- Leipziger Gewandhausorchester
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Das Gewandhausorchester Leipzig (zuweilen auch nur als Gewandhausorchester bezeichnet) ist ein Sinfonieorchester mit Sitz in Leipzig. Es gehört zu den international berühmtesten und bedeutendsten Orchestern und gilt mit derzeit etwa 175 Berufsmusikern als weltweit größtes Berufsorchester.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die historischen Wurzeln des Gewandhausorchesters reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Heute gilt es als das älteste dem Bürgertum entwachsene, also nicht-höfische Konzertorchester Deutschlands. Seit 1781 führt es seinen jetzigen Namen, als das Orchester in einen für Konzertzwecke repräsentativ umgebauten Saal im Gewandhaus, dem Messehaus für Tuchwarenhändler (heute steht dort das Städtische Kaufhaus), zog.
Das Orchester, das seit 1743 den Namen »Das Neue Concert« trug, spielte zunächst an wechselnden Orten. 1780–1781 wurde dann im ersten (alten) Gewandhaus ein Konzertsaal eingebaut, der als Spielstätte diente. 1782 wurde dieser Saal nochmals umgebaut. Das Gewandhausorchester hatte nun seine erste feste Spielstätte. Nachdem auch die Erweiterungen nicht ausreichten, wurde das Neue Concerthaus (auch Neues Gewandhaus genannt) zwischen Beethoven- und Mozartstraße errichtet, in welche das Gewandhausorchester 1884 umzog. Das Haus wurde durch seine vorzügliche Akustik weltberühmt, dies führte dazu, dass eine bis heute erhaltene (vergrößerte) Kopie des Gebäudes als Konzerthaus in Boston errichtet wurde. Beim großen Luftangriff 1943 wurde das Neue Concerthaus durch Bomben getroffen und brannte aus. Die von den Orchesterwarten fürsorglich in die Keller verbrachten orchestereigenen Musikinstrumente blieben erhalten. Die äußerlich intakte und mit einem Notdach gesicherte Ruine wurde in den 60-er Jahren leider abgerissen.
Nach 1945 bis 1984 gastierte das Gewandhausorchester dann in einem Interim, der Kongreßhalle an der Pfaffendorfer Straße. 1981 wurde das von Rudolf Skoda (mit Eberhard Göschel, Volker Sieg und Winfried Sziegolei) entworfene neue Leipziger Gewandhaus am Augustusplatz eingeweiht, in welchem das Gewandhausorchester seitdem seinen Sitz hat. Der Neubau einer des Orchesters angemessenen, eigenen Spielstätte geht insbesondere auf das starke Engagement des damaligen Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur zurück, der bei der DDR-Führung die einzige Neuerrichtung eines reinen Konzerthauses in der DDR durchsetzte.
Während das Gewandhausorchester ursprünglich von einem Verein und dieser durch vermögende Kaufleute getragen wurde, war es seit 1840 eine Institution der Stadt Leipzig. Leipzigs Ruf als Musikstadt beruht zu einem wesentlichen Teil auf dem Wirken des Gewandhausorchesters. Viele bedeutende musikalische Werke fanden durch das Orchester ihre Uraufführung, hervorragende nationale und internationale Solisten traten im Gewandhaus auf. Das Gewandhausorchester ist bis heute zu den renommiertesten Klangkörpern der Welt zu zählen. Seinen Ruf erwarb es sich in der Vergangenheit durch die herausragende musikalische Qualität, die in Vergangenheit und Gegenwart durch namhafte Kapellmeister geprägt wurde, und auch durch zahlreiche Gastspiele und Tourneen weltweit, vor allem in Japan und Nordamerika.
Das Gewandhausorchester hat gegenwärtig drei regelmäßige Spielstätten in Leipzig. Im Gewandhaus gibt es jährlich 48 Sinfoniekonzerte, 12 Kammermusikabende und 20 Sonderkonzerte. In der Leipziger Oper tritt es als Orchester des Opernhauses auf. In der Thomaskirche fungiert es als Begleiter der Auftritte des Thomanerchores.
Die Chefdirigenten des Gewandhausorchesters tragen traditionell den Titel des Gewandhauskapellmeisters.
Ehrendirigenten
- seit 1996 Kurt Masur
- seit 2005 Herbert Blomstedt
Literatur
- Hans-Rainer Jung, Claudius Böhm: Das Gewandhaus-Orchester. Seine Mitglieder und seine Geschichte seit 1743. Faber und Faber, Leipzig 2006, ISBN 978-3-936618-86-0
- Claudius Böhm: Das Leipziger Stadt- und Gewandhausorchester. Dokumente einer 250jährigen Geschichte. Verlag Kunst und Touristik, Leipzig 1993, ISBN 3-928802-27-5
- Fritz Hennenberg: Das Leipziger Gewandhausorchester. Insel, Frankfurt/Leipzig 1992, ISBN 3-458-16258-5
- Johannes Forner: Die Gewandhauskonzerte zu Leipzig 1781–1981. Mit einem zusammenfassenden Rückblick von den Anfängen bis 1781. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1983
Weblinks
GewandhauskapellmeisterJohann Adam Hiller (1781–1785) | Johann Gottfried Schicht (1785–1810) | Johann Philipp Christoph Schulz (1810–1827) | Christian August Pohlenz (1827–1835) | Felix Mendelssohn Bartholdy (1835–1843) | Ferdinand Hiller (1843–1844) | Felix Mendelssohn Bartholdy (1845–1847) | Julius Rietz (1848–1860) | Carl Reinecke (1860–1895) | Arthur Nikisch (1895–1922) | Wilhelm Furtwängler (1922–1928) | Bruno Walter (1929–1933) | Hermann Abendroth (1934–1945) | Herbert Albert (1946–1948) | Franz Konwitschny (1949–1962) | Václav Neumann (1964–1968) | Kurt Masur (1970–1996) | Herbert Blomstedt (1998–2005) | Riccardo Chailly (seit 2005)
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