Matthäustag

Matthäustag
Darstellung des Evangelisten Matthäus im Book of Lindisfarne (London, British Library, Ms. Cotton Nero D. IV.), insulare Buchmalerei, etwa 715-721

Matthäus (hebr. מתתיהו, Matitjahu = „Geschenk JHWHs“) war einer der Jünger Jesu. Er gilt in der christlichen Tradition als Verfasser des Matthäusevangeliums, was jedoch von historisch-kritischen Autoren oft aufgrund der Zweiquellentheorie verneint wird.

Aufgrund der traditionellen Gleichsetzung des Evangelisten mit dem Apostel sind die beiden sowohl in der Kunst als auch in den christlichen Mythen eine Person.

Inhaltsverzeichnis

Bibel

Der Jünger Matthäus ist der Sohn des Alphäus. Er war von Beruf Zöllner (in Kafarnaum) und wurde von Jesus in den Kreis der zwölf Apostel berufen (Mt 9,9 EU und 10,3 EU). In dem Markus- und dem Lukasevangelium findet er jedoch keine Erwähnung (vgl. Mk 2,13–17 EU; Lk 5,27–32 EU). Mit dem Apostel Matthäus und dem Apostel Levi ist ein und dieselbe Person gemeint.

In der Apostelgeschichte wird er lediglich einmal erwähnt (Apg 1,13 EU), jedoch wird über sein weiteres Wirken nichts berichtet. Auch die neutestamentlichen Briefe geben darüber keinen Aufschluss.

Weitere Überlieferungen

Nach alter kirchlicher Überlieferung soll Matthäus als erster sein Evangelium in hebräischer Sprache verfasst haben. In seinem Katalog der Kirchenschriftsteller sagt Hieronymus (347–419 n. Chr.) dazu:

„Matthäus, der auch Levi ist und der von einem Zöllner zu einem Apostel wurde, und zwar als erster aller Evangelisten, verfasste ein Evangelium von Christus in Judäa in der hebräischen Sprache und in hebräischen Schriftzeichen zum Nutzen derjenigen aus der Beschneidung, die geglaubt hatten“ ... „Der Text dieses Evangeliums befindet sich bis in diesen Tagen in der Bibliothek, die Pamphilius in Cäsarea zusammengetragen hatte.“

Heute sind aber keine Texte von einem solchen hebräischen Evangelium mehr erhalten. Die früheste Zuschreibung dieses Evangeliums an einen „Matthäus“ erfolgte durch Papias von Hierapolis (etwa 130/140 n. Chr.).

Matthäus wird im Gegensatz zu vielen anderen Jüngern im apokryphen Thomasevangelium erwähnt, was darauf hindeuten könnte, dass er in der frühen Kirche eine größere Rolle gespielt haben könnte als bisher angenommen wurde.

Die spätere Überlieferung über Matthäus ist undurchsichtig, weil sich oft eine kaum zu entwirrende Vertauschung zwischen den Namen Matthäus und Matthias (Apostel) findet.

Der Legende nach hat Matthäus, nachdem er getötet worden war, als Auferstandener das Evangelium in Äthiopien gepredigt. Es sind jedoch sein Todesort, sein Todesdatum und seine Todesart unbekannt. Manchen Überlieferungen zufolge soll er in Äthiopien den Märtyrertod gefunden haben, anderen Überlieferungen nach soll er in Hierapolis (Parthia) hingerichtet worden sein. Je nach Überlieferung wird von einer Steinigung, einer Verbrennung oder einem natürlichen Tod gesprochen.

Seine Reliquien befinden sich angeblich in der Krypta der Kathedrale von Salerno. Sie sollen von den Langobarden aus Campania dorthin gebracht worden sein.

Ikonographie

In der Bildenden Kunst bleibt die Darstellung des Evangelisten und Apostels seit den frühen Buchmalereien aus dem 8. Jahrhundert recht konstant. Er wird als älterer Mann mit ergrautem, welligen Haar, mit grauem oder weißem Bart dargestellt. Von diesem Bild weichen allerdings Darstellungen aus den Anfängen der byzantinischen Kunst und einige in der byzantinischen Tradition stehende Darstellungen ab, bis sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts auch dort das Erscheinungsbild eines älteren, bärtigen Mannes verfestigt hat. Bekleidet ist er in der mittelalterlichen Kunst mit einem langärmligen tunikaähnlichen Gewand und der Toga.

Wird der Märtyrertod des Apostels dargestellt, so trägt er in Ausnahmefällen auch ein Messgewand wie Albe, Kasel oder Dalmatik, jeweils nach der jeweiligen Mode der Zeit.

Als Evangelist wird er mit den üblichen Attributen dargestellt, d. h. als Schreibender an einem Pult, mit Schreibfeder, mit Buch oder auch mit Buchrolle. Sein vom Tetramorph abgeleitetes Evangelistensymbol, der Mensch oder Menschensohn, wird in figürlichen Darstellungen der bildenden Kunst als menschliche Gestalt, sowohl ohne Flügel als auch geflügelt, d.h. in der Erscheinungsform des Engels dargestellt. Wird die göttliche Inspiration des Evangelisten dargestellt, so fallen bei Matthäus die Person des Inspiranden und das Attribut des „Engels“ zusammen, wie beispielsweise in dem Bild von Rembrandt von 1661.

Attribute in Darstellungen des Matthäus als Apostel sind Hellebarde oder Schwert, sowie die Utensilien eines Zöllners, wie Geldbeutel oder Zählbrett.

Kunstgeschichte (Standbilder u. a.)

Patronate

Altes Wappen von Salerno

Matthäus ist der Schutzpatron der Buchhalter, der Geldwechsler, der Finanz- und Bankleute und der Zöllner. Angerufen wird er in Fällen von Trunksucht.

Matthäus ist der Stadtpatron von Salerno und Patron des Bistums Salerno.

Gedenktag

Die evangelische Kirche feiert am 21. September den „Tag des Apostels und Evangelisten Matthäus“, auch in der katholischen Kirche wird am 21. September das Fest des Apostels Matthäus gefeiert. In der orthodoxen Kirchen findet das Fest am 16. November statt.

Brauchtum

Mit Matthäus sind eine Reihe von Bräuchen, Wetterregeln und Redensarten verbunden. Ist jemand bankrott, so ist im Volksmund bei ihm Matthäi am letzten.

Der 21. September, der Matthäustag, gilt im Bauernkalender als Winteranfang und ist ein „Orakeltag“ für die Wettervorhersage:

  • Wie's Matthäus treibt, es vier Wochen bleibt.
  • Tritt Matthäus stürmisch ein, wird bis Ostern Winter sein.
  • Wenn Matthäus weint statt lacht - er aus Wein oft Essig macht.
  • Die Wintersaat gar wohl gerät, wenn man sie bis Matthäus sät.

In der Niederlanden und in Belgien wird der Matthäustag gelegentlich "Wintertag" genannt.

Siehe auch

Literatur

  • Lechner, M. Matthäus Apostel und Evangelist. In: Lexikon der christlichen Ikonographie. Band 7. Rom, Freiburg, Basel, Wien 1994. Sp. 588-601. ISBN 3-451-22568-9

Weblinks


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