- Wunsch
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Der Wunsch ist ein Begehren oder Verlangen nach einer Sache oder einer Fähigkeit, ein Streben oder zumindest die Hoffnung auf eine Veränderung der Realität oder das Erreichen eines Zieles für sich selbst oder für einen anderen. Zu den Wünschen gehören sowohl die Glückwünsche als auch negativ besetzte Verlangen. (Verwünschungen, Flüche, jemandem die Pest an den Hals wünschen.)
Nach Zedler[1] kann man Wünsche unter anderem in gute und böse Wünsche, in vernünftige und unvernünftige Wünsche, in mögliche und unmögliche (vergebliche) Wünsche und in gerechte und ungerechte Wünsche einteilen. Sigmund Freud unterscheidet außerdem bewusste und unbewusste Wünsche. Der Friedenswunsch ist in vielen Grüßen enthalten, Beispiele sind: „Der Herr gebe Dir Frieden“, „Friede sei mit Dir“ (Nr. 6,26. Jud u. a.), auch in anderen Sprachen.
Inhaltsverzeichnis
Wunsch als Begehren
Oft richtet sich ein Wunsch auf eine Veränderung der eigenen Lebensumstände, auf die Befriedigung von Trieben, auf den Erwerb bestimmter Dinge, z. B. der Wunsch nach einem (neuen) Auto, Fahrrad, Computer, einer eigenen Wohnung oder einem Haus. Ganz oben auf der Wunschliste steht bei den meisten Menschen der Wunsch nach Gesundheit und Frieden.
Es gibt erfüllbare und unerfüllbare Wünsche. Manche Wünsche werden unerfüllbar, wenn man den Zeitpunkt zu ihrer Erfüllung verpasst.
Das Begehren nach Wunscherfüllung ist oft eine starke Kraft, Neues zu erreichen.
Handel
Beim Handel stehen sich die Wünsche des Kunden und des Händlers gegenüber. Beide streben danach, ihre Wünsche zu erfüllen. Der Wunsch des Kunden ist es, eine Ware zu erhalten, die seinen Wünschen entspricht, der Wunsch des Händlers ist die Erzielung eines Gewinnes, meist über einen angemessenen Preis – das Ziel kann aber auch sein, den Laden leerzubekommen, um Folgekosten zu vermeiden. Der Handelsvorgang ist dabei kein Nullsummenspiel. Beide Seiten können einen Vorteil haben. Da Handelsvorgänge wiederholt werden, versuchen die meisten Händler, zufriedene Kunden zu haben, das heißt, deren Wünsche zu erfüllen. Dazu gehört auch, den Wunsch des Kunden festzustellen und unter Umständen zu beeinflussen. Oft gehörte Redewendungen sind: „Was wünschen Sie?“ und „Haben Sie noch einen Wunsch?“ Es gibt verschiedene Methoden, die Wünsche des Kunden zu bestimmen oder zu beeinflussen. Gezielte Angebote („Ich habe da noch etwas ganz Besonderes für Sie.“) führen oft zum (beiderseitigen) Erfolg. Methoden wie AIDA sollen beim Verkaufsabschluss helfen.
- Attention – Die Aufmerksamkeit des Kunden wird erregt.
- Interest – Er interessiert sich für das Produkt.
- Desire – Der Wunsch nach dem Produkt wird geweckt.
- Action – Der Kunde kauft das Produkt.
Werbung soll dazu beitragen, Wünsche zu wecken oder zu stabilisieren.
Händler, die nur verkaufen wollen, ohne die Wünsche des Kunden zu berücksichtigen, können kurze Zeit Erfolg haben, auf Dauer aber kaum. In diesem Sinne ähnelt der Handel dem iterierten Gefangenendilemma. Meist zahlt sich Kooperation dabei als erfolgreiche Strategie aus. Manchmal ist defektieren (den anderen über das Ohr hauen) individuell erfolgreicher – zumindest kurzzeitig.
