-12 zum „Panzerknacken“ (engl. Tank Plinking) eingesetzt. Da durch vorbereitende Angriffe nicht „genügend“ irakische Panzer zerstört worden waren, sollten F-111F und F-15E mit je 4 bzw. 11 GBU-12 nach Sonnenuntergang irakische Artillerie- und Panzerstellungen angreifen. Vor dem kühlen Wüstensand sollten so irakische Waffensysteme mit dem Forward Looking Infra Red (FLIR) gut erkennbar sein. Diese wurden dann markiert und mit GBU-12 angegriffen.

Ersatz für die Paveway II wurde aber schon ab 1981 unter der Bezeichnung „Low-Level Laser Guided Bomb“ (LLLGB) geplant. Als Paveway III sollten sie die Beschränkungen der Paveway I und II aufheben und über neue Lasersysteme verfügen.

Technik

Die Paveway-Bomben sind eine Kombination aus normalerweise ungelenkten Bomben und dem namensgebenden PAVE-System (engl. precision avionics vectoring system, Präzisionsavionik-Vektorsystem). Das Leitsystem besteht aus der Zielsucheinheit und vier kleinen Flossen am Kopf der Bombe sowie vier größeren Flossen am Heck, mit deren Hilfe die Bombe je nach Abwurfhöhe auch mehrere Kilometer gleiten kann. Die meisten Varianten verwenden ein passives Laserzielsystem, bei dem das Ziel vom Trägerflugzeug, anderen Flugzeugen oder auch Bodentruppen durch einen Laserstrahl markiert wird, den die Bombe dann zur Orientierung nutzt. Neue Versionen benutzen zusätzlich GPS, um eine bessere Zielgenauigkeit zu erreichen, vor allen Dingen bei schlechter Sicht.

Bei den Paveway III (GBU-24, GBU-27, GBU-28) bilden Lasersucher, Lenkelektronik und Steuerung eine Einheit, die am Kopf der Bombe befestigt wird. Am Heck werden dann kreuzweise angeordnete Tragflügel angebracht, welche sich nach dem Abwurf entfalten und den doppelten Auftrieb der Paveway II erzeugen.

Neben den Vielzweckbomben GBU-24 mit Mk 84 Sprengkopf wurde die GBU-24A/B entwickelt, die zur Durchdringung von armiertem Beton und Panzerungen gedacht war. Sie konnten fast alle Bunker im Irak sprengen. Neben dem BLU-109/B Sprengkopf gab es zwei weitere wesentliche Unterschiede: Sie hatte nur einen verzögerten Heckzünder FMU-143/B und am Heck war ein Spacer von Typ ADG-769/B Hardback angebracht, der die Flugstabilität garantieren sollte.

Die GBU-27/B ist eine in der Größe der Steuerung veränderte Bombe für den relativ kleinen Waffenschacht des F-117A Nighthawk mit kleineren Tragflügeln und ohne Spacer.

Die GBU-28/B „Deep Throat“ (wörtlich übersetzt: tiefer Hals, der Name ist eine Anspielung auf eine Oralsexpraktik) wurde ab August 1990 entwickelt. Es gab berechtigte Zweifel, ob die GBU-27 wirklich alle irakischen Bunker sprengen könnte. Man forderte deshalb eine Studie von der Air Armament Division auf der Eglin Air Force Base in Florida an. Nach ersten Ideen wurde das Konzept aber nicht weiter verfolgt, bis Ergebnisse aus dem Irak vorlagen. Dann wurde ab Januar 1991 bei Texas Instruments und Lockheed nach einer endgültigen Problemlösung gesucht. Man brauchte eine längere, schwerere und mit mehr Sprengstoff gefüllte Bombe als die BLU-109/B, der Durchmesser durfte aber nicht größer werden und sie musste von F-111 oder F-15 Kampfflugzeugen abwerfbar sein.

Die Herstellung größerer geschmiedeter Bombenhüllen hätte ebenfalls Monate gedauert. Doch da kam die Lösung in Form eines Ingenieurs, der vorher bei der United States Army Militärpolizist war und sich an alte 203-mm Geschützrohre im Letterkenny-Arsenal (Pennsylvania) erinnerte. Man begann ab dem 1. Februar 1991 diese Geschützrohre zu bearbeiten und stellte insgesamt 33 BLU-113/B Super Penetrator her. Bei einem passiven Test (ohne Explosion) durchdrang dieser Sprengkopf 6,7 m Stahlbeton. Bei einem anderen Test auf der Nellis Air Force Base bohrte sich ein Sprengkopf über 30 m tief in den betonartigen Wüstenboden. Die fertiggestellten Sprengköpfe enthielten jedoch zusätzlich 544,3 kg Sprengstoff.

Nun musste das bereits aufgelöste Paveway-Entwicklungsteam wieder zusammengestellt werden, um eine angepasste Lenksoftware zu schreiben. Diese Modifikationen inklusive Windkanaltest erfolgten zwischen dem 12. und 24. Februar. Sicherlich ein Rekord, wenn man die reguläre Dauer von Beschaffungsmaßnahmen betrachtet.

In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1991 warfen zwei F-111 diese Bomben auf den Bunker Taji Nr. 2 bei Bagdad und zerstörten ihn völlig. Nach diesem Einsatz wurden rund 100 weitere Bomben GBU-28/B bestellt.

Varianten

Bezeichnung Abbildung Lenkgruppe Gefechts-kopf Tragflügel-gruppe Gesamt-gewicht Reichweite
GBU-10E/B Paveway II MAU-169E/B Mark 84 MXU-651/B 945 kg ca. 14,5 km
GBU-12D/B Paveway II MAU-169E/B Mark 82 MXU-650/B 227 kg ca. 10 km
GBU-16B/B Paveway II - MAU-169E/B Mark 83 MXU-667/B 496 kg ca. ? km
GBU-24/B Paveway III WGU-12/B, -39/B Mark 84 BSU-84/B 1.050 kg ca. 18 km
GBU-24A/B Paveway III WGU-12/B, -39/B BLU-109/B BSU-84/B 1.065,9 kg ca. 18 km
GBU-24B/B Paveway III WGU-12/B, -39/B BLU-109/B BSU-84/B 1.065,7 kg ca. 18 km
GBU-27/B WGU-25/B, -39/B BLU-109/B BSU-88/B 984 kg ca. 18 km
GBU-28/B WGU-36A/B BLU-113/B BSG-92/B 2.131,8 kg ca. 10 km

Weblinks


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