- Madenwurm
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Madenwurm Kopf eines Madenwurms (Enterobius vermicularis), künstlich gefärbt
Systematik Unterabteilung: Bilateria Stamm: Fadenwürmer (Nematoda) Klasse: Secernentea Familie: Pfriemenschwänze (Oxyurida) Gattung: Enterobius (Enterobius) Art: Madenwurm Wissenschaftlicher Name Enterobius vermicularis Linné Der Madenwurm, Springwurm, Pfriemenschwanz oder Aftermade (Enterobius vermicularis syn. Oxyuris vermicularis von griechisch ὀξύς – Spitze, οὐρά – Schwanz und lateinisch vermiculus – Würmchen) ist ein parasitischer Fadenwurm und der weltweit verbreitetste Eingeweidewurm.
Die Art Vermicularis befällt Menschen, seltener Affen (in Tiergärten). Ca. 500 Millionen Infektionen werden, unabhängig von Alter und sozialem Status des Infizierten, weltweit pro Jahr verzeichnet. Die ebenfalls zu findende Bezeichnung Kindermadenwurm ist insofern irreführend. Etwa 50 % aller Menschen werden mindestens einmal im Leben befallen. Der Wurmbefall selbst wird als Enterobiasis oder Oxyuriasis bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Würmer sind länglich und weiß. Die Weibchen werden bis zu 13 Millimeter lang, während die Männchen nur bis zu drei Millimeter messen. Die Dicke ist unter ein Millimeter. Das Weibchen ist aufgrund seiner Größe und seines spitzen Hinterendes vom Männchen unterscheidbar. Es kommen bis zu drei Larvenstadien vor.
Lebenszyklus
Ohne Zwischenwirtstadien wandert das vom Wirt durch den Mund oder inhalativ aufgenommene Ei durch den Magen in den Dünndarm. Aus dem Ei entwickeln sich schon nach sechs Stunden die ersten Larven. Diese wandern vom Dünndarm (wo sie sich bis zu dreimal häuten) zum bevorzugten Aufenthaltsort an der Darmwand rund um den Blinddarm. Nach etwa zwei bis drei Wochen sind die Tiere ausgewachsen und geschlechtsfähig und bilden mit ihrem Wirt eine Kommensale (Fressgemeinschaft). Nach der Paarung und Reifung der Eier (etwa zwei Wochen) legt das Weibchen nachts seine Eier an den Anusfalten ab (5.000–17.000) und durch Anus-Finger-Mund-Kontakt erfolgt nun die Infektion von Neuem. Die Eier des Madenwurms sind bis zu drei Wochen lebensfähig.
Symptome, klinisches Bild
Häufig verlaufen Madenwurminfektionen vom Wirt unbemerkt. Symptom einer Wurmerkrankung durch Madenwürmer ist unter anderem (vor allem nächtlicher) Juckreiz im Analbereich, der entsteht, wenn die weiblichen Madenwürmer um den After herum ihre Eier ablegen. Der Juckreiz wiederum kann zu Schlafstörungen und deren Folgeerscheinungen, wie Reizbarkeit, Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Blässe oder Augenringen führen. Er verleitet ferner zu intensivem Kratzen, was dann wiederum Hautabschürfungen zur Folge haben kann; diese können sich bakteriell infizieren. Ein massiver Wurmbefall kann zu Bauchschmerzen und Gewichtsabnahme, chronischem Durchfall, rektalen Blutungen oder Symptomen einer chronischen Blinddarmreizung führen.
Anders als viele andere Darmparasiten dringt der Madenwurm nicht in den Blutkreislauf oder in andere Organe als den Darm ein. In seltenen Fällen jedoch wird bei Mädchen der Genitaltrakt befallen, wodurch sich eine Vulvovaginitis entwickeln kann. In Extremfällen können erwachsene Würmer über die Vagina bis in das Retroperitoneum wandern und dort zu einer eosinophilen Entzündung mit einem begleitenden Aszites führen. Auch der Befall der Harnröhre und der Blase ist möglich.[1]
Diagnostik
- Verdacht bei typischen Symptomen oder Befall in der näheren Umgebung.