Wunschzettel
Vor Weihnachten schreiben Kinder ihre Wünsche auf Wunschzettel für den Weihnachtsmann oder das Christkind auf, oft nach materiellen Dingen, aber auch andere, wie ein Brüderchen oder Schwesterchen. Beim Aufschreiben beschäftigen sie sich intensiv mit ihren Wünschen. Nicht immer werden alle Wünsche erfüllt, manche sind auch überzogen. In der Vorweihnachtszeit hatte das gemeinsame und heimliche Basteln von Weihnachtsgeschenken eine lange Tradition. Heute wird es oft durch den Weihnachtseinkauf ersetzt.
Geburtstagswunsch
Der Geburtstagswunsch richtet sich meist auf ein materielles, oft aber auch auf ein ideelles Geburtstagsgeschenk. Oft wird die Erfüllung des Geburtstagswunsches bis zum Geburtstag geheim gehalten, so dass es sich beim Geschenk um eine Überraschung handelt.
Zuschauerwunsch
Die Programmwahl im Fernsehen wird von den Wünschen der Zuschauer abhängig gemacht. Beispiele hierfür sind die langjährige Fernsehserien wie „Wünsch Dir was“, „Wunschfilm“ und „Wunschbriefkasten“.
Wunschkind und Kinderwunsch
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist oft ein großes Problem für junge Familien. Der medizinische Fortschritt konnte vielen Paaren den Kinderwunsch erfüllen. Die „Wunschkindpille“ dient dagegen meist nicht der Erfüllung eines Kinderwunsches, sondern der Verhinderung eines Kindes (in diesem Sinne ist es ein Euphemismus) oder der Verschiebung der Möglichkeit einer Geburt auf spätere Zeit im Rahmen der Lebensplanung. Allerdings haben ungewünschte Kinder oft große Probleme. Viele Personen wünschen heute auch keine eigenen Kinder mehr.
Philosophie
Wunsch und Wille
Wunsch und Wille sind verwandt. Der Wille ist oft ein starker Wunsch. Der Wunsch unterscheidet sich vom Willen:
- Entschiedenheit: Der Wunsch ist verwandt mit der Sehnsucht. Vom Willen unterscheidet er sich im Grad der Entschiedenheit oder Entschlossenheit: Der Wunsch stellt das frühe Stadium des Willens dar, noch wird zögerlich formuliert, abgewogen und überlegt. Beim Willen ist man dagegen zumindest theoretisch sicher, sich für das nun klar definierte Gewünschte selbst zu engagieren. (Der Ausdruck „sich einen Wunsch erfüllen“ zeigt, dass der Wunsch Ausdruck von einem Mangel sein kann, der abgestellt werden möchte, und man auch selbst derjenige sein kann, der ihn abstellt – vgl. auch Knappheit).
- Punktuell: Der Wunsch bezieht sich auf ein bestimmtes Ereignis oder einen bestimmten Gegenstand, mit dessen Eintreten oder Erhalten der Wunsch erfüllt ist. Der Wille dagegen ist meist eher eine länger anhaltende Geisteshaltung, die verschiedene Ereignisse nacheinander bewirken kann.
- Adressat: Der Wille wirkt aus eigenem Antrieb heraus, ohne direkte Einwirkung fremder Einflüsse. Der Wunsch richtet sich oft an einen konkreten Adressaten. Man kann sich von jemandem etwas wünschen und für jemanden etwas wünschen. Der Wünschende kann dabei auch sein eigener Adressat sein. Man kann jemand anderem einen Wunsch erfüllen.
Wünsche können die Zukunft beeinflussen, weil sie Ziele zeigen und weil sie motivieren.
Epikur: Drei Arten von Wünschen
Der griechische Philosoph Epikur unterschied drei Arten von Wünschen:
- natürliche und notwendige Wünsche,
- natürliche und nicht notwendige Wünsche,
- nicht natürliche und nicht notwendige Wünsche.
Natürliche und notwendige Wünsche sichern das Überleben. Dazu gehören Essen, Trinken, Nahrung und Kleidung. Sie entsprechen den menschlichen Grundbedürfnissen, deshalb müssen diese Wünsche immer befriedigt werden.
Natürliche und nicht notwendige Wünsche sind den Sinnen angenehm, aber zum Überleben eigentlich überflüssig. Oft aber ist die Befriedigung dieser Wünsche vorteilhaft.
