Markgrafensteine

Markgrafensteine
Die Markgrafensteine in einer Darstellung von 1821
Lithografie des Großen Markgrafensteins von Julius Schoppe wie er noch Pfingsten 1827 zu sehen war (Baumeister und Steinmetz Christian Gottlieb Cantian rechts unten mit Zylinder)
Großer Markgrafenstein, heute (2009)
Kleiner Markgrafenstein, heute (2009)
Informationstafel
Johann Erdmann Hummel: Granitschale im Berliner Lustgarten, 1831
Steiner Tisch am ehemaligen Aussichtspunkt

Die Markgrafensteine sind die größten bisher in Brandenburg gefundenen Findlinge. Die beiden Findlinge tragen die Namen Großer und Kleiner Markgrafenstein. Sie befinden sich in den Rauenschen Bergen südlich von Fürstenwalde/Spree in der Nähe des Ortes Rauen und sie sind ein beliebter Anziehungspunkt für Ausflügler und weit über die Region bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Beide Findlinge, auch Geschiebe genannt, kamen während der Gletschervorstöße des Eiszeitalters mit dem Inlandeis aus Skandinavien. Diese aus Granit bestehenden Findlinge hatte die Saale- oder Weichseleiszeit aus Schweden bis auf den Sandberg in den Rauenschen Bergen transportiert, wo sich eine Reihe weiterer großer Steine befindet. Sie zählen zu den größten ihrer Art in Deutschland.

Der Große Markgrafenstein war das größte Geschiebe Brandenburgs und er wurde auf ein Gewicht von 700 bis 750 Tonnen geschätzt.[1] Dieser Findling hatte vor der Absprengung von Teilen des Gesteins die folgenden Maße: Volumen rund 250 m³, Länge 7,8 Meter, Breite 7,5 Meter, Höhe 7,5 Meter.

Der Kleine Markgrafenstein, der nach der Zerkleinerung des Großen Markgrafensteins nunmehr der größte Findling in Brandenburg ist, hat folgende Maße: Volumen rund 100 m³, Länge 5,8 Meter, Breite 5,6 Meter, Höhe 5,7 Meter und geschätztes Gewicht von etwa 280 Tonnen.

Beide Steine bestehen aus etwa 1,2 Milliarden Jahre alten rotem Karlshamn-Granit, benannt nach der südschwedischen Stadt Karlshamn.[2]

Goethe und Fontane

Goethe, der sich an der damaligen Auseinandersetzung über die Entstehung der Gesteine zwischen den Neptunisten und Plutonisten beteiligte, befasste sich 1828 mit den „erratischen Blöcken“ aus Granit an mehreren Orten. Goethe, der ein Anhänger der Neptunisten war, lehnte die These für die Markgrafensteine ab, dass sie von weit hergekommen seien.[3] Goethe gab zu bedenken, dass die Markgrafensteine „alleine wegen ihrer Lage auf dem Rauischen Berg und wegen ihrer Größe nicht von Weitem gekommen sein konnten“.[4]
Theodor Fontane suchte in den 1880er Jahren die Markgrafensteine auf, die mittlerweile erheblich verkleinert waren. Er zeigte sich enttäuscht, da er große geformte Findlinge als eines der sieben märkischen Weltwunder in Obeliskenform erwartete und bewertete die Steine anschließend als tote zusammengekauerte Elefanten.[5]

Granitschale im Lustgarten

Aus einem Teil des Großen Markgrafensteins wurde die vor dem Alten Museum im Lustgarten in Berlin-Mitte stehende Granitschale gefertigt. Der große Markgrafenstein hatte einen Umfang von 29,5 Metern (jetzt nur noch 17 Meter). 1827/1828 wurden mehrere Scheiben des Steins mit Eisenkeilen und Steinspaltwerkzeugen abgespalten, wobei die äußerste Scheibe als Grundlage für den Steinernen Tisch und vier steinerne Bänke diente, die sich auf einem nahegelegenen Aussichtspunkt befinden. Aus dem Mittelstück wurde vor Ort grob eine 70 bis 80 Tonnen schwere Schale gefertigt. Zum Transport an die Spree wurde eine Trasse angelegt, die heute noch deutlich erkennbar ist. Die Schale wurde mit Hilfe von Holzrollen zur Spree transportiert und mit einem Lastkahn bis nach Berlin gebracht. Der Restblock blieb als Überbleibsel des Großen Markgrafensteins erhalten. Als ausgewiesene Naturdenkmale stehen die Steine unter Schutz.

Sagen über die Steine

Über die Markgrafensteine gibt es einige Sagen: So hörte man dort oft ein klägliches Winseln, das von einer Prinzessin herrühren sollte, welche der Teufel dort gefangen hielte. Der Teufel hätte in den Steinen sein Schloss gehabt. Einer anderen Sage zufolge ist der Falsche Woldemar bei den Steinen begraben, weswegen sie den Namen Markgrafenstein erhalten haben soll.[6] Zudem gibt es Spekulationen, ob sich bei den Markgrafensteinen der Heilige Hain der Semnonen befunden hat.

Literatur

  • Johann Wolfgang von Goethe: Gesamtausgabe der Werke und Schriften. Der Markgrafenstein auf dem Rauhischen Berge bei Fürstenwalde, von Julius Schope an Ort und Stelle gezeichnet und von Friedrich Julius Tempeltey lithografiert. s. 507 ff. Google-Fragment online

Weblinks

 Commons: Markgrafensteine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sybille Einholz: Die Große Granitschale im Lustgarten. Zur Bedeutung eines Berliner Solitärs. S. 44. Hrsg. v. Geschichtsverein Berlin: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins Geschichte für Berlin 1997.
  2. Schuddebeurs & Zwenger (1992) haben das Gestein als Karlshamm-Granit identifiziert. Dieser kommt aus dem mittleren Südschweden und ist etwa 1240 Millionen Jahre alt. Ihre Bestimmung ist mittlerweilen mehrfach bestätigt worden.“ Zit. n. Ferdinand Damaschun, Uwe Jekosch, J. H. Schroeder: Die große Granitschale im Lustgarten. Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 6., hrsg. v. J. H. Schroeder, Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e. V., Berlin 2006. ISBN 3-928651-12-9.
  3. Goethe: Gesamtausgabe, S. 504
  4. Es ist nicht von geringer Bedeutung, dass uns dieser Granitfels [der Große Markgrafenstein] in seiner ganzen kolossialen Lage vor Augen erhalten bleibt, ehe man ihn, wie es jetzt geschieht zu obgedachten Arbeiten [Herstellung der Granitschale] benutzte.“ Goethe: Gesamtausgabe, S. 507
  5. Theodor Fontane: Wanderung durch die Markbrandenburg. Online verfügbar
  6. Gisela Griepentrog: Spreesagen, Berlin 2007, S. 278-280.
52.31961111111114.035166666667

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