Marcus Tatius

Marcus Tatius

Marcus Tatius, auch (Marcus) Tatius Alpinus, vermutlich Marcus Tach (?) (* um 1509 in Zernez; † 1562 in Freising), war ein Schweizer Humanist, Übersetzer und Poet. 1541 wurde er zum Poeta laureatus gekrönt.

Leben

Ursprünglich aus dem Engadin, Kanton Graubünden, ist Marcus Tatius Ende der 1520er-Jahre Schüler in St. Peter in München. 1532 wird er Erzieher in Augsburg im Haus von Raymund Fugger, ab 1535 bei Hieronymus Fugger. 1539/40 wird er Professor für Poesie in Ingolstadt. Nach der Promotion zum Doktor beider Rechte 1548/50 kommt er als Assessor an das Reichskammergericht in Speyer. 1559 wurde er Kanzler des Bistums Freising (heute Erzbistum München und Freising).

Werke

Marcus Tatius verfasste lateinische Gelegenheitsdichtungen und übersetzte lateinische Werke der Spätantike und der Renaissance ins Deutsche.

  • Progymnasmata. Heinrich Steyner, Augsburg 1533.
  • Warhafftige Hiſtori vnd beſchreybung / von dem Troianiſchen krieg vnd zerſtörung der Stat Troie / Durch die hochgeachten Geſchichtſchreiber / Dictyn Cretenſem / vñ Darem Phrygium / Erſtlich in Griechiſcher ſprach beſchribē / darnach Latein / vñ yetzund newlich durch Marcum Tatium &c. Auß dē Latein ins Teütſch verwandelt / vormals nie geſehen / mit durchauß ſchoenen figuren gezieret. Heinrich Steyner, Augsburg 1536.
  • Polydorvs Vergilivs Vrbinas: Von den erfyndern der dyngen. [=De inventoribus rerum] Wie vnd durch woelche / alle ding / Nämlichen / alle Künſten / Handtwer(ck) / Auch all andere Haendel / Geyſtliche vnd Weltliche ſachen / Als Policeyen / Religiones / Orden / Ceremonien / vnnd anders &c. betreffende / von dem mayſten / biß auff das mynnſte / nichts außgelaſſen / Von anfang der Welt her / biß auff diſe vnſere zeit / geuebt vñ gepraucht / Durch Polydorum Vergilium / von Vrbin / in Acht buecheren / aygentlich im Latein beſchriben / vnd jetund newlich durch Marcum Tatium Alpinū / grüntlich / vñ aufs fleiſſigſt jñs Teütſch tranſferiert vñ gepracht / mit ſchoenen figuren durchauß gezyeret / jedem Menſchen nutzlich vnd kurtzweylig zů leſen. Heinrich Steyner, Augsburg 1537.
  • Ad Ferdinandvm Caesarem Semper Avgvstvm, Carmen. Rihel, Strassburg 1540.
  • Nobilissimi Ornatissimiqve Ivvenis Ac Domini D. Osualdi ab Ecche [vermutl. Oswald von Eck, Sohn von Leonhard von Eck] in Volphs Ecche, et Rhand Ecche. &c. Et Annae à Binzenaue […] Virginis Epithalamion / M. Tatio Alpino Poeta Imperatorio authore. Ottmar, Augsburg 1544.

Literatur

  • Lothar Mundt: Szenen aus dem Münchner Humanistenleben. Zwei Gedichte des Marcus Tatius Alpinus. In: Der Buchstab tödt – der Geist macht lebendig. Festschrift zum 60. Geburtstag von Hans-Gert Roloff. Hrsg. von James Hardin u. Jörg Jungmayr, Bd. 2. Bern, Berlin, Frankfurt a. M. 1992, S. 1085–1116.
  • Gerhard Sieveking: Die drei Engadiner Humanisten Gian Travers, Marcus Tatius Alpinus und Simon Lemnius. In: Bündnerisches Monatsblatt 1946, S. 193–237.
  • Georg Westermayer: Tatius, Marcus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 415.
  • Petra Fochler: Fiktion als Historie. Der Trojanische Krieg in der deutschen Literatur des 16. Jahrhunderts. Diss. Würzburg 1989. Wiesbaden 1990 (=Wissensliteratur im Mittelalter. Schriften des SFB 226 Würzburg/Eichstätt, 4), S. 16–31.

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