Loetscher

Loetscher

Hugo Loetscher (* 22. Dezember 1929 in Zürich) ist ein Schweizer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hugo Loetscher wuchs in Zürich auf. Nach der Reifeprüfung studierte er an den Universitäten in Zürich und Paris Philosophie, Soziologie und Literaturwissenschaft. 1956 promovierte er mit der Arbeit Die politische Philosophie in Frankreich nach 1945 in Zürich zum Doktor der Philosophie.

Anschliessend war er Literaturkritiker bei der Neuen Zürcher Zeitung und der Weltwoche. Von 1958 bis 1962 gehörte er der Redaktion der Monatszeitschrift Du an, von 1964 bis 1969 war er Mitglied der Feuilletonredaktion der Weltwoche. Seitdem ist er freier Schriftsteller.

Seit den 60er-Jahren hat Loetscher ausgedehnte Reisen nach Südeuropa und später nach Südostasien unternommen und sich regelmässig in Lateinamerika – vor allem in Brasilien – aufgehalten. Hinzu kamen seit den 80er-Jahren verschiedene Gast- und Poetikdozenturen, so 1979/80 an der University of Southern California in Los Angeles, 1981 an der Universität Freiburg, 1981/82 an der City University of New York, 1988 an der Universität München, und 2008 an der Shanghai International Studies University und der University of California at Berkeley.

Hugo Loetscher kannte Friedrich Dürrenmatt und den Kunstmaler Varlin, die drei waren gute Freunde und in enger Kollaboration miteinander (Varlin malte die beiden auch). Loetscher gab später Varlins erste Monographie heraus.

Künstlerisches Schaffen

Hugo Loetschers Werke basieren häufig auf seinen Reiseerfahrungen, beziehen aber auch autobiografische Elemente mit ein. Neben Reisereportagen hat der Autor Romane, Essays, Fabeln und Theaterstücke verfasst und ist als Herausgeber auf den verschiedensten Gebieten (etwa der Fotografie) tätig. Loetscher ist Mitglied des Schweizerischen Schriftstellerverbandes, dessen Präsident er von 1986 bis 1989 war, und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

Hugo Loetschers Archiv befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Die Dürrenmatt-Affäre

Nach Dürrenmatts Tod wurde Loetscher von dessen Witwe Charlotte Kerr angeklagt. Grund der Klage: Loetscher hatte einen Text über die Abdankung des berühmten Dichters verfasst und 13 Jahre nach dessen Tod veröffentlicht (in Lesen statt Klettern), durch den die Witwe ihre „Persönlichkeitsrechte“ verletzt sah. Sie kritisierte beschriebene Details wie die Hände des aufgebahrten Toten oder ein Stephen King-Buch auf dessen Nachttisch, oder die Behauptung, sie hätte in der Kirche gestützt werden müssen. Loetscher erinnere sich falsch: Dürrenmatt sei Atheist gewesen und habe als solcher nicht die Hände gefaltet; ausserdem habe sie sich nie im Leben stützen lassen. Loetscher wusste zu berichten, es habe eine Zeichnung des Toten gegeben, auf der die Hände gefaltet gewesen seien. Kerr habe darum gebeten – und sie verbrannt. Loetscher betonte, er sei viele Jahre Dürrenmatts Freund gewesen. „Nicht die letzten sieben Jahre“, entgegnete die Witwe. Fotos bewiesen allerdings anderes. Die Klage Kerrs wurde abgewiesen..

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • Abwässer, Zürich 1963
  • Die Kranzflechterin, Zürich 1964
  • Noah, Zürich 1967
  • Zehn Jahre Fidel Castro, Zürich 1969
  • Der Immune, Darmstadt 1975
  • Die Entdeckung der Schweiz und anderes, Zürich 1976
  • Kulinaritäten, Bern 1976 (zusammen mit Alice Vollenweider)
  • Die Schiene öffnet ein Tal, Luzern 1979 (zusammen mit Fritz Hauser)
  • Wunderwelt, Darmstadt 1979
  • Herbst in der Grossen Orange, Zürich 1982
  • How many languages does man need?, New York 1982
  • Der Waschküchenschlüssel und andere Helvetica, Zürich 1983
  • Das Hugo-Loetscher-Lesebuch, Zürich 1984
  • Die Papiere des Immunen, Zürich 1986
  • Vom Erzählen erzählen, Zürich 1988
  • Die Fliege und die Suppe und 33 andere Tiere in 33 anderen Situationen, Zürich 1989
  • Der predigende Hahn, Zürich 1992
  • Der Blick der Malerin, Zürich 1995 (zusammen mit Peter Killer und Caroline Kesser)
  • Saison, Zürich 1995
  • Die Augen des Mandarin, Zürich 1999
  • Äs tischört und plutschins, Zürich 2000
  • Durchs Bild zur Welt gekommen, Zürich 2001
  • Der Buckel, Zürich 2002
  • Lesen statt klettern, Zürich 2003
  • Es war einmal die Welt, Zürich 2004

Herausgeberschaft

  • Manuel Gasser: Welt vor Augen, Frankfurt am Main 1964
  • Varlin: Varlin, Zürich 1969
  • Zürich – Aspekte eines Kantons, Zürich 1972 (zusammen mit Daniel Bodmer, Sylvia Staub und Heinz Wolfensberger)
  • Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute, Teufen 1974
  • Adrien Turel: Bilanz eines erfolglosen Lebens, Frauenfeld 1976
  • Hans Falk: Circus zum Thema, Zürich 1981 (zusammen mit Fritz Billeter)
  • Für den Tag schreiben, Zürich 1999
  • Durchs Bild zur Welt gekommen, Zürich 2001 (zusammen mit Peter Pfrunder)

Übersetzungen

  • Ayi Kwei Armah: Die Schönen sind noch nicht geboren, Olten u. a. 1971
  • Le Corbusier: Von der Poesie des Bauens, Zürich 1957
  • José Guadelupe Posada: Posada, Zürich 1979
  • Walter Sorell: Europas kleiner Riese, München 1972 (zusammen mit Franz Z. Küttel)
  • António Vieira: Die Predigt des Heiligen Antonius an die Fische, Zürich 1966

Literatur

  • Romey Sabalius: Die Romane Hugo Loetschers im Spannungsfeld von Fremde und Vertrautheit. Lang (Studies in modern German literature 72), New York 1995, ISBN 0-8204-2670-9
  • Jeroen Dewulf: Hugo Loetscher und die „portugiesischsprachige Welt“. Lang (Europäische Hochschulschriften 1734), Bern 1999, ISBN 3-906763-78-1
  • Jeroen Dewulf: In alle Richtungen gehen. Reden und Aufsätze über Hugo Loetscher. Diogenes, Zürich 2005, ISBN 3-257-06466-7
  • Jeroen Dewulf: Brasilien mit Brüchen. Schweizer unter dem Kreuz des Südens. NZZ Verlag, Zürich 2007, ISBN 978-3-03823-349-7

Weblinks


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