Mijk van Dijk

Mijk van Dijk

Mijk van Dijk (* in Soltau; eigentlich Michael van den Nieuwendijk) ist ein deutscher DJ und Musikproduzent elektronischer Musik aus Berlin.

Zu Beginn vor allem in Bands engagiert (u.a. als Bassist in norddeutschen Funkbands und der Berliner Gruppe Jetzt!, einer Band aus dem Fast Weltweit-Umfeld), entdeckte er in der späten 1980er-Jahren seine Leidenschaft für Synthesizer und Drumcomputer und als die erste House-Welle Europa erreichte, wurde er zum begeisterten Partygänger in Clubs wie beispielsweise dem Ufo. Im Herbst 1988 gründete er zusammen mit Hannes Talirz ein Projekt zur Produktion eigener House-Tracks. Als Journalist arbeitete er für die Szenezeitschriften Frontpage und Network Press.

1990 veröffentlichte Mijk van Dijk seine erste Soloproduktion LoopZone - Hate/Les Enfants Du Paradis auf dem Plattenlabel Low Spirit. Während der Hardcore Techno-Welle 1991 veröffentlichte Mijk zusammen mit DJ Tanith, immer noch unter dem Pseudonym Loopzone. Später gründen beide zusammen mit Jürgen Laarmann das Plattenlabel Bash-Records. Nach dem Wechsel zum Label MFS im Jahre 1992 veröffentlichte unter den Pseudonymen Microglobe und Mindgear. Im selben Jahr beginnt er seine Tätigkeit als DJ und veröffentlichte zusammen mit Cosmic Baby die weltweit erste gemixte Trance-Compilation (Tranceformed from beyond). Ein Jahr darauf gründete van Dijk zusammen mit Marcos Lopez das Projekt Marmion und hat auf dem Label Superstition Records zwei große Clubhits (Schöneberg und Firechild). Es folgte unter anderem auch eine Zusammenarbeit mit DJ Hell, aus der zwei Tracks entstanden, die auf Hells Album Geteert & gefedert zu finden sind.

Sein erstes Album erscheint 1994 unter dem Pseudonym Microglobe mit dem programmatischen Titel Afreuropamericasiaustralica auf MFS und ist ein Konzeptalbum, das van Dijk’s Sorge um den Zustand des Planeten Erde widerspiegelt. Die Texte der Techno-Trance-House-und-Ambient-Stücke drehen sich um Umweltverschmutzung, Fremdenfeindlichkeit und die Sehnsucht nach einem verantwortungsvolleren Umgang miteinander. Dazu nutzt van Dijk sowohl mit dem Vocoder verfremdete Stimmen, Sampling und gesprochene Texte. Alle Stücke sind in einem Non-Stop-Mix zusammengemischt. Harddisk-Recording war 1994 noch nicht verbreitet und deshalb arrangierte er alle Stücke bereits in der Produktionsphase so, dass sie im Mastering-Prozess perfekt aneinandergeschnitten werden können. Das fertige Master war allerdings mit über 84 Minuten zu lang für eine CD und so musste van Dijk das fertige Album nochmals um 8 Minuten kürzen. Dieses Album brachte Mijk van Dijk sehr viel Anerkennung ein. 2010 veröffentlichte er das Album erneut, diesmal digital und in ungekürzter Version als Director’s Cut auf seinem eigens dafür gegründeten Label environ-mental recordings.

Im Jahr 1995 remixte van Dijk für Künstler wie Moby und The Hypnotist und schrieb den Soundtrack für den computeranimierten Videofilm Escape to Trancecyberia des damals noch jungen Labels Studio K7. 1997 komponierte er Teile der Filmmusik für das Kino-Debüt des Regisseurs David Jazay (Kiss my blood). In diesem Jahr begann er auch, Platten unter seinem DJ-Pseudonym Mijk van Dijk zu veröffentlichen.

Währenddessen tourt er als DJ durch ganz Europa und bis nach Australien und Japan. Gerade in Japan wird er zu einem der bekanntesten internationalen DJs. Kollaborationen mit japanischen DJs wie Takkyu Ishino und Toby Izui sowie Veröffentlichungen auf japanischen Labels wie Sony und Frogman Records folgten. 1995 produzierte er 2 Stücke zum Soundtrack der Sony Playstation-Adaption zu „Ghost In The Shell“. Als großer Fan von Masamune Shirow wünschte sich Mijk van Dijk eine Shirow-Arbeit als Cover Artwork für seine Mix-Compilation Multi Mijk auf Sony Music Japan. Shirow steuerte eine seiner ersten CAD-Graphiken bei. Weitere Soundtracks für Sony Playstation 2-Spiele folgten, wie das Autorennspiel Ridge Racer V und die Kampfroboter-Simulation Armored Core 2. Sein größter Hit in Japan aber wird sein Remix für das Lied Niji der japanischen Techno-Popband Denki Groove um Takkyu Ishino und Pierre Taki.

1996 wird der Titel „Spring: The Wildlife“ von van Dijk’s Single Mijk’s Magic Marble Box – The 4 Seasons Of The Mind für den deutschen TV-Werbe-Spot für den Renault Mégane verwendet.

