Marcel Hepp

Marcel Hepp

Marcel Hepp, vollständiger Name Karl Marcel Hepp, (* 2. Juli 1936 in Langenenslingen, Landkreis Sigmaringen; † 9. Oktober 1970 in Heidelberg) war ein national-konservativer deutscher Politiker und Publizist. Als führender Funktionär der CSU, war er zuletzt gleichzeitig Persönlicher Referent von Franz Josef Strauß und geschäftsführender Herausgeber sowie Chefredakteur des Bayernkurier.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Verfolgten des NS-Regimes, bei dessen Verhaftung er als Schüler von der Gestapo verhört wurde, und einer undoktrinären katholischen Frauenschaftsleiterin [1], der als Gymnasiast zeitweise mit seinem gleichaltrigen Cousin Karl Lehmann im Sigmaringer Konvikt untergebracht war, studierte nach dem Abitur, das er am Gymnasium Riedlingen/Württ. ablegte, von 1956 bis 1960 Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Tübingen. 1960 bestand er das erste, 1965 das zweite juristische Staatsexamen.

Mit seinem Bruder, dem späteren Soziologieprofessor Robert Hepp (* 1938), gründete er 1958 an der Universität Tübingen eine katholisch-konservative Studentengruppe namens Katholischen Front, [2], die 1959 auf Druck des Bischofs von Rottenburg in Konservative Front umbenannt wurde. Diese Gruppe erregte damals ein gewisses Aufsehen, weil sie sich lange vor der linken Studentenbewegung der späten Sechzigerjahre gewisser unkonventioneller Aktionsformen (Verteilung von Flugblättern,Go-Ins,Teach-Ins, öffentliche Professorenschelte etc.)bediente. An der Universität Erlangen, wo er als Referendar mit seinen Freunden im Handstreich den RCDS übernahm und mit einem politisches Stegreiftheater experimentierte [3], wurde ihm wegen einer Satire auf die Entwicklungspolitik (unter dem Pseudonym A.K. Demisch), die als politisch unkorrekt eingestuft wurde, ein Hausverbot erteilt.[4]

Anfang 1965 wurde Marcel Hepp hauptamtlicher CSU-Funktionär und im Herbst 1965, auf Vermittlung von Armin Mohler, persönlicher Referent von Franz Josef Strauß. Er bildete eine eigenes „Büro des Landesvorsitzenden“, um im Auftrag von Strauß dessen Bonner und Münchener Verpflichtungen zu koordinieren. Zum 1. Mai 1967 wurde Hepp „Geschäftsführender Herausgeber“ des Bayernkuriers. Er stand in engem Kontakt zum intellektuellen Kopf der konservativ-revolutionären Neuen Rechten in Deutschland, zu Armin Mohler und zum Staatsrechtler Carl Schmitt [5]. In parteipolitischer Hinsicht strebte Hepp, der selber keiner Pertei angehörte, die Trennung der CSU von der CDU und ihre überregionale Etablierung als eine selbständige national-konservative Volkspartei an, für die er die Meinungsführer der heimatlosen Rechten mit einem von ihm herausgegeben Pressedienst zu interessieren versuchte. Als Kolumnist des Bayernkuriers war er einer der schärfsten Gegner der Brandt-Wehnerschen Ost- und Deutschlandpolitik. Als "deutscher Gaullist", für den die Wiedervereinigung Deutschlands absoluten Vorrang vor internationalen Bündnispflichten hatte, stand er der einseitigen Bindung der Bundesrepublik an die USA äußerst kritisch gegenüber. Sein letztes Gefecht galt dem Atomsperrvertrag, der damals nicht nur von F.J. Strauß, sondern auch vom alten Konrad Adenauer [6] vehement bekämpft wurde.

Marcel Hepp starb bereits im Christusalter in einer Heidelberger Krebsklinik. Die Authentizität nachgelassener kritischer Notizen über F.J. Strauß, die sich im Besitz des SPIEGEL-Archivs befinden, ist umstritten.

Schriften

  • Marcel Hepp: Der Atomsperrvertrag. Die Supermächte verteilen die Welt. Seewald, Stuttgart-Degerloch 1968.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Werner Steim, Langenenslingen, Bad Buchau 2008, S. 142-144
  2. Carl Schmitt, Carl Schmitt – Briefwechsel mit einem seiner Schüler, Armin Mohler (Hrsg.), Akademie Verlag, Berlin 1995, S. 269
  3. Piet Tommissen, Hrsg., Schmittiana, Bd. IV, Berlin 1994, S.113 f.
  4. Nachruf in: DER SPIEGEL vom 10. Oktober 1970, S. 260
  5. Armin Mohler, Erinnerung an einen Freund, in: Ders. Von rechts gesehen, Stuttgart 1974, S. 324 - 327; Weißmann, Karlheinz, Armin Mohler. Eine politische Biographie, Schnellroda 2011, S. 164 f., 227 f. 265 f., 268
  6. Der Tod und der Kanzler, in: FAZ vom 17. September 2009

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