Latakia

Latakia
arabisch ‏اللاذقية‎, DMG al-Lāḏiqiyya
Latakia
Latakia (Syrien)
Latakia
Latakia
Symbole
Wappen
Wappen
Basisdaten
Staat Syrien
Gouvernement Latakia
Höhe 35 m
Fläche 58 km²
Metropolregion 108 km²
Einwohner 366.566 (2009)
Metropolregion 1.255.500
Dichte 6.320,1 Ew./km²
Metropolregion 11.625 Ew./km²
ISO 3166-2 SY-LA
Webauftritt esyria.sy/elatakia/ (Arabisch)
Politik
Gouverneur Abdulqader Mohammad al-Sheikh[1]
Yachthafen und neues Wohngebiet im Norden
Yachthafen und neues Wohngebiet im Norden
35.52361111111135.791666666667

Latakia, auch Lattakia, das antike Laodicea oder Laodikeia (griechisch Λαοδικεία), arabisch ‏اللاذقية‎, DMG al-Lāḏiqiyya, im Dialekt il-Lāzʾiyye), ist die einzige große syrische Hafenstadt am Mittelmeer und zugleich Hauptstadt der Provinz Latakia.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Klima

Latakia liegt 50 Kilometer südlich der türkischen Grenze in einem schmalen, landwirtschaftlich intensiv genutzten Küstenstreifen, der im Osten durch die Bergkette des Dschebel Aansariye begrenzt wird. Die Entfernung von Damaskus beträgt rund 350 Kilometer, von Aleppo 180 Kilometer. Die nächstgelegenen Städte sind Dschisr asch-Schugur, etwa 70 Kilometer nordöstlich, jenseits des Ansariyah-Berges am Orontes, und Dschabla, ein Fischerort 20 Kilometer südlich an der Küste.

An der Küste regnet es mehr als in den übrigen Landesteilen. Die Niederschläge fallen vor allem in den Monaten November bis März, mit dem Schwerpunkt von durchschnittlich 99,8 Millimeter im Februar. Die Sommermonate sind praktisch regenfrei. Die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 15,6 °C im Januar und 29,7 °C im August.[2]

Latakia
Klimadiagramm (Erklärung)
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10
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: WMO
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Latakia
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 15,6 16,3 18,4 21,5 24,2 26,8 28,9 29,7 29,0 26,8 22,1 17,3 Ø 23,1
Min. Temperatur (°C) 8,4 9,0 10,9 14,0 17,1 20,9 24,0 24,5 22,1 18,4 13,7 10,0 Ø 16,1
Niederschlag (mm) 162,6 99,8 90,6 44,2 21,0 4,5 0,9 4,5 7,8 67,1 95,2 160,7 Σ 758,9
Regentage (d) 13 17 11 7 4 1 0 1 2 6 8 13 Σ 83
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Quelle: WMO

Bevölkerung

Syrisch-katholische Kirche

Latakia gilt als syrische Hauptstadt der Alawiten, obwohl in ihr eine sunnitische Bevölkerungsmehrheit lebt. Eine große Minderheit sind syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische Christen. Alle Religionsgruppen sind relativ liberal und geben der Stadt ein weltoffenes Flair. Die Zahl der Alawiten in der Provinz beträgt 70 Prozent, die der Christen 14 Prozent, der Sunniten 12 Prozent, 2 Prozent sind Ismailiten (2002).[3] Für die Stadt werden 420.000 Einwohner angegeben (Schätzung 2003).[4] Eine andere Berechnung für 2009 nennt 366.566 Einwohner.[5]

Geschichte

Im 2. Jahrtausend v. Chr. gab es an der Stelle von Latakia die kleine Siedlung Ramatha, die zum Einflussbereich von Ugarit gehörte. Alexander der Große zog nach seinem Sieg über die Perser in der Schlacht bei Issos 333 v. Chr. durch den Ort. Erst nach seinem Tod 323 v. Chr., als Syrien an die Seleukiden gefallen war, gründete Seleukos I. um 300 v. Chr. eine nach seiner Mutter Laodicea genannte Stadt; zusammen mit Antiochia, Apameia und Seleukia bildeten sie eine Tetrapolis. Diese Stadtanlagen besaßen ein ähnliche Gliederung in rechtwinklige, etwa 120 mal 57 Meter große Bezirke (insulae) und bildeten die Grundlage für die Hellenisierung des syrischen Kleinasien. Der Hafen wurde seit der frührömischen Kaiserzeit benutzt. Im heutigen Latakia stehen als einzige antike Baureste noch ein vom römischen Kaiser Septimius Severus an einer Straßenkreuzung errichteter Tetrapylon und vier Säulen eines Bacchustempels. Das Gerüst der antiken Stadt bildete der von Norden nach Süden verlaufende Cardo, eine seiner drei kreuzenden Querachsen führte zum Tetrapylon, eine andere verband den Hafen mit der Zitadelle. Mit der Reichsteilung von 395 kam die Stadt zum Byzantinischen Reich.

