- Mensdorff-Pouilly
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Mensdorff-Pouilly ist ein weitverzweigtes, aus Lothringen stammendes Adelsgeschlecht. Es leitet seine Herkunft von der 1395 zur Baronie erhobenen Herrschaft Pouilly bei Stenay ab und besteht heute noch.[1] Das fürstliche Haus Dietrichstein starb 1864 im Mannesstamm aus. Die weibliche Linie des Hauses wurde von den Grafen von Mensdorff-Pouilly als Dietrichstein-Mensdorff-Pouilly[2] fortgesetzt, bis 1964 auch der letzte Fürst dieses Namens starb, der aber eine Tochter hinterließ,[3] deren Sohn heute den Namen Leloire von Dietrichstein-Mensdorff-Pouilly führt.[4]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Herkunft
Das Geschlecht stammt ursprünglich aus Pouilly-sur-Meuse, einem kleinen Ort nord-westlich von Stenay in der französischen Region Lothringen.[5] Die Stammreihe beginnt mit Aubertin de Pouilly, urkundlich erstmals erwähnt 1418.[1] Das Geschlecht trennte sich in mehrere Linien. Die später Mensdorff-Pouilly genannte Linie der Barone Pouilly-Chaufour stand erst in lothringischen Diensten und besaß die Grafschaft Roussy nördlich von Thionville und trug somit auch den Titel der Grafen von Roussy. Den französischen Grafenstand erhielt das Geschlecht de Pouilly mit dem Prädikat de Roussy 1760.[1]
Über Preußen nach Österreich
Albert-Louis Baron de Pouilly et de Chaufour, Comte de Roussy (* 1731; † 1795) diente in der königlichen Armee im Rang eines Maréchal de camp. 1789 wählte ihn der Adel von Verdun als Deputierten bei den Generalstaaten.[5] Nach den Revolutionsereignissen in Paris verließ Albert-Louis mit seiner Familie im Juli 1790 als einer der Ersten Frankreich und begleitete die königlichen Prinzen in die Emigration.[5] Er, seine Frau Marie-Antoinette-Philippine, geborene de Custine (* 1746; † 1800) (sie war die zweite Ehefrau von Graf Albert-Louis), und die Kinder,[5] hatten während der Französischen Revolution 1789, nach dem Namen eines kleinen Dorfes in ihrer Grafschaft Roussy (bei Betzdorf in Luxemburg) den Namen Mensdorff angenommen,[1] um bei einer eventuellen Gefangennahme durch Republikanische Truppen nicht erkannt zu werden.[5] Im Exil vertrat Graf Albert-Louis, im Rang eines General-Lieutenants, die französischen Prinzen dann am Hofe des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II.[5] Mit seinen beiden Söhnen Albert-Louis (* 1775; † 1799), gefallen in Italien in der Schlacht an der Trebbia, und Emanuel (* 1777; † 1852) nahm er 1792 am Feldzug der preußischen Truppen nach Frankreich teil. Emanuel trat am 1. Juli 1793 in kaiserliche Dienste.[5]
Habsburgische Standeserhebungen
Emanuel von Mensdorff-Pouilly heiratete am 22. Februar 1804 Prinzessin Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld (* 1778; † 1835), Tochter des Herzogs Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld.[5] Im Jahre 1818 wurde ihm, Emanuel Comte de Pouilly, als kaiserlich-königlichem Generalmajor und Ritter des Militärischen Maria-Theresien-Ordens in Wien am 29. November der österreichische Grafentitel als von Mensdorff-Pouilly erteilt, das böhmische Inkolat im Herrenstand folgte am 7. Dezember 1839 für denselben als Besitzer von Preitenstein im Bezirk Karlowitz, Tschechien.[1] Eine österreichische Wappenänderung erhielt er als kaiserlich-königlicher Kämmerer, Geheimer Rat, Feldmarschallleutnant und Hofkriegsrats-Vizepräsident in Wien am 26. März 1844.[1]
Ein Dekret vom 27. Dezember 1909 erklärt den jeweiligen Fideikommissherrn auf Preitenstein zum erblichen Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats.[1]
Linie Dietrichstein