Nicht natürliche und nicht notwendige Wünsche werden durch eine Meinung hervorgerufen. Diese Wünsche sollten nach Epikur niemals erfüllt werden.
Epikur war für Mäßigung, beispielsweise sagte er: „Der Reichtum, der keine Grenze hat, ist eine große Armut.“
Wunscherfüllung im Traum bei Sigmund Freud
Sigmund Freud meint, dass Träume verdeckte Wunscherfüllungen seien. Sie gehörten zum inneren Wesen des Traumes, zu den substantiellen Bestimmungsstücken jedes Traumes.
Im Traum treten verdrängte und tabuisierte Wünsche in symbolisch verkleideter Form auf, die ins Bewusstsein drängen, aber zunächst vom Bewusstsein abgewehrt werden.
Freud nahm die Existenz eines inneren Traumarbeitsmechanismus' oder Zensors an, der sehr starke, sozial nicht akzeptierte Wünsche (meist sexueller Natur) in nicht unmittelbar verständliche, symbolische Bilder umwandelt.
Wittgensteins Philosophische Untersuchungen
Ludwig Wittgenstein beschreibt in seinen Philosophischen Untersuchungen Wünschen als ein charakteristisches Erlebnis, wie Wiedererkennen, sich Erinnern. Der Wunsch scheine schon zu wissen, was ihn erfülle, er antizipiere die Zukunft. Ein Wunsch sei unbefriedigt, denn er sei eine Erwartung von etwas. Der Satz „Ich habe Lust auf einen Apfel“ sei demnach keine Äußerung eines Wunsches, sondern einer Unbefriedigung. In vielen Fällen verhülle das Wort „Wünschen“ das Gewünschte. Dass ein Ereignis einen Wunsch zum Schweigen bringe, heiße nicht, dass es ihn erfülle. Worte wie „Möge er doch kommen“ können mit einem Wunsch geladen sein. Dabei seien Wünsche manchmal schwer auszusprechen.
Wittgenstein unterscheidet zwischen Wunsch und Willen. Wenn man seinen Arm willkürlich bewege, dann bediene man sich nicht eines Mittels, die Bewegung herbeizuführen. Auch ein Wunsch sei nicht so ein Mittel. Das Wollen, wenn es nicht eine Art Wunsch sein solle, müsse das Handeln selber sein, zum Beispiel Sprechen, Schreiben, Reden. Ein Wunsch sei nicht, den Arm zu heben. Wenn man ihn hebe, so habe man noch nicht gewünscht, ihn zu heben. Ein Wunsch sei beispielsweise, wenn man hofft, einen Kreis fehlerfrei zu zeichnen.
Wunschdenken
Wunschdenken ist ein intellektueller Vorgang, bei dem die Realität durch ein erwünschtes Ergebnis verdrängt wird. Wunschdenken tritt auch auf, wenn Resultate von Experimenten falsch gedeutet oder zu stark verallgemeinert werden. Beim Wunschdenken ist sprichwörtlich „der Wunsch der Vater des Gedankens“. Oft erweisen sich wissenschaftliche Vorstellungen als Wunschdenken. So zeigte Nikolaus Kopernikus mit der neuen Erkenntnis, dass die Erde nicht das Zentralgestirn im All ist, um das herum alles ausgerichtet ist, dass der bis dahin bestehende Anthropozentrismus Wunschdenken war. Sigmund Freud deutete religiöse Vorstellungen als infantiles Wunschdenken. Dass es sich bei einer Theorie um Wunschdenken handelt, kann gegebenenfalls durch Falsifikation nachgewiesen werden. Wunschdenken ist ein psychischer Vorgang, der dem Erhalt bzw. der Schaffung eines emotional angenehmen Zustands dient, somit kognitive Dissonanzen zu vermeiden sucht und daher ihm widersprechende Begebenheiten möglichst ignoriert und die eigene Sicht scheinbar stützende Argumente bevorzugt. Beispielsweise wird von Kritikern des Kreationismus dieser als der Ausdruck bloßen Wunschdenkens angesehen, da seine Vertreter einseitig im Hinblick auf das von ihnen gewünschte Ergebnis forschen.
