- Masdar
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مصدر
MaṣdarBasisdaten Staat Vereinigte Arabische Emirate Emirat Abu Dhabi Fläche 6 km² Gründung Februar 2008 ISO 3166-2 AE-AZ 24.42916666666754.618333333333Koordinaten: 24° 25′ 45″ N, 54° 37′ 6″ OMasdar (arabisch مصدر, DMG Maṣdar ‚Quelle“ oder „Ursprung‘) ist ein Stadtbauprojekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Kern dieses Projektes ist Masdar City, eine geplante Ökostadt im Emirat Abu Dhabi, mit deren Bau im Februar 2008 begonnen wurde. Zukünftig wird dort der Hauptsitz der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) sein.
Inhaltsverzeichnis
Idee der Ökostadt
Das als „CO2-neutrale Wissenschaftsstadt“ angekündigte Vorhaben soll vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden. So wird zum Beispiel die Wasserversorgung mit solarbetriebenen Entsalzungsanlagen geplant. Insgesamt soll es nur noch einen Energieaufwand von 25 Prozent pro Kopf verglichen mit dem heutigen Verbrauch geben. Zudem wird die ganze Stadt nach einer strengen Nachhaltigkeitsleitlinie ausgerichtet, so dass sie CO2-emissionslos und durch konsequentes Recycling nahezu abfallfrei sein wird. Frischluftkorridore und Parkanlagen sollen die Bauflächen durchziehen und die Temperatur im Vergleich zur Stadt Abu Dhabi drastisch senken.
Masdar wird etwa 30 Kilometer östlich der Hauptstadt Abu Dhabi errichtet, westlich an den Abu Dhabi International Airport angrenzend. Das ehrgeizige Projekt auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern wird auf 47.500 Einwohner und rund 1500 Firmen und Institute aus dem Ökologiesektor ausgelegt und kein Punkt im Stadtgebiet wird mehr als 200 Meter von einer Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel entfernt sein. Die Initiative wird von der Abu Dhabi Future Energy Company (ADFEC) und Scheich Muhammad ibn Zayid Al Nahyan angeführt. Initiiert im Jahre 2006, wurde das Projekt für einen Erstbezug ab 2016 geplant.[1]. Im Frühjahr 2010 wurde jedoch in diversen Medien über zeitliche Verzögerungen und finanzielle Probleme berichtet. Die Bauarbeiten haben an Tempo und Zielstrebigkeit verloren, als neuer Fertigstellungstermin des Gesamtprojekts wird nun das Jahr 2025 genannt.[2]
Forschungs- und Entwicklungsort
Die Planstadt wird auch Standort einer neuen Universität sein, dem Masdar Institute of Science and Technology. Es soll die erste Hochschule der Welt sein, die sich ausschließlich dem Komplex der ökologischen Nachhaltigkeit auf Basis der erneuerbaren Energien widmet. Seit 2009 werden bereits erste Einrichtungen der Hochschule bezogen, ein Drittel der Studenten wird im Masdar-Gebiet wohnen und in die Stadtplanung und Bauausführung im Rahmen ihrer Studienprogramme praktisch eingebunden sein. Man rechnet auch damit, dass die in und um Masdar niedergelassenen Firmen und deren Institute im Verlauf der Bauprojekte neuartige Erfahrungen sammeln, besondere technologische Verfahren anwenden müssen oder so neues ökologisch nutzbares Wissen generieren, das sie auf dem wachsenden Weltmarkt für nachhaltige Systeme vermarkten können.
Es ist der erklärte Wille der Masdar-Initiatoren, mit dieser Musterurbanisierung zu demonstrieren, dass dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten sehr hohen Energieverbrauch entgegengewirkt werden kann. Masdar City soll durch ein eigenes Solarkraftwerk und einen Kranz von Windkrafträdern weitgehend eigenständig sein.
