MS Fritz Heckert

MS Fritz Heckert
MS Fritz Heckert
Jungfernfahrt der MS Fritz Heckert (1961)
Jungfernfahrt der MS Fritz Heckert (1961)
Hersteller: VEB Mathias-Thesen-Werft Wismar
Produktionszeitraum: 1959–1961
Indienststellung: 1961
Namen, Beflaggung: 1961–1990 Fritz Heckert (DDR)

1990–1991 Fritz Heckert (Deutschland)
1991–1999 Gulf Fantasy (Dubai)

Nachfolgeschiff des FDGB: MS Völkerfreundschaft
Technische Daten:
Verdrängung: 8120 BRT

3646 NRT
1923 tdw

Länge: 141,4 m
Breite: 17,6 m
Tiefe: 5,6 m
Motoren: 2 Dieselmotoren

2 Gasturbinen

Leistung: 10.000 PS (7546 KW)
Geschwindigkeit: 19 kn
Antrieb: 2 Schrauben
Passagiere: 379 in einer Klasse
Besatzung: 178

Die MS Fritz Heckert war ein Urlauberschiff des FDGB. Sie wurde von 1959 bis 1961 auf der Mathias-Thesen-Werft in Wismar gebaut. Ihr Heimathafen war Rostock. Ab 1972 wurde sie als Wohnschiff genutzt und schließlich 1999 verschrottet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Bau der Fritz Heckert wurde auf dem V. Parteitag der SED 1958 beschlossen.[1] Der Bau eines Fahrgastschiffes über den Plan wurde aus Beiträgen und Sonderbeiträgen der Gewerkschaftsmitglieder des FDGB, Geldern einer Vielzahl von Volkseigenen Betrieben (VEB) im Rahmen der Steckenpferd-Bewegung und Spenden aus der Bevölkerung finanziert. Der Preis betrug mehr als 30 Millionen Mark der DDR.

Am 28. November 1959 erfolgte die Kiellegung und am 25. Juni 1960 der Stapellauf. Das Schiff wurde auf den Namen des KPD-Gründungsmitglieds Fritz Heckert getauft, der zu Lebzeiten mit Walter Ulbricht befreundet war und in der DDR als Held verehrt wurde. Am 15. April wurde das Schiff als zweites Urlauberschiff des FDGB nach der MS Völkerfreundschaft in Dienst gestellt. Am 1. Mai 1961 lief die Fritz Heckert unter Kapitän Willi Leidig zur ihrer Jungfernfahrt aus. Bereedert wurde die MS Fritz Heckert durch den VEB Deutfracht/Seereederei Rostock[2].

Als FDGB-Urlauberschiff lief die MS Fritz Heckert 59 Häfen in 24 Ländern der Welt an. Dabei legte sie 494.345 Seemeilen zurück und beförderte mehr als 63.000 Fahrgäste. Den Passagieren des Schiffes standen 112 Zweibett-, 33 Dreibett- und 14 Vierbettkabinen, 2 Schwimmbäder sowie umfangreiche gastronomische und kulturelle Einrichtungen zur Verfügung. Nachdem Anfang 1962 von einem Landgang in Nordafrika 26 Passagiere und Besatzungsmitglieder nicht mehr zurückkehrten, durfte das Schiff nicht mehr in westlichen Häfen anlegen.

Die MS Fritz Heckert war das erste und wahrscheinlich das einzige Passagierschiff der Welt, das neben den Dieselmotoren über einen Gasturbinenantrieb mit Freikolbenmaschine[3] verfügte.[4] Die projektierte Geschwindigkeit von 19 Knoten wurde nur auf eineinhalb Fahrten mit der Gasturbine erreicht.[5] Die Maschinenanlage erwies sich als sehr störanfällig und viel zu laut. Ein Austausch der Anlage wäre zu teuer gewesen, da die gesamten Aufbauten hätten abgebaut und nach Einbau einer neuen Antriebsanlage wieder aufgebaut werden müssen. Außerdem erwies sich das Schiff als stark luvgierig, war ab Windstärke 7 schwer zu steuern und schaukelte auch bei geringem Seegang.[5] Nachdem die Fritz Heckert zunehmend reparaturbedürftig wurde, wies die Parteiführung im Jahr 1970 die Außerdienststellung des Schiffes an. Die Fritz Heckert wurde an den Liegeplätzen 2 und 3 im Seehafen Stralsund festgemacht und ab Mai 1972 ein schwimmendes Arbeiterwohnheim des VEB Volkswerft Stralsund. Am 15. April 1982 übernahm der VEB Deutfracht/Seereederei Rostock die MS Fritz Heckert, und nutzte sie ebenfalls als Wohnschiff mit gleichem Liegeplatz. Ab 1986 diente sie dem VEB Kombinat Kernkraftwerk Bruno Leuschner (Lubmin bei Greifswald) als Wohnschiff.

Die in Hamburg ansässige Stahlbaufirma Gulf-Offshore-Engineering wurde Anfang 1991 Schiffseigner. Die Fritz Heckert wurde zum Hotelschiff umgebaut und kam in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter dem Namen „Gulf Fantasy“ zum Einsatz. Dort wechselte sie mehrfach den Besitzer. Im März 1999 wurde das Schiff im indischen Mumbai (früher Bombay) verschrottet.[6]

Literatur

  • Andreas Stirn: Alle Mann von Bord. Das Kreuzfahrtschiff "Fritz Heckert" sollte DDR-Bürgern Luxus und Reisefreiheit bieten. Manche nutzten die Fahrt für die Flucht in den Westen, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 2. März 2008, Nr. 9, S. V 1
  • Andreas Stirn: Traumschiff des Ostens. In: Der Tagesspiegel, 6. Juli 2008, S. S7.

Einzelnachweise

  1. Thorsten Totzke: Fritz Heckert
  2. Bild vom Stapellauf
  3. Schema der Freikolben-Verbrennungskraftmaschine
  4. Mitteldeutscher Rundfunk: Rote Traumschiffe - Die Urlauberflotte der DDR; Sendung vom 25. Juni 2002
  5. a b Deutsches Schiffahrtsmuseum: Regional-Info Nr. 22/00 vom 25.09.2000
  6. Daten und Geschichte der MS Fritz Heckert

Weblinks


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