- Lew Iwanowitsch Jaschin
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Lew Iwanowitsch Jaschin (russisch Лев Иванович Яшин; * 22. Oktober 1929 in Bogorodskoje bei Moskau; † 20. März 1990 in Moskau) war ein sowjetischer Fußball- und Eishockeytorwart.
Inhaltsverzeichnis
Karrierebeginn
Jaschin hätte beinahe gar nicht im Fußballtor gestanden. Eine ganze Zeit lang hoffte er, dereinst Schachweltmeister Michail Botwinnik ablösen zu können, gleichzeitig übte er sich auch im Fechten und im Basketball, im Tennis und im Wasserball und hütete das Eishockeytor. Als Jaschin mit dem Fußball begann, spielte er zunächst als Stürmer. Während einer Metallarbeiterlehre gehörte er der Werkself von Tuschino an. 1945 stieß er als 15-Jähriger zu FK Dynamo Moskau, wo er unter Führung von Cheftrainer Tschernyschow, der von seinen Reflexen begeistert war, auf der angegliederten Sportakademie für Nachwuchstalente zum Torwart umgeschult wurde.
Karriere
Trotz aller Vorschusslorbeeren blieb Jaschin nur ein Platz auf der Reservebank. Daher fuhr er zunächst weiterhin zweigleisig - im Sommer spielte er Fußball, im Winter hütete er zwischen 1951 und 1953 das Tor der Eishockey-Mannschaft des Vereins. Im Fußballclub dauerte es noch bis 1953, ehe er als 23-Jähriger endlich die Ersatzbank verlassen durfte und seinen Vorgänger Chomitsch im Tor ablöste. Noch im selben Jahr wurde Dynamo Pokalsieger und 1954 Sowjetischer Fußball-Meister. Nach dem Lokalrivalen Spartak Moskau avancierte Dynamo zur erfolgreichsten sowjetischen Mannschaft der 1950er Jahre.
Auf internationaler Ebene debütierte Jaschin 1954, als er beim 7:0 über Schweden das Tor der sowjetischen Fußballnationalmannschaft hütete. 1956 holte er mit der UdSSR bei den Olympischen Spielen in Melbourne die Goldmedaille. Da die Profis aus den westlichen Staaten nicht teilnehmen durften, dominierten die sogenannten Staatsamateure aus Osteuropa das Turnier. 1958 nahm er an seiner ersten WM teil. Zwar schied die Sowjetische Mannschaft im Viertelfinale gegen Gastgeber Schweden aus, dennoch wurde Jaschin zum besten Torhüter des Turniers gewählt.
Auf den Gewinn des vierten Landesmeistertitels 1959 mit Dynamo folgte ein Jahr später der Triumph auf europäischer Ebene. Mit Jaschin als Rückhalt besiegte die UdSSR im Endspiel der ersten Europameisterschaft, der damals noch Europapokal der Nationen hieß, Jugoslawien in Paris mit 2:1. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1962 in Chile wurde Jaschin mit seiner Auffassung vom „mitspielenden“ Torwart, dem Prototyp des modernen Keepers, vom südamerikanischen Publikum frenetisch gefeiert. Auch hier wurde er wieder zum besten Torwart des Turniers gewählt. In den frühen 60er Jahren befand sich Jaschin auf dem Höhepunkt seiner Karriere und wurde 1963 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt, womit er bis heute der einzige Torhüter ist, dem diese Ehrung zuteil wurde. Im selben Jahr kassierte er in 27 Meisterschaftsspielen nur sechs Gegentreffer und Dynamo wurde erneut Meister.
Die größte Bewunderung bei Fans und Experten aber genoss Jaschin wegen seiner vorausschauenden Spielweise: er erweiterte seinen Aktionsradius über den Strafraum hinaus, organisierte seine Abwehr und fungierte bei Angriffen seiner Mannschaft als zusätzlicher verteidigender Feldspieler. Seine Fähigkeit, Spielzüge vorauszusehen, machten seine Ausflüge keineswegs zu riskanten Aktionen, nur selten ließ er sich durch Weitschüsse überraschen. Jaschins dritte WM-Teilnahme 1966 in England endete erst im Halbfinale, als Jaschin die 1:2-Halbfinalniederlage gegen Deutschland nicht verhindern konnte. Ein Jahr später verabschiedete er sich nach 78 Spielen für die sowjetische Fußballnationalmannschaft, wobei er nur 70 Gegentreffer kassiert hatte. Bis 1970 hatte er 813-mal im Tor gestanden. Zu seinen weiteren Erfolgen zählen eine UdSSR-Vizemeisterschaft als Eishockeytorwart und die Vizepräsidentschaft des sowjetischen Fußballverbandes.
Er nahm zwar 1970 an seiner vierten WM teil, wurde aber nicht mehr eingesetzt. Am 27. Mai 1971 feierte Jaschin, der „Schwarze Panther“ (oder auch „Schwarze Spinne“ und „Schwarze Krake“), wie er aufgrund seines schwarzen Dresses genannt wurde, vor 104.000 Zuschauern sein Abschiedsspiel. Jaschin blieb dem Fußball treu und wechselte in die Funktionärsebene. Er wurde Vorsitzender von Dynamo Moskau und Vizepräsident des sowjetischen Fußballverbands.
Lew Jaschin, der schon während seiner Torhüterkarriere ein starker Raucher war, starb 1990, nachdem ihm bereits sechs Jahre zuvor wegen eines sogenannten Raucherbeins beide Beine amputiert worden waren.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1963: Europas Fußballer des Jahres
- 1969: Leninorden der Sowjetunion (als erstem und auch einzigem Fußballer).
- Welttorhüter des 20. Jahrhunderts
- Er wurde als Torhüter in die Fußball-Weltauswahl des 20. Jahrhunderts gewählt.
- Das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Wien wählte ihn ebenfalls als einen von elf Fußballern zum Sportler des Jahrhunderts.
- Ihm zu Ehren verleiht die FIFA seit 1994 bei jeder WM den Lev-Yashin-Preis für den besten Torhüter. Seit 2010 heißt der Preis offiziell Goldener Handschuh.
- Im Moskauer Lushniki-Sportpark erinnert ein Denkmal an den Torhüter des Jahrhunderts.
Weblinks
Commons: Lew Jaschin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Lew Jaschin in der Datenbank von Sports-Reference.com (englisch)
- Biografie auf rusteam.permian.ru (russisch)
Vorgänger Amt Nachfolger Josef Masopust Europas Fußballer des Jahres
1963Denis Law Kategorien:- Europas Fußballer des Jahres
- Fußballeuropameister
- Olympiasieger (Fußball)
- Sowjetischer Meister (Fußball)
- Träger des Leninordens
- Held der sozialistischen Arbeit
- Olympiateilnehmer (Sowjetunion)
- Fußballnationalspieler (Sowjetunion)
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- Russe
- Geboren 1929
- Gestorben 1990
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