Die Planung Masdars wird von Foster + Partners aus dem Vereinigten Königreich geleistet. An der Konzeption und dem Bau sind schon heute viele Firmen und Institute aus aller Welt beteiligt, wie beispielsweise das Massachusetts Institute of Technology, General Electric, Siemens (Forschungszentrum Naher Osten mit ca. 2000 Arbeitsplätzen), BP, Shell, Mitsubishi, Rolls-Royce, Total S.A., Mitsui, Fiat, BASF, RWTH Aachen, Bosch Solar Energy (vormals ersol Solar Energy) und Conergy. Die Kosten des Projekts werden mit 22 Milliarden Dollar beziffert.[1]
Die Idee der Ökostadt ist den traditionellen arabischen Siedlungen abgeschaut: Wo wenig Sonne eindringen kann, bleibt das Klima erträglich. Die eng gestellte, schattenspendende Bauweise kann vermeiden, was allen modernen Hochbauten in warmen Zonen zum Verhängnis wird: Sie müssen mit riesigem Energieaufwand heruntergekühlt werden. Außerdem glauben die Initiatoren, dass die niedrige Gassenbauweise trotz aller moderner Technik dem menschlichen Bedürfnis nach einem öffentlichen Raum mit persönlicher Kommunikation am besten entspricht. Die neuartige Architektur vieler Bereiche der Stadt, die zum Teil vom Stararchitekten Norman Foster entworfen wurde, zeichnet sich durch eine teilweise organisch geformte Ästhetik aus. Darüber hinaus soll die bewährte lokale Idee der Kühlung durch Windtürme in modernisierter Form aufleben: Einige große Gebäude werden um riesige „Modern Wind Towers“ herum gruppiert, kombiniert mit allen möglichen ökologischen Energiegewinnungstechniken.
Es geht im Großprojekt Masdar nicht zuletzt auch um die großangelegte Herstellung einer Laborsituation zur Klärung der Frage, ob der Mensch grundsätzlich in der Lage ist, sich auf die ökologischen Erfordernisse einzustellen, oder ob er sich der nachhaltigen Lebensweise verweigert. Da alle umweltbelastenden Faktoren aus Masdar verbannt werden sollen, wird es keine mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeuge im Inneren der Siedlung geben – diese müssen vor den Mauern Masdars zurückgelassen werden und die Reise mit auf Nachhaltigkeit ausgelegten öffentlichen Verkehrsmitteln fortgesetzt werden.
Verkehr
Der reibungslose Verkehr in der Musterstadt ist mit verschiedenen, aufeinander abgestimmten öffentlichen Verkehrsmitteln geplant, die jeweils einer Ebene zugeordnet sind. Im Untergrund von Masdar und zwei weiteren Stadtteilen von Abu Dhabi werden lokal sogenannte Personal-Rapid-Transit-Netze (PRT-Netze) der niederländischen Firma 2getthere installiert. Hier handelt es sich um einen elektrisch motorisierten Individualverkehr, bei dem der Nutzer in einer automatisierten Kabine ohne zu warten an sein selbst bestimmtes Ziel gelangt. [3] Seit August 2011 wird mit 10 Kabinen das System unter Masdar City erprobt, auch der Einsatz zum gesonderten Frachttransport ist im Programm. Die Kabinen werden an mit Trenntüren gesicherten Haltestellen bestiegen bzw. beladen und bewegen sich über bodengleiche Leitschwellen mit bis zu 40 km/h im Verkehrsdeck.