Religion
Religionen beschäftigen sich mit sehr unterschiedlichen Wünschen.
Dazu gehören persönliche Wünsche:
- Wunsch auf ein besseres Leben nach dem Tod,
- Erfüllung persönlicher Wünsche nach einem Gebet,
- Wunsch auf Bestrafung der Gegner,
- Wunsch auf Absolution und Vergebung der Sünden.
In frühen Religionen wurde versucht, mit magischen Riten zur Erfüllung solcher Wünsche beizutragen, Beispiele sind der Regentanz und Fruchtbarkeitsriten. In der christlichen Religion gab es Ablassbriefe und Gebete.
Eine wichtige Rolle spielt die Erfüllung von Wünschen der Götter oder eines Gottes. Gottes Wunsch ist zugleich sein Willen und sein Gebot. Götter können dabei oft Wunder vollbringen.
Um solche Wünsche zu erfüllen, muss man zunächst feststellen, worin diese bestehen.
Beispiele sind:
- Wünsche in Form von Geboten (Zehn Gebote),
- Wunsch nach Gehorsam: Eva und Adam wurden aus dem Paradies vertrieben, weil sie ungehorsam waren.
- Wunsch nach Opfern (Opfer können dabei sogar Menschenopfer sein).
Wünsche im Alltag (Begrüßung, Glückwünsche, Wünsche beim Essen und Trinken)
In vielen Kulturen wird ein Gruß als Wunsch ausgesprochen. Üblich sind Willkommensgrüße und Abschiedsgrüße, Grüße zum Geburtstag und Grüße zu Festen.
Bei vielen dieser Grüße und Wünsche gibt es eine Reihe von festen Redewendungen. Beispiele hierfür sind:
Begrüßung
- Ich wünsche Dir (Ihnen, euch) einen schönen guten Tag (guten Morgen, guten Abend).
- Grüß Gott!
Glückwünsche
- Ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag.
- Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Eures Kindes.
- Wir wünschen Dir einen schönen Urlaub.
- Ein friedliches und gesundes neues Jahr!
- Gute Besserung!
- Beste Gesundheit!
- Alles Gute!
Bei Mahlzeiten
- (Ich wünsche euch einen) Guten Appetit!
- Lasst es Euch schmecken!
Trinksprüche
- Zum Wohle!
- Auf die Gesundheit!
Die Wünsche beruhen auf dem Glauben und der Erfahrung, dass gute Wünsche die Zukunft und das Zusammenleben positiv beeinflussen können. Viele Wünsche dieser Art beruhen auf Gegenseitigkeit. Einige sind heute allgemeine Höflichkeitsfloskeln.
Kunst und Literatur
Wunsch im Märchen
In der Literatur, besonders im Märchen, haben Wünsche oft magischen Charakter. Besonders häufig hat der Protagonist drei Wünsche frei, deren Erfüllung ihm zugesichert und gewährt wird. Bisweilen werden die Wünsche aber in anderer Weise erfüllt, als es sich der Wünschende gedacht hat. Viele der bekanntesten Märchen gehören zu den Wunschmärchen.
Hierbei gibt es verschiedene Arten von Wünschen.
Beispiele:
- gute Wünsche und schlechte Wünsche (Verwünschungen) gegenüber der Hauptperson (Dornröschen),
- Wünsche der Hauptperson auf Grund eines Verdienstes (zum Beispiel Befreiung eines Flaschengeistes oder einer Elfe; oder Hilfe für jemanden in Not),
- Kinderwunsch („Es waren einmal ein König und eine Königin, die wünschten sich ein Kind und bekamen immer keins ...“),
- Belohnung oder Strafe (Frau Holle),
- Erfüllung eines Wunsches nach dem Versprechen eines unbekannten Lohnes, der dann verweigert wird (Rumpelstilzchen),
- Wunschexzess – ein erfüllter Wunsch zieht immer größere Wünsche nach sich, bis das Ganze platzt wie eine Seifenblase (Märchen Vom Fischer und seiner Frau). Diese Art von Wünschen ist oft mit Zauberei verwandt.