- Morgens vor dem Toilettengang klebt man einen Tesafilmstreifen auf die Region um den After, löst ihn wieder ab und klebt ihn auf einen Objektträger. Dann kann man die typisch ovalen, einseitig abgeflachten, 25 µm × 55 µm großen Eier mit dem 5er bis 10er Objektiv mikroskopieren. Typisch ist die Doppelkontur der Eier und bei stärkerer Vergrößerung sind meistens Bewegungen der Larven zu beobachten. Die Untersuchung sollte bei negativem Befund aber anhaltendem Verdacht mehrfach wiederholt werden.[1]
- Die Würmer sind im Stuhl erkennbar. Eine parasitologische Untersuchung von Stuhlproben ist aber zum Nachweis einer Oxyuriasis ungeeignet.
- Eventuell sind im Bett oder in der Nachtwäsche tote weibliche Würmer.
Behandlung
Die Wurmbehandlung erfolgt medikamentös durch Anthelminthika. Dies ist ab dem 4. Lebensmonat Pyrviniumembonat (s. Pyrvinium) (1x 5mg/kgKG, führt zur Stuhlverfärbung), ab dem 7. Lebensmonat Pyrantel (1x 10mg/kgKG, max 1g) und bei Kindern ab 2 Jahren auch Mebendazol 1×100mg. Bei erneutem oder persistierendem Befall sollte eines der Medikamente in oben angegebener Dosierung 3-mal an den Tagen 1, 14 und 28 gegeben werden, um Rezidiven bei Autoinfektion vorzubeugen. Bei anhaltendem Befall sollten die Familienangehörigen im selben Intervall mit 3 Dosen wie oben angegeben therapiert werden.[1] Bei Vulvovaginitis durch Oxyuren, die Ursache für einen hartnäckigen Befall sein kann, wird eine Therapie mit dem nur in der Schweiz zugelassenen Albendazol empfohlen, da nur dieses in ausreichender Menge enteral resorbiert werden kann. Die Einzeldosis für Kinder über 2 Jahren und über 10kg beträgt 400mg, Kinder im 2. Lebensjahr und unter 10kg erhalten die halbe Dosis. Für eine erfolgreiche Sanierung sollte die Therapie an den Tagen 1, 14 und 28 erfolgen.[1] Begleitend müssen sechs Wochen lang folgende Hygieneregeln eingehalten werden (alleinige Hygienemaßnahmen führen nicht zu einer erfolgreichen Behandlung):
- Morgens und abends muss benutzte gegen saubere Unterwäsche gewechselt werden.
- Täglich muss das Bett mit sauberer Bettwäsche bezogen werden.
- Die Unter- und Bettwäsche sollte möglichst bei 60 Grad Celsius, eventuell sogar bei 90 Grad Celsius gewaschen werden.
- Vor dem Essen müssen die Hände gewaschen werden.
- Die Berührung der Afterregion ist möglichst zu vermeiden; nach der Berührung sind die Hände gründlich zu waschen.
- Die Fingernägel sollten so kurz wie möglich geschnitten sein.
- Nach jedem Stuhlgang sind die Hände gründlich zu waschen und der Zwischenraum zwischen Fingernagel und Finger muss gründlich mit einer Handbürste gereinigt werden.
Literatur
- J. Dönges: Parasitologie. Mit besonderer Berücksichtigung humanpathogener Formen. Thieme, Stuttgart 1988.
- H. Mehlhorn und G. Piekarski: Grundriss der Parasitenkunde. Heidelberg, 6. Auflage 2002.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie DGPI: DGPI Handbuch – Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 5. vollständig überarbeitete Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 2009
Weblinks
Commons: Madenwürmer – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Informationen der AOK zu Madenwürmern
- Informationen des Gesundheitsamtes Kiel zur Oxyuriose (PDF-Datei, 85 kB)
- kindergesundheit-info.de – Infektionen mit Madenwürmern: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! Kategorien:- Fadenwürmer
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