Masdar wird damit weltweit die erste Stadt sein, die ein PRT-Netz für eine autofreie Stadt einsetzt. Auf den (erdgeschossigen) Straßen, dem „Podium Level”, sind keine Pkw erlaubt. Sie sind nur für Fußgänger und Fahrradfahrer vorgesehen. In einer höheren Ebene ist eine Hochbahn (Light Rail Transit, LRT) geplant, die Masdar mit anderen Stadtteilen und dem Flughafen verbindet. Des Weiteren ist unter der Ebene des PRT noch eine Regionalbahn geplant.[4]
Baufortschritt, Ökonomische Rahmenbedingungen
Nach ersten Plänen sollte Masdar City 2016 fertiggestellt sein; seit Januar 2010 ist jedoch bekannt, dass sich die Gesamtfertigstellung mindestens bis 2025 verzögern wird, nur das Teilprojekt Masdar-Kernstadt soll 2016 arbeitsfähig sein. Der offiziell genannte Grund ist die Berücksichtigung weiterer neuer Technologien. Seit Mai 2009 laufen die Arbeiten am Fundament des Hauptquartiers der Ökostadt, das Masdar Institute der Technischen Hochschule eröffnete zum Semester 2010/2011 mit 170 handverlesenen postgraduierten Studenten. Ansonsten gibt es aufgrund der Finanzkrise kaum Baufortschritte, so sind z.B. die Aufträge für den Bau von Wohnungen und Büroräumen noch nicht vergeben. Aus dem Projektumfeld ist zu hören, dass sich der wichtige städtebauliche Teil des Projekts in der Schwebe befände.
Kritik
Kritiker bemängeln eine Milchmädchenrechnung bei dem Konzept einer CO2-neutralen Ökostadt am Beispiel von Masdar City. Da die Stadt über den Clean Development Mechanism finanziert werden soll[5], bedeutet dies, dass die eingesparten Treibhausgas-Emissionen Masdars als so genannte Certified Emissions Reductions zertifiziert und verkauft werden. Der Käufer darf dann die Emissionen seinerseits emittieren. Zur Berechnung der Reduktion wird eine Stadt angenommen, wie sie in dieser Region „normalerweise“ gebaut würde. Die Differenz zwischen den geschätzten Emissionen dieser hypothetischen Stadt und den tatsächlichen Emissionen Masdars wird als Reduktionsleistung zertifiziert. Da die Vereinigten Arabischen Emirate das Land mit den weltweit zweithöchsten Pro-Kopf-Emissionen sind (28,2 Tonnen CO2 pro Person im Jahr 2007), wird Masdar unter dem Strich auch besonders viele Treibhausgas-Emissionen pro Einwohner verursachen.
Belege
- ↑ a b Spiegel Online: Grüne Öko-Stadt in der Wüste, 9. Februar 2008
- ↑ Daily Green: Öko-Stadt Masdar City vorerst gestoppt, 12. März 2010
- ↑ Fast Track to Abu Dhabi's future. National(ae)30. August 2008.
- ↑ Dr. John Mogge: The Technology of Personal Rapid Transit. MASDAR Program Team, Januar 2009.
- ↑ Abu Dhabi's Masdar Initiative Breaks Ground on Carbon-Neutral City of the Future. Thomson Reuters, 9. Februar 2008, Abgerufen am 7. Juli 2009.
Weblinks
- Masdar City offizielle Webseite
- Masdar Institute of Science and Technology. Abgerufen am 13. April 2010 (englisch).
- Architekten Foster + Partners: Masdar Development. Abgerufen am 13. April 2010 (englisch).
- diverse Artikel bei Die Zeit
- Masdar City Fotoserie auf flickr
- architecture in Abu Dhabi Fotoserie auf flickr
- Abu Dhabi To Build Carbon Free City Sky News Video
- NZZ: «Masdar-City» wird die Öko-Stadt in der Wüste vom 10. Februar 2008
- netzeitung.de: Ökostadt soll Emirate sauberer machen vom 21. April 2008
- businessweek.com article (englisch)
- RTL2 News: Öko-Stadt in der Wüste vom November 2008
- Richtfest bei Masdar PV in Ichtershausen bei Erfurt
- www.cms-gomex.com Videomaterial zur strategischen Partnerschaft zwischen Masdar und BASF (Voraussetzung: Silverlight)
- Abu Dhabi versus Dubai - Die neue Macht am Golf. Abgerufen am 13. April 2010.
Kategorien:- Abu Dhabi
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