Mercedes-Benz M 100

Mercedes-Benz M 100
Motor M 100

Der Motor M 100 ist ein Ottomotor mit acht Zylindern in V-Stellung von Mercedes-Benz. Es war der erste Mercedes-PKW-Achtzylinder nach dem Krieg.

Verwendung fand er in den 1960er- und 1970er-Jahren im Repräsentationswagen Mercedes 600 und in den Spitzenmodellen zweier S-Klassen, im 300 SEL 6.3, Mercedes 450 SEL 6.9 und teils im „1000 SEL“. Die Fertigung wurde 1982 eingestellt.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Der Motor ist wassergekühlt und hat eine Nockenwelle pro Zylinderbank und zwei Ventile je Zylinder, die in einer Reihe stehen und etwas zur Einlassseite (im Zylinder-V) geneigt sind, wodurch sich keilförmige Brennräume ergeben. Die Kurbelwelle ist fünffach gelagert. Der Motorblock besteht aus Grauguss und die Zylinderköpfe aus Aluminium-Druckguss. Die Maschine hatte ursprünglich eine aufwändige mechanische Benzineinspritzung.

In dieser Version wurde er im Mercedes 600 und 300 SEL 6.3 eingebaut:

  • Bohrung 103 mm, Hub 95 mm, Hubraum 6332 cm³
  • Verdichtung 9,0:1
  • Mechanische Saugrohr-Einspritzung mit 8-Stempel-Pumpe von Bosch
  • Leistung 184 kW (250 PS) bei 4000/min
  • Drehmoment 503 Nm bei 2800/min

Ab 1975 wurde die Maschine mit größerem Hubraum und mehr Leistung im Modell 450 SEL 6.9 der Baureihe W 116 angeboten. Gleichzeitig erfolgte die Umstellung von der komplizierten Achtstempel-Einspritzpumpe auf die einfachere Bosch K-Jetronic, und der Motor bekam eine Trockensumpfschmierung.

  • Bohrung 107 mm, Hub 95 mm, Hubraum 6834 cm³
  • Verdichtung 8,8:1
  • Bosch K-Jetronic-Benzineinspritzung
  • Leistung 210 kW (286 PS) bei 4250/min
  • Drehmoment 550 Nm bei 3000/min

Reputation

Bis zum Erscheinen der hubraumvergrößerten Mercedes-Zwölfzylinder-Modelle (AMG- und Brabus-Modelle mit 7,3 Litern) waren die M-100-Motoren die hubraumgrößten im Nachkriegs-Deutschland gebauten PKW-Motoren. Nur die US-amerikanischen „Big Block“-Motoren von General Motors/Chevrolet und die Motoren der russischen ZIL-Repräsentationswagen konnten seinerzeit diesen Mercedes-Motor beim Hubraum auf die Plätze weisen, jedoch bei einfacherer Technik.

Pkw mit dem M 100

600 (W 100)

Mit dem Erscheinen des Mercedes 600 und dessen Motorleistung von 250 PS standen die englischen Repräsentationslimousinen von Rolls-Royce in ihrer Motorleistung nur noch an zweiter Stelle („sufficient“ – ausreichend, hatte Rolls-Royce stets angegeben, es waren etwa 210 PS aus 6250 cm³, später 6750 cm³). Die Fahrleistungen des 600er entsprachen trotz des enormen Gewichts von 2475 bis 2710 kg (Leergewicht fahrbereit/ohne Fahrer) in etwa dem des bisherigen 300 SL Roadster oder dem aktuell neuen Sportwagen bei Daimler, dem 230 SL

300 SEL 6.3 (W 109)

Einen Tick obenauf setzte dann 1968 die Verwendung des geringfügig modifizierten Triebwerks im Spitzenmodell der Baureihe W 108/109, die (mit Sechszylindermotoren) knapp 1,6 Tonnen wog. Mit dem M 100, der mit allen Aggregaten allein ohne das obligate Automatikgetriebe bereits mehr als 400 kg wiegt, brachte das Fahrzeug 1780 kg auf die Waage, was im Vergleich zu heutigen Oberklasse-Wagen nicht viel ist, die oft schon die Zweitonnen-Grenze überschreiten.

Die Konstruktion dieses Wagens geht auf eine Anregung des Mercedes-Fahrversuchsleiters Erich Waxenberger zurück.

