Léon Breitling

Léon Breitling
Breitling AG
Breitling-Logo
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Gründung 1884
Unternehmenssitz Grenchen, Schweiz
Unternehmensleitung

Ernest Schneider
(CEO und VR-Präsident)

Branche Uhrenmanufaktur
Website

www.breitling.com

Breitling Navitimer

Die Breitling SA (Société anonyme, Aktiengesellschaft) ist ein Schweizer Uhrenhersteller, der hochwertige Uhren im oberen Preissegment herstellt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Firma und Innovationen

Gegründet wird die Firma 1884 von Léon Breitling (1860–1914) in Saint-Imier im Berner Jura. 1892 wird sie nach La Chaux-de-Fonds verlegt. 1914 tritt Gaston Breitling als Nachfolger in die Fussstapfen seines Vaters.

Im Jahre 1915 berichtet die Revue Internationale d´Horlogerie von einem «Chronograph-Bracelet» des Hauses Breitling mit zentralem Chronographenzeiger und einem Zähler für 30 Minuten.[1] Die Entwicklung des Chronographen wird ein Schwerpunkt des Hauses Breitling. 1923 schon folgt der nächste Schritt, die Einführung des ersten unabhängigen Chronographendrückers. 1934 folgt dann der zweite unabhängige Chronographendrücker, der die Rückstellung auf Null ermöglicht. Diese Konfiguration hat sich aufgrund ihres Bedienkomforts durchgesetzt und ist heute weltweiter Standard.

Seit 1936 beliefert Breitling die Royal Airforce mit Borduhren für ihre Flugzeuge. 1942 lanciert Breitling das Modell Chronomat, einen Chronographen mit Rechenschieber und Handaufzug, der grossen Anklang bei den amerikanischen Streitkräften findet, die ihn schliesslich in der US Army Air Force offiziell einführen.

Ein grosser Wurf gelingt den Konstrukteuren von Breitling mit der Konstruktion der Navitimer im Jahre 1952. Dieser Fliegerchronograph besitzt, als Weiterentwicklung des Chronomat, eine noch komplexere Lünette, die kompliziertere Berechnungen wie etwa Treibstoffverbrauch, Steig- oder Sinkflugraten, Durchschnittsgeschwindigkeiten u.ä. recht schnell von der Hand gehen lässt. Dieses Modell wird ab 1969 auch mit automatischem Aufzug angeboten und ist heute mit noch weiteren Komplikationen (z.B. Ewiger Kalender, Chronograph Rattrapante, Retour en Vol) verbreitet.

Der automatische Aufzug[2] hält 1969 bei den Chronographen Einzug. Eine Kooperation von Breitling, Hamilton-Büren und Heuer-Leonidas unter Mitwirkung der Maschinenfabrik Dubois & Dépraz[3] machen dies möglich. Im selben Jahr gelingt aber auch Zenith-Movado die Integration eines solchen Mechanismus in ihr Chronographenwerk. Insofern muss die Entscheidung, wer hier Primus war, offen bleiben.[4]

1979 wird die Firma wegen Unrentabilität geschlossen.[5] Damit erleidet auch sie das Schicksal vieler Schweizer Manufakturen in der sog. Quarzkrise.[6] Diesem Schicksal entgingen nur die Spitzenproduzenten der Schweizer Uhrenindustrie, wie etwa IWC, Rolex, Patek Philippe oder Jaeger-LeCoultre.

Kurz vor seinem Tod verkaufte Willy Breitling die Namens- und Markenrechte an den Piloten und Unternehmer Ernest Schneider. Nach einem Umzug der Fertigung nach Grenchen eröffnet daselbst 1982 die Breitling Montres S.A. ihre Produktion. 1984 lanciert Breitling den neuen Chronomat[7], der genau den Puls der Zeit trifft und wesentlich zum Wiederaufschwung der Chronographen beiträgt. Heute ist dies der unangefochtene Leader im Hause Breitling.

Teilweise basierend auf der 1985 geschaffenen Aerospace setzt Breitling 1995 mit der Emergency einen Markstein in der Fliegeruhrenhistorie. Neben einem multifunktionellen Chronographen integriert diese Uhr einen Notrufsender, der auf der für den internationalen Flugverkehr gültigen Frequenz von 121,5 MHz auf Bedarf ein weithin ortbares Notrufsignal sendet. [8] Von diesem Zeitpunkt an gelingt Breitling der Spagat zwischen der Herstellung hochwertiger mechanischer Uhren und der Implementierung der Möglichkeiten, die sich durch die Quarztechnologie ergeben.

Ab 1999 durchlaufen alle mechanischen Uhrwerke [9] der Firma Breitling die Chronometerprüfung der COSC.

2002 wird die Herstellung der mechanischen Uhren nach La Chaux-de-Fonds ausgelagert, dem Ort, an dem sich die Firma schon 1892 befand.

2001 entscheidet sich Breitling, auch alle elektronischen Uhrwerke der COSC-Prüfung zu unterziehen[10]. Damit werden grundsätzlich nur noch Chronometer aus den Werken in La Chaux-de-Fonds und Grenchen verkauft.

