Ludwig Schmidseder

Ludwig Schmidseder

Ludwig Schmidseder (* 24. August 1904 in Passau; † 21. Juni 1971 in München) war ein deutscher Komponist, Pianist, Filmschauspieler und Fernsehkoch.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schmidseder brach in seiner Jugend eine vom Vater gewollte Lehre als Bankkaufmann ab. Heimlich nahm er Klavierunterricht. An der Staatlichen Akademie der Tonkunst in München vertiefte er seine Musikkenntnisse und ging 1926 nach Südamerika. Es zog ihn nach Rio de Janeiro. Dort spülte er anfangs Geschirr und trat später als Alleinunterhalter auf. Mit zwei Partnern gründete er ein Künstlertrio, das auf Ozeanriesen in der Welt umherreiste. Schmidseder komponierte für das Team eigene Unterhaltungsmusik und entwickelte sich zum Original und virtuosen Klavierspieler.

Ab 1930 arbeitete er in Berlin, komponierte Filmmusik, schuf Operetten bzw. Musicals und vertonte mehr als 500 Lieder, die teilweise den Status beliebter Hits erreichten. Vom Barpianisten (bis 1936) avancierte Schmidseder zum Hauskomponisten am alten Berliner Metropol-Theater, das Libretto aller drei hier zur Uraufführung gelangten Stücke („Melodie der Nacht“ – 1938; „Die oder Keine!“ – 1939; „Frauen im Metropol“ – 1940) erstellte Günther Schwenn. Schmidseders Operette „Die oder Keine!“ erlebte über 600 Aufführungen. Die zeitgenössische „deutsche“ Bezeichnung und Etikettierung seiner Bühnenwerke als „Operette“ muss in diesem Zusammenhang als typischer NS-Jargon aufgefasst werden. Aufgrund der Instrumentierung und auch der rasanten Schallplatteneinspielungen, etwa des schnellen Foxtrotts – aus dem Jahre 1940 – „Wir tanzen durch's Leben!“ (Tanz-Orchester Erhard Bauschke auf Grammophon und TO Kurt Widmann auf Imperial), welche in typischer Swing-Orchesterbesetzung erfolgten, sind diese eigentlich, nach heutigen Maßstäben, als Musical zu begreifen und zu verstehen. Nicht zuletzt durch die nationalsozialistische Diffamierung eines Großteils der deutschen Unterhaltungsmusik als „entartete Musik“ und Aufführungsverboten für einige der bekanntesten Operettenkomponisten avancierte der nichtjüdische Schmidseder, erstaunlicherweise, trotz seiner nicht zu überhörenden „entarteten Tendenzen“ – die in seiner Musik begründet sind – zu einem der gefragtesten deutschen Unterhaltungskomponisten. Am 1. Mai 1933 war er der NSDAP beigetreten; Mitgliedsnummer: 2.879.072.[1]

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg komponierte Schmidseder weiter Musik und Filmmusiken und trat nun auch in Spielfilmen auf. Der vielseitig interessierte, leibesfüllige und lebensfreudige Hobbykoch wurde später, Ende der 1950er-Jahre, Fernsehkoch des Bayerischen Rundfunks (BR) – er war damit einer der ersten im deutschen Fernsehen – und wurde damit einem breiteren Publikum, auch visuell einschlägig, bekannt und verfasste ebenso Bücher mit Kochrezepten.

Werke (Auswahl)

Operetten / Musicals

  • 1938 – Melodie der Nacht
  • 1939 – Die oder Keine! (Uraufgeführt am 20. März 1939 im Berliner Metropol-Theater)
  • 1940 – Frauen im Metropol (Uraufgeführt am 27. September 1940 im Berliner Metropol-Theater)
alle drei jeweils mit einem Libretto von Günther Schwenn

Schlager

  • Addio Venezia!, Tango
  • Die Lilly aus Bajanga (aus: „Die oder Keine!“, 1939)
  • Du bist alles für mich, süße kleine Mary, Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“, 1938)
  • Ein kleines weißes Haus, Foxtrott
  • Es gibt so süße Mädels, Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Es wär' so schön, wenn wir heut' bummeln geh'n!, schneller Foxtrott (aus: „Die oder Keine!“, 1939)
  • Gitarren spielt auf! Tango (Schmidseders erster großer Erfolg von 1934; Text: Ralph Maria Siegel)
  • Heute Abend bin ich frei!, Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“, 1940)
  • I' hab' die schönen Maderl'n net erfunden, Wienerlied (Text: Theo Prosel, 1937)
  • Ich dachte, Sie sind frei, Fräulein?, Tango (aus: „Die oder Keine!“)
  • Ich träume von Liebe, Tango (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Ich trink' den Wein nicht gern allein, Wienerlied (aus: „Die oder Keine!“)
  • Komm' doch in meine Arme, Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Luana, Ich seh' dieselben Sterne wie Du, Tango (1934)
  • Nach jedem Abschied gibt’s ein Wiederseh’n , Lied (1941)
  • Schäumender Sekt (– reizende Frau'n), schneller Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Tango Marina (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Wir tanzen durch's Leben!, schneller Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Kiel 2004, S. 6182 (CD-ROM-Lexikon).

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