- Magdeburger Halbkugeln
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Mit den Magdeburger Halbkugeln demonstrierte Otto von Guericke 1654 auf dem Reichstag in Regensburg und 1657 am Hof des Kurfürsten Friedrich Wilhelm die Wirkung des Luftdrucks, bewies damit die Existenz der Erdatmosphäre und widerlegte auf leicht nachvollziehbare Weise den sogenannten Horror vacui, wie das sieben Jahre zuvor auch schon Blaise Pascal mit seinem weniger anschaulichen Experiment Leere in der Leere getan hatte. Guericke wiederholte das Experiment 1656 in Magdeburg.
Inhaltsverzeichnis
Ablauf des Experiments
Guericke legte zwei Halbkugelschalen aus Kupfer mit etwa 50 cm Durchmesser so aneinander, dass sie eine Kugel bildeten. Zwischen den Kugelschalen diente ein mit Wachs und Terpentin getränkter Lederstreifen als Dichtung.[1] Anschließend entzog er dem so entstandenen Hohlraum mit der von ihm erfundenen Kolbenpumpe über ein Ventil die Luft. Der Luftdruck, der nun nur von außen auf die Kugel wirkte, drückte diese so stark zusammen, dass sich diese selbst mit 30 (in Regensburg, zwei Gespanne mit je 15) bzw. 16 (in Magdeburg, zwei Gespanne mit je acht) Pferden nicht mehr auseinander ziehen ließ. Die effektive Zugkraft rührte dabei nur von einem der zwei Gespanne, also von 15 bzw. acht Pferden; vermutlich nahm von Guericke den damit verbundenen Mehraufwand für eine eindrucksvollere Inszenierung seines Experiments in Kauf. Die Halbkugeln konnten erst wieder getrennt werden, nachdem durch ein Ventil Umgebungsluft zurück in die Kugel strömte.
Halbkugel-Sätze
Für seine Vorführungen ließ Otto von Guericke nach und nach mehrere Sätze Halbkugeln anfertigen:
- Derjenige Satz Halbkugeln und die Luftpumpe, die zur Vorführung vor dem Brandenburgischen Kurfürsten verwendet wurden, sind anlässlich der Gründung des Deutschen Museums in München diesem durch Kaiser Wilhelm II. geschenkt worden und sind dort noch heute ausgestellt.
- Ein weiterer Satz von Halbkugeln und eine Luftpumpe aus dem Besitz Otto von Guerickes gelangte über die Universität Helmstedt in den Besitz der heutigen Technischen Universität Braunschweig, wo er in der Bibliothek ausgestellt ist.[2]
Heutige Vorführungen
Die Otto-von-Guericke-Gesellschaft führt regelmäßig Halbkugel-Experimente öffentlich und in Museen vor.[3]
Denkmal
Am 15. Juni 2002 wurde in Magdeburg die Großplastik zum Magdeburger Halbkugelversuch eingeweiht. Auf dem Ratswaageplatz im Stadtzentrum enthüllten Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper und Otto von Guericke alias Wolfgang Emmrich die Großplastik zum Magdeburger Halbkugelversuch. Der Oberbürgermeister hatte zuvor aus den Händen von Dr. Peter Transfeld, Vorstandsvorsitzender der ÖHMI AG, die Schenkungsurkunde für das von dem ebenfalls anwesenden Bildhauer Prof. Thomas Virnich geschaffene Kunstwerk erhalten. ÖHMI war Initiator und Auftraggeber der fünf Meter hohen und acht Meter langen Bronzegussplastik, mit der aus Anlass des diesjährigen 400. Geburtstages von Otto von Guericke vor allem die wissenschaftlichen Leistungen des früheren Magdeburger Bürgermeisters und Gelehrten gewürdigt werden sollte. 200 Sponsoren und Spender haben dazu beigetragen, die Stadt Magdeburg als Ort des berühmten Halbkugelversuchs Guerickes noch bekannter zu machen.[4] Der Halbkugelversuch ist in Form diverser Souvenirs erhältlich.
Sonstiges
- Die Halbkugeln sind Motiv auf mindestens zwei deutschen Briefmarken.
- Anlässlich des 400. Geburtstages Otto von Guerickes im „Guericke-Jahr“ 2002 wurden – verteilt über das ganze Stadtgebiet Magdeburgs – stilisierte „Magdeburger Halbkugeln“ als Skulpturen aufgestellt, die mit verschiedenen Motiven, die sich auf das gesellschaftliche Leben beziehen, bemalt sind. Zum 1200. Stadtjubiläum im Jahr 2005 kamen weitere dieser Kunstwerke hinzu.
- Es gibt auch Pralinen in der Form der berühmten Halbkugeln.
- Auf dem Label der Jeans von Levi Strauss & Co. wird eine Abwandlung der Skizze Caspar Schotts verwendet, die zwei Pferde zeigt, die versuchen, eine Hose zu zerreißen.
Literatur
- H.Dittmar-Ilgen: Warum platzen Seifenblasen, Hirzel-Verlag; S. 16: Die Magdeburger Halbkugeln
- Walter Basan: Das Geheimnis der Magdeburger Halbkugeln, 1954
Weblinks
Commons: Magdeburger Halbkugeln – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Bericht über die Halbkugeln in Braunschweig
- Mechanica hydraulico-pneumatica. Pars I von Caspar Schott, 1657, enthält die erste Beschreibung der Halbkugeln
- Homepage zum Denkmal
- Internetseite des 2002 initiierten Kunstprojektes Magdeburger Halbkugeln
Einzelnachweise
- ↑ Der berühmte Versuch von Otto von Guericke in der Website [Http://leifiphysik.de|leifiphysik.de]
- ↑ Bericht über die Halbkugeln in Braunschweig
- ↑ Vorführungen der Magdeburger Halbkugeln durch die Otto-von-Guericke-Gesellschaft
- ↑ Homepage zum Denkmal
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