In Dornröschen bekommt Dornröschen nach ihrer Geburt eine Reihe guter Wünsche mit auf den Weg. Dann kommt die dreizehnte Fee, die ärgerlich war, weil sie zum Fest nicht eingeladen war, und verwünscht Dornröschen. Das Mädchen soll sich an einer Spindel stechen und sterben. Die zwölfte Fee, die ihren Wunsch noch nicht getan hat, kann den Wunsch der dreizehnten nicht rückgängig machen, sondern nur mildern. Statt dass Dornröschen sterben solle, solle sie nur 100 Jahre schlafen. (Hier sieht man, dass Schlaf und Tod im Märchen als wesensverwandt betrachtet werden.) Der Wunsch wirkt, unabhängig vom Willen der Beteiligten, obwohl die Beteiligten ihn zum Teil nicht mehr erkennen.
In manchen Fällen gehen Wünsche aber auch auf natürliche Weise in Erfüllung. In diesem Fall haben sie oft Ähnlichkeit mit einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Im Märchen geht man davon aus, dass im Märchenland oder vor langer Zeit Wünsche noch erfüllt wurden.
Viele Märchen beginnen mit der Eröffnung: „Vor langer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat ...“. Oft ist die Wunscherfüllung mit Zauberei verbunden und Wünsche, die in der Realität unerfüllbar sind, sind erfüllbar.
In modernen Märchen wird oft gezeigt, wozu es führen kann, unsinnige Wünsche zu erfüllen. Stanisław Lem beschrieb in der Geschichte Wie die Welt noch einmal davonkam (Kyberiade, Insel, 1983) eine Maschine, die alles machen kann, was auf den Buchstaben „n“ anfängt. Als sie aufgefordert wird, Nichts zu machen, scheint zunächst alles beim Alten zu bleiben. Dann stellt sich heraus, dass mehr und mehr Dinge aus der Welt verschwinden, denn die Maschine erfüllt den Wunsch wörtlich. Rückgängig machen kann sie nur einen Teil, nur die Dinge, die auf den Buchstaben „n“ beginnen, kann sie wieder erzeugen. Aus diesem Grunde haben wir heute zwar noch Niedertracht, Neid und Niederlagen, aber beispielsweise keine Singuine mehr. Und der Nachthimmel ist zum größten Teil schwarz.
Science Fiction
In Andrei Tarkowskis Film Stalker führt der Stalker einen Journalisten und einen Wissenschaftler durch eine Zone hin zu einem sagenhaften Zimmer, in dem die geheimsten Wünsche erfüllt werden.
In Sergei Snegows Buch Menschen wie Götter ist die Wissenschaft so weit gediehen, dass man praktisch fast alles machen kann. Der Unterschied von Märchen und Realität verschwindet. Es entstehen Fabelwesen wie Drachen und andere.
In Olga Larionowas Geschichte Der Leopard vom Kilimandscharo wird der Wunsch vieler wahr, das eigene Todesdatum zu kennen. Nach einer Zeitreise ist das die einzige Information, die aus der Zukunft zurückgebracht wird. Viele denken, dass dieses Wissen bei der Lebensgestaltung helfen könne, aber es erweist sich als Irrglaube. Das sichere Wissen über den eigenen Tod erweist sich für die meisten als Alptraum.
Metawünsche
Douglas R. Hofstadter beschreibt in seinem Buch Gödel, Escher, Bach – ein endloses geflochtenes Band Metawünsche. Das sind Wünsche, die sich auf Wünsche beziehen. Gelegentlich werden diese auch „Wünsche zweiter Ordnung“ genannt (von engl. second-order desires). Zu den Metawünschen gehören Wünsche nach mehr Wünschen, Wünsche nach Änderung des Wunschtyps, Wünsche zur Aufhebung von Wünschen und andere Wünsche. Die Erfüllung von Metawünschen ist problematisch, weil sie zu Paradoxien führen kann. Zu den Metawünschen gehören alle Wünsche, die hinsichtlich eines Wunsches selbstbezügliche Eigenschaften haben oder einen Wunsch zum Inhalt haben, also Wünsche auf einer höheren Ebene sind.
