Literaturhaus Hamburg

Literaturhaus Hamburg
Das Logo des Literaturhauses
Das Gebäude des Literaturhauses am Schwanenwik 38 in Hamburg-Uhlenhorst

Der Literaturhaus Hamburg e.V. ist eine kulturelle Institution in Hamburg-Uhlenhorst, die sich der Literaturvermittlung und der Organisation literarischer Veranstaltungen widmet. Es wurde 1989 eröffnet und ist nach dem Literaturhaus Berlin das zweite Literaturhaus in Deutschland. Zu den Gästen zählen sowohl Nachwuchsautoren als auch bekannte Schriftsteller, u.a. Feridun Zaimoglu, A. L. Kennedy und John Banville.

In einer historischen Stadtvilla haben der Literaturhaus e.V., das Literaturzentrum und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Region Norddeutschland) ihren Sitz, außerdem das Literaturhauscafé und eine Buchhandlung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Gebäudes

1837 erwirbt Dr. August Abendroth das Gelände, auf dem sich die Villa an der Außenalster befindet, rund um das Gut Uhlenhorst von der Hamburger Kämmerei. Als 1853-58 ein Verbindungsweg zwischen St. Georg und Uhlenhorst entsteht, der so genannte Schwanenwik, teilt Abendroth sein Gut in mehrere Parzellen ein und bietet sie zum Verkauf an. 1864 erwirbt der Tischler Heinrich Friedrich Christian Stuckenberg eine dieser Parzellen, teilt sie in zwei Grundstücke ein und verkauft sie an den Architekten Jean David Jolasse (Hausnr. 37) und den Maurermeister Johann Georg Friedrich Haller (Hausnr. 38), welche die Grundstücke bebauen und weiterverkaufen. So ersteht der Kaufmann C.N. Fraeb Hallers spätklassizistische Reihenhausvilla, die am neu benannten ,Schwanenwik' (1888; bisher ,An der schönen Aussicht') liegt. Im Jahr 1889 wechselt der Besitz erneut den Eigentümer: Der Bankier Adolph von Pein erwirbt Haus und Grundstück und lässt den Gartensaal von den Architekten Kraus und Minck zum Musizieren und für Feste anbauen. Private Ballsäle waren im ausgehenden 19. Jahrhundert verbreitet. In Hamburg sind nur noch zwei von ihnen erhalten: der wiederaufgebaute Spiegelsaal im Museum für Kunst und Gewerbe und der Saal des Literaturhauses. Auch nach dem Tod von Adolph von Pein (1896) bewohnt seine Frau Maria Louise Wilhelmine weiterhin den Schwanenwik Nr. 38 bis zum Jahr 1908, als der Besitz abermals wechselt; diesmal zu Dr. med. Franz Justus Krieg, der neben seinen Wohnräumen hier die „Heilgymnastische Privatanstalt Dr. Krieg“ betreibt und ab 1915 mit dem Hauptausschuss für Körpererziehung e. V. (1915) und dem Radiologen Dr. Hermann Holthusen (1923) als Untermieter logiert.

Von 1924 bis 1938 wird der Gartensaal von der Hamburger Bewegungschöre Labanschule, einer Tanzschule des Ungarn Rudolf von Laban, unter der Leitung von Albrecht Knust, ab 1934 Lola Rogge, genutzt. 1937 erfolgt jedoch eine Anordnung von den Nationalsozialisten, die Labanschule in die Lola-Rogge-Schule umzubenennen. 1938 verkauft Krieg sein Haus an die Stadt Hamburg zur Nutzung durch ein Mädchenheim, weshalb die Lola-Rogge-Schule ihre Räumlichkeiten verlassen muss. 1939 wird im Schwanenwik Nr. 38 ein ,Wohnheim für weibliche Lehrlinge, Durchgangsheim für gefährdete weibliche Jugendliche und Schutzhaftstelle für Aufgegriffene' eröffnet. Im Jahr 1941 wird zudem auch das Nebenhaus, Schwanenwik Nr. 37 nach der Enteignung der jüdischen Besitzer als Mädchenheim genutzt, wodurch sich die Kapazität der Einrichtung auf 100 Schlafplätze erweitert. In den späteren Wehen des Zweiten Weltkrieges werden beide Häuser als Notunterkunft für ausgebombte Parteimitglieder verwendet. Im Mai 1945 beschlagnahmen englische Militärbehörden das Heim, geben es aber im Sommer wieder frei, so dass das Durchgangsheim für Mädchen seine Arbeit im Herbst wieder aufnehmen kann. Das Grundstück Nr. 37 geht 1958 wieder in den Besitz der enteigneten Eigentümer aus der UdSSR über.

1985 geht die Zeit des Mädchenheims nach mehr als 45 Jahren zu Ende. Die Einrichtung wird geschlossen und ihre Bewohnerinnen auf die übrigen Hamburger Heime verteilt. Das Haus steht daraufhin zwei Jahre leer und verkommt zusehends. Allein der Einzug des neu gegründeten Literaturhaus e.V. in die unrenovierten Räume kann das Gebäude vor weiterem Verfall bewahren. Nach Jahren der Abriegelung öffnet sich das Haus wieder für die Öffentlichkeit. Dr. Gerd Bucerius erwirbt das Gebäude für die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und stellt es dem Literaturhaus e.V. mietfrei zur Verfügung. Zudem trägt die Stiftung große Teile der Renovierungskosten. 2,7 Millionen DM steuert die Stadt Hamburg bei. Für den laufenden Betrieb spendet ein Mäzen eine weitere Million DM. Im Jahr 1989 findet die feierliche Eröffnung des Literaturhauses Hamburg e.V. statt, der bis heute in diesem Gebäude ansässig ist. [1]

Trägerverein

Der Verein Literaturhaus e.V. wurde 1985 gegründet. Die Stiftung eines Mäzens legte die Grundlage für gesicherte Einnahmen. 1987 erwarb die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius das denkmalgeschützte Gebäude und stellte gemeinsam mit der Freien und Hansestadt Hamburg zusätzliche Mittel für die Renovierung zur Verfügung. Ab 1989 konnte der Verein das Haus mietfrei nutzen. Inzwischen hat er etwa 750 zahlende Mitglieder.

Programm

Der Literaturhaus Hamburg e.V. richtet jährlich um die 100 Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt internationale und nationale Gegenwartsliteratur aus – Lesungen, Podiumsdiskussionen, Gesprächsrunden oder literaturhistorische Abende. Zu Gast waren bislang Salman Rushdie, Slavoj Žižek, Rüdiger Safranski, Anna Gavalda, Peter Sloterdijk, Martin Walser, Arnon Grünberg, Siri Hustvedt, Carlos Ruiz Zafón, Peter Bieri, José Saramago, William Trevor, Frank McCourt, Jonathan Franzen, Annette Pehnt, Clemens Meyer, Ingo Schulze, Connie Palmen u.v.a.m. Außerdem organisiert der Literaturhaus e.V. alle zwei Jahre die Nordischen Literaturtage und vergibt einmal jährlich den Mara-Cassens-Preis für den besten deutschsprachigen Debütroman.

Das Haus ist Mitglied im Netzwerk literaturhaus.net und vergibt seit 2002 zusammen mit den Partnern den Preis der Literaturhäuser.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Internetauftritt
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