- Meister des Dresdener Gebetbuches
-
Meister des Dresdener Gebetbuches (* um 1450; † kurz nach 1520) war ein flämischer Buchmaler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der nach einem Stundenbuch in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden benannte Dresdener Gebetbuch-Meister ist ein bedeutender Vertreter der flämischen Buchmalerei im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts und im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Nach seiner Ausbildung, die wahrscheinlich in Utrecht erfolgte, kam er um 1470 nach Brügge, wo er zunächst wohl im Atelier des Meisters Anton von Burgund mitarbeitete und bald darauf eine eigene Werkstatt gründete. Im Gefolge des Brügger Aufstandes gegen die französische Fremdherrschaft 1488 zog er über Tournai nach Amiens. Gegen 1495 kehrte er nach Brügge zurück und war dort bis kurz nach 1520 tätig.
Werke
Das Dresdener Gebetbuch (Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.A.311)
Das namengebende Stundenbuch in lateinischer Sprache für den Gebrauch von Rom wurde um 1470 in Brügge geschrieben und illuminiert, möglicherweise für einen italienischen Besteller, wie eine nördlich der Alpen ungewöhnliche Darstellung von Raphael und Tobias auf Bl. 92v, das Wappen der Florentiner Familie Nicolini auf den Schließen des ursprünglichen Ledereinbandes und der 1845 für die Königliche Öffentliche Bibliothek in Dresden getätigte Kauf von dem damals in Florenz wohnhaften italienischen Diplomaten Tommaso Gar (1808–1871) vermuten lassen. Die Handschrift enthielt auf ursprünglich 154 Pergamentblättern mit den Maßen 136 × 100 mm 32 Vollbilder (davon 12 Kalenderbilder) von der Hand des Dresdner Gebetbuch-Meisters mit Bordüren von einem Nachfolger Willem Vrelants. Die Handschrift erlitt 1945 einen schweren Wasserschaden, wodurch die Farben vor allem im Randbereich ausgewaschen wurden. Vier Blätter der Handschrift fehlen heute: Zwei Blätter wurden im frühen 20 Jahrhundert von Friedrich Winkler im Louvre in Paris aufgefunden (Cabinet des Dessins, Inv.Nr. 20694 (Thronende Madonna mit Engeln) und Inv.Nr. 20694bis [Hl. Barbara]), ein drittes Blatt mit der Kreuzigung gilt als verloren und ein viertes Blatt (Bl. 29 mit der Verkündigung an Maria) wurde zwischen 1990 und 2001 herausgerissen und gestohlen.
Weitere Werke
Das von Bodo Brinkmann (1997) zusammengestellte Œuvreverzeichnis umfasst Miniaturen in 52 Handschriften (zumeist Stundenbücher und Breviere, aber auch einige profane Werke wie die Facta et dicta memorabilia des Valerius Maximus) und auf einigen Einzelblättern; außerdem Illustrationen in zwei Inkunabeln (Valerius Maximus, Brügge, um 1477) sowie einige Entwürfe für Kupferstiche zu Colard Mansions Boccaccio von 1476. Der Meister arbeitete zuweilen mit namhaften Künstlern wie Gerard David und Simon Marmion zusammen.
Literatur
- Bruck, Robert: Die Malereien in den Handschriften des Königreichs Sachsen. Dresden: Meinhold, 1906 (Aus den Schriften der Sächsischen Kommission für Geschichte; 11), S. 337–353.
- Winkler, Friedrich: Der Brügger Meister des Dresdener Gebetbuches und seine Werke. In: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen 35 (1914), S. 225–244.
- Brinkmann, Bodo: Die flämische Buchmalerei am Ende des Burgunderreichs: der Meister des Dresdener Gebetbuchs und die Miniaturisten seiner Zeit. 2 Bde., Turnhout: Brepols, 1997 (Ars nova; [1])
Weblinks
Wikimedia Foundation.