Sein erstes Album unter eigenem Namen erscheint 1997 auf Superstition Records unter dem Titel „Glow“. In Interviews beschreibt van Dijk es als Weiterführung des Gedankens von Afreuropamericasiaustralica, nur das es diesmal nicht um die äußere, sondern die innere Welt gehe. In den Texten beschäftigt er sich mit Bewusstsein und Unterbewusstsein, einige Texte scheinen beeinflusst von japanischen Manga wie „Ghost In The Shell“ und in dem Stück „The Eternal Afterhour Of The Soul“ reflektiert van Dijk über mögliche Existenzformen nach dem Tod, offensichtlich beeinflusst vom Tode seines Vaters.

Auf der Berliner Loveparade war van Dijk ein häufiger Gast. 1997 organisierte er ein Lovemobile zusammen mit dem Berliner Ensemble. Auf einem ausrangierten russischen T-34-Panzer rezitierten Schauspieler des Berliner Ensembles Texte aus der Walpurgisnacht-Szene von Goethes Faust, die Goethe seinerzeit einer Selbstzensur unterworfen hatte. Dazu spielte van Dijk Musik mit Hilfe des Videospiels „Depth“ auf einer Sony Playstation.

1998 erscheinen auf Superstition Kollaborations-Maxi-Singles mit Thomas Schumacher und Claude Young als Vorboten für van Dijk’s 3.Album Teamwork, dass 1999 erscheint. Es besteht ausschließlich aus Co-Produktionen mit befreundeten DJs und Produzenten. Im gleichen Jahr widmet sich van Dijk einem weiteren Kunstprojekt: für die 100. Veröffentlichung des Labels Superstition Records komponierte er den Track „Super 100“, der nur aus Samples der ersten 99 Superstition-Veröffentlichungen bestand. Dieses Konzept führte er 2003 zum 10.Geburtstag des Labels fort mit „Decade – The Mix: Ten Years Of Superstition“. Mit Hilfe der Musik-Software Ableton Live produzierte er eine Mix-CD, die nur aus Fragmenten bisher veröffentlichter Superstition-Veröffentlichungen bestand. Sowohl bei „Super 100“ wie auch „Decade“ betonte van Dijk, das er wie im Genre des sogenannten Bastard Pop lediglich Ausgangsmaterial nutze, das auch jedem anderen zur Verfügung stand, der die entsprechenden Platten besaß. „Decade“ war die letzte Veröffentlichung des Labels Superstition Records. Vorher erschien 2002 auf Superstition Records noch Van Dijk’s bis dato letztes Artist-Album „Everyground“.

Ein weiteres bemerkenswertes Projekt war 2002 Mijk van Dijk’s Beteiligung an der CD „The Kinski Files“. Die beteiligten Produzenten erhielten Zugriff auf Originalmitschnitte von Klaus Kinskis berühmter Jesus Christus Erlöser-Rezitation von 1971, was um so bemerkenswerter ist, da die Veröffentlichung des Originalmaterials von den Erben Kinskis 1999 noch verboten wurde. Mijk van Dijk produzierte für die CD das Stück „Tanz den Jesus Christus“, betitelt in Anlehnung an die von ihm verehrte NDW-Gruppe DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft) mit O-Tönen von Klaus Kinski.

Ab 2006 veröffentlichte van Dijk dann wieder regelmäßig Maxi-Singles, u.a. mit Tom Wax und Martin Eyerer sowie unter dem Pseudonym Plato. Ebenso begann er wieder mit DJ Hell Remixes und Mix-Compilations zu produzieren. Außerdem erstellte er Musik für Modeschauen, u.a. für Berliner Modelabel wie Sisi Wasabi, Claudia Skoda, Majaco, Scherer-Gonzalez und Macqua, sowie das Londoner Label Maharishi. Mit DJ Hell produzierte er die Musik für die Modeschauen von Michael Michalsky und Joop. Außerdem co-produzierte er 2 Titel auf DJ Hells Album „Teufelswerk“ von 2009.

2008 erscheint die DVD „We Call It Techno“, eine Dokumentation der ersten Techno-Jahre in Deutschland. Auch Mijk van Dijk wird hier interviewed. Sein Remix von Frankie Bones „We Call It Techno“ (erschienen 2000 auf Bash Again-Records) taucht fälschlicherweise als Original bezeichnet mehrmals auf der DVD auf.

2010 besann sich Mijk van Dijk wieder auf seine Wurzeln in Funkbands und widmete sich dem sogenannten „NuFunk“. Er gründete mit dem Sänger Florian Schirmacher (u.a. auch in den Gruppen Wareika, Federleicht, Hatikvah) die Gruppe „The Chaenge“ und etablierte das eigene Solo-Projekt „mijkfunk“. Mit beiden Projekten produziert er neuen Funk mit starken Einflüssen von Electro, u.a. auf seinem eigenen Label „nuFunkFiles“. Außerdem präsentiert er die Radiosendung „motherfunk“ bei BLN.FM sowie eine Internetradio-DJ-Mixshow beim Berliner Visual Radio Sender „place2be“.

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