MM38

MM38
Start einer Exocet MM 38 vom Zerstörer Schleswig-Holstein

Die Exocet ist ein von dem französischen Anteil am europäischen Hersteller MBDA produzierter Seezielflugkörper. Die Waffe wurde Anfang 1967 entwickelt und unter der Kennung MM38 ausgeliefert. Die Luft-Boden-Variante AM39 wurde 1974 entwickelt und 1979 von der französischen Marine in Dienst gestellt. Der Name stammt von dem französischen Wort für „fliegender Fisch“ ab.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Exocet ist ein sogenannter Sea Skimmer, also ein Seeziel-Flugkörper, der sein Ziel im Tiefflug über der Wasseroberfläche ansteuert und daher von normalen Marineradargeräten erst kurz vor dem Aufschlag erfasst werden kann. Die ersten etwa 80% der Strecke (einstellbar) überwindet der Flugkörper im Blindflug. Erst nach einer vor dem Start einprogrammierten Flugstrecke schaltet er ein eigenes Radargerät ein, mit dem er dann selbsttätig ins Ziel steuert. Eine Abwehr ist deswegen nur mit vollautomatisch reagierenden Flugabwehrsystemen (sog. CIWS) Erfolg versprechend.

Varianten

  • MM38: Schiff-Schiff-Version
  • AM39: Luft-Schiff-Version
  • SM39: U-Boot-Schiff-Version
  • MM40: Weiterentwicklung der MM38
  • MM40 Block 3: Neueste Variante der Exocet. Sie verwendet ein Turbinenstrahltriebwerk anstelle eines Raketentriebwerks. Dadurch hat sich die Reichweite auf 180 Kilometer erhöht. Aufgrund der erhöhten Reichweite musste die Flugbahnsteuerung durch Satellitennavigation ergänzt werden. MM40 Block 3 können auch gegen schwach befestigte, küstennahe Landziele eingesetzt werden, dafür wurde der Gefechtskopf verbessert.

Technische Daten Exocet MM 38

  • Hersteller: Aerospatiale/Frankreich
  • Länge: 5,12 m
  • Durchmesser: 34 cm
  • Gewicht: 735 kg
  • Zielsuchkopf: Radar
  • Fluglageregelung: 2-Kreisel Trägheitsnavigationssystem und Radar-Höhenmesser
  • Stromversorgung: Thermalbatterien
  • Gefechtskopf: 165 kg
  • Triebwerke (Feststoff):
    • Startbooster (2 Sekunden), danach
    • Marschtriebwerk (2 Minuten)
  • Geschwindigkeit: Mach 0,93 (312 m/s)
  • Flughöhe (je nach Seegang):
    • 9–15 m (Anflug)
    • 3–8 m (Angriffshöhe nach Zielerfassung)
  • Bemessungsreichweite: 38 Seemeilen (ca. 70 km)
  • Maximale Reichweite: ca. 40 Seemeilen (durch ballistischen Flug nach Triebwerksbrennschluss)
  • Zünder: Aufschlagzünder mit Verzögerung oder Annäherungszünder (vorwählbar)

Einsatz

Erstmals wurde dieses Waffensystem im Falklandkrieg von Argentinien eingesetzt, wo es sich als sehr wirksam herausstellte und der britischen Flotte schwere Verluste zufügte.

Eine Exocet-Rakete, abgeschossen von einer argentinischen Super Etendard, führte beispielsweise zum Verlust des Zerstörers HMS Sheffield. Der Flugkörper traf das Schiff, wobei der Gefechtskopf nicht explodierte. Der restliche Raketentreibstoff verursachte jedoch einen heftigen Brand, der nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte und zur Aufgabe der Sheffield führte. Auch das Containerschiff Atlantic Conveyor, das Munition und Hubschrauber für das britische Expeditionskorps geladen hatte, ging durch eine argentinische Exocet verloren. Diesmal explodierte der Sprengkopf.

Die von einer Exocet getroffene Fregatte USS Stark mit Schlagseite

Bei der Abwehr der Exocet erwies es sich für die Briten als problematisch, dass ihre Schiffe mit Ausnahme von dreien, die mit Seawolf-Flugabwehrflugkörpern ausgerüstet waren, über keine geeignete automatisierte Flugabwehr im Nahbereich verfügten. Anfliegende Flugkörper konnten somit nicht mit ausreichender Sicherheit erkannt und bekämpft werden. Einem britischen Schiff gelang es gleichwohl, eine Exocet mit seinem 114-mm-Mehrzweck-Geschütz abzuschießen.

Obwohl die Trefferquote der verschossenen Exocets im Falkland-Krieg nur 40% betrug (2 Treffer/5 Abschüsse), führten diese Erfolge, unterstützt von der argentinischen Propaganda, die die Exocet als Wunderwaffe bejubelte, zu einer großen internationalen Nachfrage nach dem Waffensystem.

Während des Irak-Iran-Kriegs verschossen die irakischen Luftstreitkräfte rund 200 Exocet gegen iranische Kriegsschiffe und zivile Tanker. Am 17. Mai 1987 beschoss eine irakische Mirage die US-Fregatte USS Stark. Das Schiff wurde stark beschädigt, konnte von der Besatzung aber gerettet werden. So schaffte es die Stark mit eigener Kraft in den Stützpunkt bei Bahrain. 37 Besatzungsmitglieder starben bei dem Angriff. Die Reparatur kostete ungefähr 142 Millionen US-$.

In der Folge liefen zur sofortigen Unterstützung des NATO-Verbündeten USA mehrere französische Kriegsschiffe ebenfalls in den Persischen Golf ein, um durch eine bereits installierte neuentwickelte französische ECM-Technik weitere Exocet-Anflüge künftig neutralisieren zu können.

Verbreitung

Zwei Startgeräte auf dem deutschen Schnellboot S 78 Ozelot

Schnellboote und einige Fregatten der deutschen Marine sind ebenfalls mit Exocet-Flugkörpern bewaffnet. Die Exocet wird ansonsten von den Marinen Frankreichs, Griechenlands, Pakistans, Abu Dhabis, Argentiniens, Singapurs, Südafrikas, Brasiliens, Omans, Ägyptens, Kuwaits, Libyens, Katars, Thailands, Georgiens und Perus eingesetzt.

Die Royal Navy stellte 2002 ihr letztes mit Exocet-Raketen bestücktes Schiff außer Dienst und setzt seitdem aufgrund ihrer größeren Reichweite ausschließlich Seezielflugkörper vom Typ AGM-84 Harpoon ein.

Weblinks


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