Alexander von Mensdorff-Pouilly (* 1813; † 1871), kaiserlich-königlicher General der Kavallerie, österreichischer Außenminister 1864–1866, vermählt seit 1857 mit Alexandrine Gräfin von Dietrichstein-Proskau und Leslie, Tochter des Joseph, 9. Fürsten von Diestrichstein zu Nikolsburg, Grafen von Proskau und Leslie (* 1798, † 1858), erhielt in Primogenitur durch Allerhöchste Entschließung (A. E.) vom 23. Dezember 1868, Diplom Wien 20. März 1869, den österreichischen Fürstenstand als von Dietrichstein zu Nikolsburg, Graf von Mensdorff-Pouilly, mit dem Prädikat Durchlaucht. Die Nachgeborenen Kinder erhielten durch A. E. vom 26. Februar, Diplom Wien 6. April 1887, die österreichische Genehmigung zur Führung des Titels und Namens Graf bzw. Gräfin von Mensdorff-Pouilly-Dietrichstein, die Nachgeborenen des Fürsten Hugo durch A. E. vom 12. Juli, Diplom Wien 3. August 1917 jedoch die österreichische Genehmigung zur Führung des Titels und Namens Graf bzw. Gräfin von Dietrichstein-Mensdorff-Pouilly.[7]
Wappen
Das Stammwappen des Geschlechts zeigt einen (rotbewehrten) blauen Löwen auf silbernem Grund; im Wappen des Diploms von 1844 ist auf dem Schild die Marquiskrone und darauf ein gekrönter Helm mit blau-silbernen Decken, worauf ein silberner Pelikan, seine Jungen mit seinem Blut nährend, darunter ein abflatterndes blaues Band mit dem Feldruf “Sans varier” (Ohne Veränderung). Schildhalter: zwei widersehende goldene Greife; der Wahlspruch des Geschlechts Mensdorff-Pouilly lautet: “Fortitudine et caritate” (Mit Tapferkeit und Liebe).[1]
Wappen Linie Dietrichstein
Der Schild ist geviert: In Feld 1 und4 in Silber ein rot bewehrter blauer Löwe (Mensdorff-Pouilly), 2 und 3 in von Gold und Rot schrägrechts geteilten Felde zwei blanke Winzermesser mit goldenen Griffen (Dietrichstein); auf dem Schild der Fürstenhut.[7]
Prominente Mitglieder
- Emmanuel von Mensdorff-Pouilly (1777–1852), Vizegouverneur der Bundesfestung Mainz 1834;
- Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1778–1835), Ehefrau des vorgenannten, Tante von Königin Victoria und Schwester des ersten belgischen Königs
- Alexander von Mensdorff-Pouilly (1813–1871), österreichischer Außenminister 1864–1866;
- Albert von Mensdorff-Pouilly-Dietrichstein (1861–1945), sein Sohn, Diplomat der österreichisch-ungarischen Monarchie;
- Alfons Mensdorff-Pouilly (* 1953), Großgrundbesitzer, Forstwirt, Waffenhändler und Lobbyist.
Mit Mensdorff-Pouilly verbundene Gebäude
- Palais Dietrichstein-Ulfeld am Minoritenplatz, Wien
- Burg Boskovice (Tschechien)
- Schloss Boskovice (Tschechien)
- Preitenstein, in Nečtiny (Tschechien)
- Nikolsburg, heute Mikulov (Tschechien)
- Ruine Spielberg, in Langenstein (Oberösterreich)
Literatur
- Eddie de Tassigny: Les Mensdorff-Pouilly. Le destin d'une famille émigrée en 1790. Verlag Le Bois d’Hélène, Bihorel 1998.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h GHdA, Adelslexikon Band VIII, Band 113 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1997, S. 432 f.
- ↑ Titel und Name der Nachgeborenen des jeweiligen Fürsten von Dietrichstein, Grafen von Mensdorff-Pouilly: Graf bzw. Gräfin von Dietrichstein-Mensdorff-Pouilly, bis zum 12. Juli (österreichisches Diplom 3. August) 1917 jedoch noch als Graf bzw. Gräfin von Mensdorff-Pouilly-Dietrichstein, vgl. GHdA, Adelslexikon Band II (1974).
- ↑ Stammreihe Mensdorff-Pouilly
- ↑ Stammtafel der Letzten der Linie Dietrichstein-Mensdorff-Pouilly
- ↑ a b c d e f g h Biographie Emanuel Graf Mensdorff-Pouilly
- ↑ Nachfahrenreihe Emmanuel, Graf von Mensdorff-Pouilly (* 1777; † 1852)
- ↑ a b GHdA, Adelslexikon Band II, Gesamtreihe Band 58, C. A. Starke Verlag, Limburg/L. 1974, S. 485
Kategorien:- Österreichisches Adelsgeschlecht
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