Latakia wurde 638 von den Arabern erobert. Im Jahr 969 gelang es jedoch den Byzantinern, die vorausgegangene Zeit der Instabilität während der Abbasiden-Herrschaft auszunützen und die Stadt zurückzugewinnen. Die Seldschuken unter Malik Schah I. eroberten sie im Jahre 1084, doch diesmal konnte sie bereits 13 Jahre später, 1097, von den Kreuzfahrern des Ersten Kreuzzugs eingenommen werden. Nach einigen Streitigkeiten mit den Byzantinern wurde sie 1108 Teil des Fürstentums Antiochia, einem der Kreuzfahrerstaaten.

35 Kilometer von Latakia entfernt liegt die Burg Sahyun inmitten eines Nadelwaldgebietes im steilen Küstengebirge. Sie gelangte ebenfalls 1108 in die Hände der Kreuzfahrer, 1188 wurde sie von Sultan Saladin bezwungen. Nach der Eroberung weiter Teile des Fürstentums Antiochia durch den Mamluken-Sultan Baibars, der damit das Ende des Fürstentums Antiochia herbeiführte, fiel die Stadt 1260 an die Grafschaft Tripolis und wurde 1287 wie die Burg Sahyun von den Mamluken erobert.

Eines der wenigen, zum Teil noch erhaltenen Häuser aus französischer Mandatszeit. Das zweite Obergeschoss wurde abgetragen

Während der osmanischen Herrschaft kam es ab dem 16. Jahrhundert zu einer wirtschaftlichen Stagnation, der Seehafen wurde zugunsten von anderen Hafenstädten wie Alexandretta, Beirut und Tripoli vernachlässigt. Mehrere Erdbeben Ende des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert trugen dazu bei, dass die Stadt sich nicht erholen konnte. Im 19. Jahrhundert war der Hafen derart versandet, dass die meisten Schiffe außerhalb vor Anker gehen mussten.

Um 1914 war Latakia eine Kleinstadt mit 7000 Einwohnern, die nach dem Ende des 1. Weltkrieges 1920 Teil des französischen Mandatsgebietes und innerhalb von diesem aufgrund seines hohen alawitischen Bevölkerungsanteils die Hauptstadt des Alawitenstaates wurde. Mit der Abtretung von Iskenderum an die Türkei 1939 verblieb für das 1945 unabhängige Syrien Latakia als einziger Seehafen. Der unter französischer Mandatszeit begonnene Ausbau des Hafens wurde durch ein großzügiges Erweiterungsprogramm ab 1950 fortgeführt. Das städtische Wachstum durch Landflucht führte an den Rändern der Stadt zu ausgedehnten Baracken- und Lehmhäusersiedlungen. Von 1940 bis 1967 verdreifachte sich die Einwohnerzahl.[6] Mit Beginn des Libanesischen Bürgerkrieges 1975 fielen die libanesischen Seehäfen Beirut und Tripoli für den syrischen Handel aus und Latakia musste deren Aufgaben übernehmen.

Latakia erfuhr nach dem 2. Weltkrieg während der Zeit der Machtkämpfe innerhalb der Regierung, zu der lokalen Alawitengruppen in Opposition standen, eine eher geringe Unterstützung. Dies änderte sich mit der Machtübernahme durch Hafiz al-Assad 1970, der als in der Region geborener Alawit über Familienbeziehungen begann, Projekte in der Stadt großzügig zu unterstützen. So ließ er, zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Fußballstadion, ein überdimensioniertes Stadion (al-Assad Stadion) mit 35.000 Sitzplätzen drei Kilometer nördlich des Zentrums, sowie einen internationalen Flughafen (Bassel Al-Assad International Airport, 20 Kilometer südlich, in der Nähe seines Geburtsortes Qardaha) errichten.

Latakia ist eines der Zentren der Proteste in Syrien 2011, die sich in ihrem Verlauf in der ersten Jahreshälfte zunehmend deutlich gegen Präsident Baschar al-Assad und seine Gewaltherrschaft richteten. Bei mehreren Demonstrationen wurden Protestierende erschossen. Mitte August 2011 feuerte die syrische Armee auch von Kriegsschiffen auf die Stadt.[7]

Stadtbild

Typische Häuserschlucht. Südliches Stadtzentrum

Der Ausbau des Hafens ab den 1970er Jahren zu einem modernen Containerhafen geschah im Bereich des Stadtzentrums mit der Folge, dass die ehemals als Uferpromenade angelegte Corniche zur Meerseite im gesamten Stadtgebiet von einer hohen Mauer begrenzt wird. Das moderne Geschäftszentrum mit mehrgeschossigen Neubauten für Konsumartikel des gehobenen Bedarfs hat sich in den letzten Jahrzehnten an der Stelle von Häuserzeilen aus der französischen Mandatszeit entwickelt. Von einer noch älteren arabischen Altstadt sind nur noch wenige Meter einer schmalen Gasse übriggeblieben. Sie zeigt, dass Latakia zur osmanischen Zeit aus dicht stehenden Häusern mit massiven Kalksteinmauern und überwölbten, fensterlosen Ergeschossräumen bestanden hat, die als Werkstätten und Läden genutzt wurden. Uniforme fünf- bis sechsgeschossige Wohnblocks erweitern das Stadtzentrum über den 1,5 Kilometer im Osten gelegenen Bahnhof hinaus. In Küstennähe nach Süden folgen auf einen Wohnstadtteil zum Hafen gehörende Lagerhallen.

