Magyarisierungspolitik

Magyarisierungspolitik
Volkszählungsergebnisse in Großungarn (1880)
Ethnische Karte Großungarns (1880)
Ungarischer Bevölkerungsanteil in Großungarn (1890)
Ungarischer Bevölkerungsanteil in den einzelnen Komitaten (1910)

Unter Magyarisierung (Aussprache /ˌmadjarɪˈziːrʊŋ/ von ung. magyar [ˈmɒɟɒr]) im engeren Sinne (im Gegensatz zur Magyarisierung als natürliche Assimilation) wird in der Geschichtsforschung das staatlich geförderte gezielte und später auch ganz offene Bestreben verstanden, die nichtmagyarische Bevölkerung des Königreichs Ungarn gewaltsam zu einem Teil der magyarischen Nation zu machen.

Die Magyarisierung äußerte sich zahlenmäßig darin, dass der Anteil der magyarischen Bevölkerung im Königreich Ungarn (nach offizieller Darstellung) von etwa 29 % im Jahre 1780 auf 54 % im Jahre 1910 anstieg. Die aus der Magyarisierung resultierende Unzufriedenheit der nichtmagyarischen Bevölkerung des Königreichs Ungarn war 1918 eine der Hauptursachen für den Zerfall des Königreichs Ungarn.

Inhaltsverzeichnis

Terminologie

In der ungarischen Sprache sind die Wörter „ungarisch“ und „magyarisch“ identisch (nämlich magyar). Obwohl im Deutschen theoretisch der Begriff „ungarisch“ in Bezug auf das Königreich Ungarn und der Begriff „magyarisch“ in Bezug auf die Ethnie (ethnische Ungarn) verwendet werden sollte, ist dies in Wirklichkeit, ähnlich wie in anderen Ländern Westeuropas, fast nie der Fall. In diesem Artikel wird daher stets der Begriff magyarisch verwendet.

Kurze Geschichte

Die Umwandlung der Völker des Königreichs Ungarn in Magyaren zeichnete sich zum Teil (vor allem bei den deutschsprachigen Bevölkerung) durch eine natürliche Assimilation aus (Magyarisierung im weiteren Sinne), dennoch kam zum einen die Umwandlung in die magyarische Nation und zum anderen das Bekenntnis zur magyarischen Nation oft durch Zwang und erzwungene Zielstrebigkeit zustande (Magyarisierung im engeren Sinne).

Zeitlich einzuordnen ist sie in die Epoche der Umgestaltung des ungarischen Feudalstaates zu einem modernen Nationalstaat zwischen 1790 und dem Ende Österreich-Ungarns 1918. Sie war ein Ergebnis der Reformversuche Josephs II. (1780–1790), der im damals rückständigen Königreich Ungarn moderne Reformen durchsetzen wollte (von denen er fast alle 1790 zurücknehmen musste). Die Reformen des Josephinismus umfassten auch zum einen die Einführung des Deutschen als einheitlicher Amtssprache in der gesamten habsburger Monarchie (einschließlich des Königreichs Ungarn) und zum anderen die Förderung der Sprachen sämtlicher Völker im Königreich, um den Zugang der Bevölkerung zur Bildung zu fördern. Beide Bestrebungen waren Anlass zu ersten Magyarisierungsbestrebungen (zunächst insbesondere vom ungarischen Adel getragen).

Die Magyarisierung im engeren Sinn begann etwa 1790 und wurde dann sukzessive intensiviert. Die ersten Magyarisierungsgesetze wurden 1791 (Artikel 16) und 1792 (Artikel 7) erlassen. Nach der für die Magyaren verlorenen Revolution von 1848/1849 musste sie erzwungenermaßen unterbrochen werden und erreichte dann nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich in der Zeit der k.u.k. Monarchie (1867–1918) ihren vorläufigen Höhepunkt. Im 19. Jahrhundert wurde ganz offen diskutiert, wie man die Magyarisierung am besten erreichen könnte, es wurden z. B. Magyarisierungsgegner verhaftet und zahlreiche Schulen der nichtmagyarischen Bevölkerung geschlossen und durch magyarische Schulen ersetzt. In Österreich stützte die Magyarisierung einen Deutschnationalismus, wie er etwa von Adam Müller-Guttenbrunn ausging. 1907 wurde die Lex Apponyi des damaligen Kultusministers Graf Albert Apponyi eingeführt, mit der die staatliche Kontrolle und der Unterricht in magyarischer Sprache auf die Gemeinde- und Konfessionsschulen ausgedehnt wurde.

Zumindest im Falle der Kumanen oder Jazygen zeigten die Magyarisierungsmaßnahmen ab 1876 Erfolg.

In Ungarn leben (laut der Volkszählung von 2001) 268.935 griechisch-katholische Christen. Die meisten davon (ausgenommen ein paar Tausende Rumänen und Ukrainer) geben ihre Ethnische Herkunft als "ungarisch" an. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um magyarisierte Ukrainer, teilweise auch Rumänen, die im 19. und 20. Jahrhundert sprachlich assimiliert wurden. Das ungarische griechisch-katholische Bistum wurde 1912 in Hajdúdorog gegründet und verfolgte das Ziel, die ukrainische und rumänische Sprachen in den Gottesdiensten durch die ungarische zu ersetzen. Der Sitz der ungarischen griechisch-katholischen Kirche liegt heute in Nyíregyháza.

Maßnahmen

Siehe auch

Weblinks


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