Wünsche nach mehr Wünschen
Wenn ein Held einen oder mehrere Wünsche frei hat, könnte er sich mit Hilfe dieser Wünsche beliebig viele weitere freie Wünsche wünschen. In den meisten Märchen und Geschichten, in denen Wünsche vorkommen, taucht dieser Gedanke nicht auf. Wo er doch geäußert wird, wird er normalerweise zurückgewiesen. So ist die Fähigkeit zur Wunscherfüllung bei Dschinns unterschiedlich ausgeprägt, abhängig von ihrer Mächtigkeit, sie können nicht alle Wünsche erfüllen. Nur selten kommt es vor, dass mit Wünschen neue Wünsche gewünscht werden können. Diese Beschränkung besteht auch bei Wünschen im realen Leben. Wenn doch einmal diese Art von Wünschen möglich ist, führen sie nicht zum erwarteten Ergebnis. Shel Silverstein beschreibt im Gedicht „Lester“ einen Jungen, der sich mit einem Wunsch weitere Wünsche wünscht und immer mehr neue Wünsche wünscht, die sich dann alle rings um auftürmten, bis er schließlich starb, da er sich von einem Goblin in einer wunderschönen Welt voller Äpfel und Küsse und Schuhe nur immer Wünsche gewünscht hatte. (Shel Silverstein, Where the Sidewalk Ends, ISBN 0-06-025667-2, deutsch: Wo der Gehweg endet.)
Wunsch nach Nichterfüllung des Wunsches
Wenn man in einem Wunsch wünscht, dass der Wunsch nicht erfüllt wird, führt das zu einem Paradoxon, das ähnlich gestaltet ist wie das Lügner-Paradoxon.
- Wenn der Wunsch erfüllt wird, wird er gerade nicht erfüllt.
- Wenn der Wunsch nicht erfüllt wird, wird er erfüllt.
Wunsch nach Rückgängigmachung eines Wunsches
Nachdem dem Helden klar wurde, dass seine ersten beiden Wünsche nicht zum gewünschten Ergebnis führten, wünscht er sich mit dem dritten, dass der Ausgangszustand wieder erreicht wird. Das führt eigentlich zu einer Paradoxie, die aber selten beachtet wird: Es beginnt alles genauso und von vorn. Diese Paradoxie wird vermieden, wenn sich wenigstens der Held an alles erinnern kann.
Midas
Der sagenhafte König Midas von Phrygien hatte bei Dionysos einen Wunsch frei und er wünschte sich, dass alles, was er berührte, zu Gold werde. Dieser Wunsch wurde ihm gewährt und führte dazu, dass Midas beinahe verhungert und verdurstet wäre. Glücklicherweise gewährte ihm Dionysos einen weiteren Wunsch, und Midas bat ihn, ihn von dem verhängnisvollen Wunsch zu befreien.
Midas' Wunsch, dass alles, was man berührt, zu Gold werde, wurde einer der bekanntesten überlieferten Wünsche aus der Antike.
Zitate
- „Es genügt nicht, dass etwas wünschenswert ist, damit es sich verwirklichen lässt, und, was noch wichtiger ist, wenn uns etwas wünschenswert erscheint, ist damit noch nicht gesagt, dass es das in Wirklichkeit ist.“ – José Ortega y Gasset (Aufbau und Zerfall Spaniens)
- „Dass etwas erwünscht ist, bewirkt noch nicht, dass man daran glaubt.“ – Marcel Proust
Siehe auch
Wikiquote: Wunsch – ZitateLiteratur
- B. Gobrecht, H. Lox, Thomas Bücksteeg (Hrsg.): Der Wunsch im Märchen. Heimat und Fremde im Märchen. Hugendubel, 2003 (Forschungsberichte der Europäischen Märchengesellschaft, Bd. 88)
- Barbara Sichtermann, Claus Leggewie: Das Wunschkind, Adoption und die Familie von heute. Ullstein HC 2003, ISBN 3-55007541-3
- Pierre Franckh: Erfolgreich wünschen, 7 Regeln wie Träume wahr werden. KOHA, 2005, ISBN 3-93686266-4
- Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus, Werkausgabe, Band 1, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 501, 1984, ISBN 3-518-28101-1
Einzelnachweise
- ↑ Wunsch. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 59, Leipzig 1749, Spalte 2201–2205.
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