Der "Cote d'Azure"-Strand

Die jüngste Erweiterung der Wohnbebauung erfolgt Richtung Norden. In drei bis vier Kilometer Entfernung vom Zentrum entstehen seit etwa 2000 im Bereich und nördlich des Fischer- und Yachthafens moderne Wohnanlagen mit Eigentumswohnungen. Das Villengebiet der Stadt befindet sich auf der Landzunge Ibn Hani, acht Kilometer nördlich. Dort reihen sich am Cote d'Azur genannten feinen Sandstrand mehrere Luxushotels. An der Nordküste der Halbinsel liegt die ugaritische Ausgrabungsstätte Ras Ibn Hani.

Wirtschaft

1971 wurde im Hafen 1,6 Millionen Tonnen Fracht verladen, nach dem Ausbau 1981[8] waren es 3,6 Millionen Tonnen. Eingeführt werden Metall, Maschinen und Chemikalien. Zu den Ausfuhrgütern zählen die Erdölprodukte Bitumen und Asphalt, Getreide, Baumwolle, Pflanzenöl und Tabak. Der größte Bereich des Hafens mit 43 Hektar wird vom Container-Terminal eingenommen, die Lagerkapazität beträgt 15.000 bis 17.000 Container.[9] Nur das seit den 1970er Jahren in den Ölfeldern Nordostsyriens geförderte Erdöl wird über eine Pipeline zum Hafen Tartus befördert und von dort exportiert.

Der Fischfang deckt den regionalen Bedarf. In der Umgebung werden Getreide, Baumwolle, Tabak und Obst angebaut. Der nationale und ausländische Tourismus konzentriert sich auf den Strand der Halbinsel Ibn Hani, die Saison dauert von Frühjahr bis Mitte Oktober. Hauptsehenswürdigkeit ist das 16 Kilometer nördlich gelegene Ugarit.

Bildung und Kultur

Die wichtigste und bekannteste Bildungseinrichtung der Stadt ist die Tischrin-Universität. Sie wurde 1971 von Präsident Hafiz al-Assad gegründet und ist die drittgrößte Universität des Landes.[10]

Latakia ist auch Namensgeber einer syrischen, feuergetrockneten Tabaksorte, die beispielsweise als Würztabak in klassisch-englischen Pfeifentabaken verwendet wird. Sie gibt den verschiedenen Pfeifentabaksorten, die aus verschiedenen Tabaken gemischt werden, eine typische kräftige Note. Eine weitere Latakia-Tabaksorte kommt aus Zypern. Latakia-Tabake werden von ihren Liebhabern geschätzt, weil sie insbesondere den Tabaksorten aus Virginia beim Rauchen die brennenden Spitzen auf der Zunge nehmen.

In der Stadt gibt es drei Sportvereine: Tischrin, Hutteen und AL EMAD.

Jedes Jahr im August findet in Latakia ein großes „Festival der Liebe“ (Al-Mahaba Festival) statt. Dieses Festival bietet Konzerte, sonstige Kulturveranstaltungen und Sportaktivitäten.

Das 1986 eröffnete Stadtmuseum mit einigen Fundstücken aus Ugarit ist in einem osmanischen Khan untergebracht.[11]

Weblinks

 Commons: Latakia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. H. Zain, Mazen, H. Sabbagh: New Governor of Lattakia sworn in. In: SANA. 23. April 2011, abgerufen am 4. September 2011.
  2. Weather Information for Lattakia. World Weather Information Service
  3. James Minahan: Encyclopedia of the Stateless Nations: Ethnic and National Groups around the World. Greenwood Publishing Group, Santa Barbara 2002, S. 79
  4. The governorates of Syria and all cities of more than 35,000 inhabitants. citypopulation.de, 20. Juli 2009
  5. Syrien: Die wichtigsten Orte mit Statistiken zu ihrer Bevölkerung. World Gazetteer
  6. Eugen Wirth: Syrien, eine geographische Landeskunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, S. 366
  7. Marine beschießt syrische Hafenstadt – 26 Tote. reuters, 15. August 2011
  8. 1980-1983 Expansion of Lattakia Harbor – Lattakia. T. C. C. Fotos vom Hafenausbau
  9. Port of Lattakia. World Port Source
  10. Tishreen University, homepage
  11. Come to Syria. Sindibad Travel, Aleppo

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