Ledigenheim

Ledigenheim
Ehemaliges Ledigenheim in der Danckelmannstraße in Berlin-Charlottenburg

Ein Ledigenheim ist eine bauliche Unterkunft für unverheiratete Arbeiter, Angestellte, Bergleute, Handwerker, Soldaten und Tagelöhner mit meist geringem Einkommen, die aufgrund der vorherrschenden Wohnungsknappheit eine günstige Übernachtungsmöglichkeit suchen.

Inhaltsverzeichnis

Einrichtung und Zweck

Mit den Ledigenheimen sollte dem gefürchteten "Übelstand" des sogenannten Schlafgängerwesens exemplarisch entgegentreten werden. Von bürgerlichen Reformern wurden die Schlafgänger verantwortlich gemacht für die verheerende Überbelegung vieler Arbeiterwohnungen und für die damit verbundene Gefährdung der Familien. Frauen hatten zu den Unterkünften keinen Zugang, weshalb sie im Volksmund auch Bullenkloster genannt wurden. Zur Ausstattung der Heime gehörten neben den Wohnräumen, eine Kantine, gemeinsame Sanitäranlagen (Waschräume, Toiletten, z.T. Badegelegenheiten), Verwaltungs- und Aufenthaltsräume.

Die Heime wurden häufig in der Nähe von Industriebetrieben und Zechen gebaut, um die Arbeitskräfte an die Werke zu binden. Sie dienten aber auch der Kontrolle und sollten den Kontakt zu den bestehenden Gewerkschaften unterbinden.[1]

Im Lied vom Geiseltal, das Karl-Boy Simonsen (1914-1994) 1933 verfasst hat, heißt es:

Wenn der Tag zu Ende, die Arbeit aus
Und verblasst der Abendsonnenschein,
Fuhren wir, die Grabungskolonne, ahoi,
Auf dem Rad ins Ledigenheim.
Dort brachte uns Meta das Essen herbei,
(Von der Industrie finanziert).
Zur Liebe hatten wir keine Zeit,
Die Arbeit hat uns ruiniert.[2]

Geschichte

Ledigenheime wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und bis in die 1960er Jahre geführt, da nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin Wohnungsnotstand bestand. Heute ist die Einrichtung in München das letzte noch betriebene Ledigenheim in Europa.[3] Die übrigen sind meist in Aus- und Übersiedlerheime, Studentenwohnheime, Seniorenheime, Hotels oder Wohnhäuser umgewandelt. [4]

Ledigenheim in Berlin-Charlottenburg (Ausschnitt)

Ehemalige Ledigenheime

Weitergeführtes Ledigenheim

Quellenangaben

  1. http://www.route-industriekultur.de/geschi/lang/index.htm?ges00.htm
  2. http://www.steinkern.de/index.php?option=com_content&task=view&id=132&Itemid=57
  3. Die letzte Bleibe. Ledigenheim in München. sueddeutsche.de vom 20. August 2009, abgerufen am 31. Dezember 2010
  4. http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/ledigenheim.html
  5. http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/ledigenheim.html
  6. http://www.stiftung-ledigenheim.com/ledigenheim_lohberg/historie.asp?navid=3
  7. http://www.nrw-live.de/2560-rathaus-in-werdohl.html
  8. http://www.diakonie-westend.de/Geschichte-des-Westends/img23.html
  9. http://www.ledigenheim.de/haus.html

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