Breitling und die Aeronautik

Historisch betrachtet hat Breitling durchaus Grund, sich seiner fliegerischen Tradition bewusst zu sein. Diese reicht von der Schaffung einer einfacheren Bedienung für den Chronographenmechanismus über die Ausrüstung der britischen Luftstreitkräfte mit Borduhren bis zur Empfehlung der Navitimer als Pilotenuhr durch die AOPA im Jahre 1952. Auch sehr hohe Umlaufbahnen waren für Breitling kein Problem. An Bord der Aurora 7 Kapsel flog Scott Carpenter im Mai 1962 um die Erde. Er trug eine Breitling Cosmonaute.[11]

Auch heute unterhält Breitling, wie u.a. auch Fortis und Tutima, enge Kontakte zu militärischen Fliegerstaffeln sowie zu bekannten Kunstflugstaffeln. Nach vielen Jahrzehnten der unleugbaren Abhängigkeit der Piloten von präzisen mechanischen Uhren dient diese Liaison in der heutigen Zeit vor allem der Imagepflege. Hochwertige mechanische Fliegerchronographen haben heute eher dekorativen Charakter und dienen den Piloten zur Veranschaulichung ihrer Traditionen sowie des beruflichen Selbstverständnisses. Tatsächlich werden aber nur rund 5 % aller von Breitling gefertigten Uhren von Piloten gekauft.[5]

Breitling sponserte ebenfalls die erste erfolgreiche Umrundung der Erde mit einem Ballon, dem Breitling Orbiter 3 durch Brian Jones und Bertrand Piccard. Ihnen gelang die Umrundung der Erde vom 1. März 1999 (Start in der Schweiz) bis 21. März 1999 (Landung in Ägypten) ohne Zwischenlandung in weniger als 20 Tagen. Unter anderem sponsert Breitling auch die weltweit letzte noch für Passagierflüge zugelassene Super Constellation, die auf dem Flugplatz Basel beheimatet ist.

Nachweise

  1. Kahlert/Mühe/Brunner, Armbanduhren, 5. Auflage, München 1996, S.80.
  2. Eine Erfindung, um deren Herkunft heftig gestritten wird. Zunächst findet man sie bei Abraham-Louis Perrelet, umgesetzt aber auch bei seinem mutmasslichen Schüler Abraham-Louis Breguet. Später reklamiert John Harwood in England diese Erfindung für sich. Befriedigend funktionieren diese Mechanismen zu dem Zeitpunkt noch nicht. Erst Rolex gelingt 1931 mit dem „Perpetual“ Aufzug ein Mechanismus, der manuelles Aufziehen gänzlich überflüssig werden lässt.
  3. Die auch heute noch als Spezialist für Komplikationen und Modulumbauten für viele namhafte Hersteller arbeitet. Wer von Dubois & Dépraz zuarbeiten lässt, gilt als strenges Geschäftgeheimnis. Eine Vielzahl der bei Breitling verarbeiteten Module stammt übrigens von Kelek.
  4. Fest steht aber, dass Zenith mit einer Schaltradkonstruktion den technisch eleganteren Weg wählt.
  5. a b Peter Braun (Hg.), Armbanduhren Katalog 2002, Königswinter 2001, S.66.
  6. Die Möglichkeit, mit sehr geringem Aufwand günstige und gleichzeitig präzise und wartungsarme Uhren zu fertigen, verschafft der Quarzuhr in den 1970er und 1980er Jahren den Durchbruch zu Lasten derjenigen Manufakturen, die sich teilweise über Jahrhunderte ausgesprochene Expertise in der Fertigung mechanischer Uhren erworben haben.
  7. Die italienische Kunstflugstaffel Frecce Tricolori hatte 1984 massgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der neuen Chronomat.
  8. Je nach nationaler Rechtslage durfte diese Uhr auch nur an Kunden mit einer gültigen Pilotenlizenz verkauft werden.
  9. Watch-Wiki: Breitling
  10. Die Behauptung, nur Breitling SuperQuarz-Uhrwerke würden die COSC-Normen erfüllen, muss zumindest dahingehend ergänzt werden, dass auch andere Schweizer Hersteller sehr präzise (+/- 15 s/Jahr), temperaturkompensierte Quarz-Uhren herstellen können (z. B. Longines), aber auf eine COSC-Zertifizierung verzichten, insofern diese vor allem früher eine hohe Hürde für mechanische Uhren darstellte.
  11. Die Besonderheit dieser Uhr war eine 24-Stunden-Anzeige auf dem zentralen Zifferblatt. Da Carpenter in je 45 Minuten einmal um Erde flog, konnte er so feststellen, ob es für ihn im Moment Tag oder Nacht war.

Literatur

  • Benno Richter: Breitling: die Geschichte einer grossen Uhrenmarke, 1884 bis heute. Callwey, München 1994, ISBN 978-3-7667-1135-9
  • Mark A. Cooper: A Movement in Time With Breitling & Rolex: An Unauthorized History. Infinity Publishing, 2007, ISBN 978-0-7414-4168-3

Weblinks


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