Milchvieh

Milchvieh
Milchkuh beim Weiden
Mühlviertler Milchkuh in der Nahaufnahme

Die Milchkuh ist ein weibliches Hausrind, das für die Produktion von Milch gezüchtet wird.

Inhaltsverzeichnis

Milchkuhhaltung: Methoden und Ziele

Eine Kuh gibt nicht automatisch und nicht dauerhaft Milch. Erst nach der Geburt eines Kalbes (Kalbung) setzt die Milchproduktion ein. Das erste Kalb kann eine Kuh mit ca. zwei Jahren (Erstkalbe-Alter) bekommen und danach wird ein Kalb pro Jahr angestrebt, um eine kontinuierliche Milchleistung zu erreichen. Auch längere Zwischenräume sind möglich, wirken sich aber ungünstig auf die Milchleistung aus. Das Erstkalbe-Alter ist von Rasse zu Rasse etwas unterschiedlich und kann bei einzelnen Landrassen bei über vier Jahren liegen. Üblich sind Einlingsgeburten, d. h. ein Kalb je Geburt, es sind aber auch Zwillinge und noch mehr Kälber je Geburt möglich.[1]

Heute werden die meisten Rinder künstlich besamt. Durch die künstliche Besamung können die Landwirte hochwertige Bullen gezielt einsetzen, ohne selber einen Deckbullen halten zu müssen. Dadurch kann jeder interessierte Landwirt am Zuchtfortschritt teilhaben. Auch ist das Risiko der Übertragung von Krankheiten bei der Besamung wesentlich geringer als beim Natursprung.

Zur Regeneration des Euters, aber auch zur Vorbereitung des Muttertieres auf die folgende Laktation wird die Milchkuh etwa sechs Wochen vor der Kalbung trockengestellt, also nicht mehr gemolken. In dieser Zeit können Infektionen ausheilen, was zu einer Verbesserung der Milchqualität führt.[1]

Nach der Geburt wird in modernen Haltungssystemen aus hygienischen Gründen das Kalb vom Muttertier getrennt. In den ersten Tagen bekommt es die Milch der Mutter (Kolostrum), welche lebenswichtige Antikörper zur Abwehr von Infektionskrankheiten enthält. Später werden die Kälber mit Milchaustauscher aufgezogen. Männliche Jungtiere werden vielfach an Mastbetriebe verkauft, während die weiblichen Jungtiere frühestmöglich auf Festfutter umgestellt werden, um durch eine optimale Entwicklung der Vormägen möglichst leistungsfähige Milchkühe heranzuziehen.

Die Trächtigkeit einer Milchkuh dauert im Schnitt 280 Tage. Mit der Geburt setzt die Milchproduktion (Laktation) wieder ein. Diese steigert sich in den ersten sechs Wochen nach der Kalbung auf 25 bis 60 kg/Tag und fällt dann bis zur nächsten Kalbung wieder ab (Laktationskurve).[1]

Fütterung von Milchkühen

Eine Kuh kann bis zu 17.000 kg Milch im Jahr geben, die Durchschnittsmengen unterscheiden sich nach Region und Rassen. Leistungsstarke Betriebe haben einen Herdendurchschnitt von bis zu 11.000 kg. Je höher die Leistung, desto schwieriger wird es, die Kuh bedarfsgerecht zu füttern. Wird eine Hochleistungskuh nicht bedarfsgerecht gefüttert, sind zahlreiche Erkrankungen und eine verminderte Nutzungsdauer die Folge.[2]

Ein leistungsfähige Rasse unter den Milchkühen ist Holstein-Friesian. Zunächst stand züchterisch die Milchleistung im Vordergrund. Wertbestimmend war einmal die Milchmenge, aber auch der Fettgehalt (siehe Jersey-Rind). Heute ist neben der Menge auch der Milcheiweißgehalt entscheidend für den Preis der bei den Molkereien erzielt wird. Entsprechend hat sich das züchterische Engagement auf diesen Milchinhaltsstoff konzentriert. Bei den Zweinutzungsrassen, wie z. B. dem Fleckvieh ist außer der Milch- auch noch die Fleischleistung von Bedeutung.

Hochleistungsmilchkühe werden im Schnitt schon nach zwei bis drei Laktationen geschlachtet. Ursache sind Fruchtbarkeitsprobleme, Eutererentzündungen und ortopädische Erkrankungen, insbesondere der Klauen.[2] Große Euter sind in der Regel kein Hinweis einer hohen Milchleistung, sondern auf eine Schwäche des Bindegewebes und Zentralbandes zurückzuführen.

Generell gilt, dass die Milch einen möglichst geringen Gehalt an Keimen und Zellen aufweisen sollte. Hohe Keimgehalte weisen im allgemeinen auf Fehler beim Reinigen der Melkanlage oder bei der Milchkühlung hin. Hingegen ist die erhöhte Zellzahl ein Hinweis auf Erkrankungen des Euters. Diese Zellen des Immunsystems, werden als Folge akuter oder chronischer bakterieller Infektionen des Euters vom Organismus in die Milch abgegeben. Die Ursachen für Euterentzündung sind sehr vielfältig. Mangelhafte Hygiene im Stall und beim Melken, ungeeignete Melktechnik, eine zu lange Melkdauer (Blindmelken), Ansteckung durch andere Kühe über die Melkmaschine bis hin zu schlechten Futterqualitäten und angeborenen Mängeln beeinträchtigen die Eutergesundheit und damit die Milchqualität.

Milchproduktion in verschiedenen Ländern

In Europa geht die Kuhzahl bei gleichzeitigem Anstieg der Milchleistung zurück, weil es wirtschaftlich rentabler ist, die Milchmenge mit möglichst wenig Kühen zu erzeugen.

In Österreich und der Schweiz, wo der Familienbetrieb und die Sömmerung/Alpung die Massentierhaltung überwiegt (Schweiz 2003: Herdengröße 15,9 Kühe)[3], folgt der Viehbestand diesem Trend, nicht aber wegen der Milchleistung, sondern dem Bauernsterben, in den letzten Jahren stabilisiert sich die Lage, die Milchproduktion folgt primär den Regelungen zur Milchquote/Milchkontigentierung.

  • In Österreich wurden 2007 von 526.000 Milchkühe (-1,3 % zu 2006) rund 3.155.000 t Rohmilch produziert (+ 0,3%), die durchschnittliche Jahresmilchleistung je Tier lag bei 6.000 kg (+1,6%).[4]

Weblinks

Deutschland:

Schweiz:

Einzelnachweise

  1. a b c Josef Galler: Laktationskurvenverlauf richtig managen!. In: Beratung A-Z > Milchwirtschaft. Lebensministerium LANDnet. Abgerufen am 29. März 2009.
  2. a b S. Wegmann: Wirtschaftliche Milchproduktion und Tierwohl - ein Widerspruch im Zuchtziel?. In: Schweizerischer Holsteinzuchtverband, Posieux (Hrsg.): Tierhaltung im Spannungsfeld zwischen Ökonomie - Ökologie - Tierwohl. Tagung Schweizerische Vereinigung für Tierproduktion (SVT), 14. April 2005 (pdf). 
  3. Franz Sutter: Bedeutung und Verbreitung der Milchviehhaltung in der Schweiz. Daten Milchkühe. In: agrigate.ch (Hrsg.): LBL. 2005 (pdf). 
  4. Kuhmilcherzeugung und -verwendung 2007. In: Land- und Forstwirtschaft → Viehbestand, tierische Erzeugung → Milch. Statistik Austria. Abgerufen am 30. März 2009.

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