Das Erscheinen löste einen kleinen Boom dieser nach damaligen Begriffen extrem schnellen und bärenstarken Luxuslimousine aus. Die ausgelieferte Stückzahl war mit 6.526 Fahrzeugen nur vierstellig; das Prestige des Fahrzeugs war aber durch viele Prominente der 1960er-Jahre gewährleistet: Unter anderem besaßen Peter Alexander, Hildegard Knef und Udo Jürgens diesen komfortablen und leistungsstarken Wagen.

Auch die ersten Tuner nahmen sich des Autos an; mit einer Hubraumerweiterung auf 6,8 Liter und Leistungen zwischen 320 und 340 PS nahm das junge Unternehmen AMG mit großem Erfolg an Tourenwagenrennen teil; der große Motor war für diesen Einsatz und für Leistungserhöhungen sehr gut geeignet.

450 SEL 6.9 (W 116)

Eine weitere Steigerung erhielt der Einsatz dieses Motors mit dem Pkw-Modell W 116 (S-Klasse ab 1972). Das Spitzenmodell zu 69.930 DM (Grundpreis 1975) hatte nun einen Hubraum von über 6,8 Litern bei zusätzlichen 36 PS, mehr als der 6,75-l-Rolls-Royce. Obwohl der Wagen nun 1935 kg wog (Leergewicht fahrfertig ohne Fahrer; in Grundausstattung, die bereits Automatik, Klimaanlage und hydropneumatische Federung umfasste), war das Leistungsgewicht mit etwa 9,2 kg/kW (6,8 kg/PS) nochmals niedriger als beim Vorgänger. [1]

Die Höchstgeschwindigkeit betrug lt. Werk 225 km/h. Die Schweizer Zeitschrift Automobil-Revue testete die Höchstgeschwindigkeit 1978 mit 238 km/h. Ein solches Fahrzeug wurde bei einem Fahrtest quer durch Westeuropa für seinen großvolumigen Motor von der englischen Fachzeitschrift „Road & Track“ mit dem Überschriftentitel „Colossus of the Road“ belegt.

„Trasco 1000 SEL“ (V 126)

Auch nach der Ablösung der 116er-Serie wurden für einzelne Zielländer noch diese Motoren in eine gestreckte Version das Nachfolgemodell eingebaut. In Deutschland und in ganz Europa wurde dieser Motor nicht mehr in Neuwagen ausgeliefert, aber die arabischen Länder erhielten im Modell V 126 noch einige Jahre lang auf Sonderwunsch diesen großvolumigen Motor. Diese Modelle nannte der Importeur „Trasco 1000 SEL“, um sie von den sonstigen Spitzenmodellen „500 SEL“ und „560 SEL“ abzuheben. Daimler-Benz will offiziell von der Existenz dieser „1000 SEL“ nichts wissen, da es sich um unautorisierte Umbauten auf einen „falschen“ Motor handele. In den Emiraten jedoch war die Zahl dieser Fahrzeuge dreistellig.

Andere Umbauten

Es existieren einige Umbauten anderer Mercedes-Modelle auf diesen Motortyp, unter anderem bauten einige Sportwagenbesitzer ihre Coupés der Reihe 107 darauf um. Diese Umbauten sind jedoch wegen der nochmals beengteren Platzverhältnisse im Motorraum schwierig zu warten.

Oldtimer

Aus Gründen der Fahrleistung kauft heute niemand mehr ein altes Auto mit dem M-100-Motor; hierzu gibt es weitaus preiswertere Zugänge über neuere starke Fahrzeuge. Alle genannten Mercedes-Serien-Fahrzeuge mit diesem Motortyp M 100 genießen jedoch als Spitzenmodelle ihrer jeweiligen Zeit unter den Liebhabern alter Fahrzeuge einen guten Ruf. Dementsprechend sind die Liebhaberpreise von Fahrzeugen mit diesem hubraumstarken Motor mittlerweile in hohen fünfstelligen Regionen angelangt.

Weblinks

  • vechtamotors.com Spezialbetrieb für Mercedes-Restaurationen; Website mit Fotos restaurierter Motoren

Einzelnachweise

  1. Rohde/Koch: Typenkompass Mercedes-Benz Personenwagen 1945–1975, 1. Auflage 2000, S. 127, ISBN 3-613-02019-X

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